Spurensuche auf dem Gelände der Gedenkstätte Ahlem

Neukonzeption soll alte Fundamente sichtbar machen

Spurensuche auf dem Gelände der Gedenkstätte Ahlem: Im Auftrag der Region Hannover haben in dieser Woche Archäologen Grabungen auf dem Terrain durchgeführt. Mit Erfolg: Im Erdreich fanden sie die Fundamente des früheren Zentralgebäudes der ehemaligen Israelitischen Gartenbauschule. Einst international anerkannte Ausbildungsstätte, wurde die Einrichtung 1941 von den Nationalsozialisten zur zentralen Sammelstelle für Deportationen in die Konzentrationslager umfunktioniert, später als Ersatzgefängnis, Hinrichtungsstelle und KZ-Außenstelle missbraucht.

„Ahlem wurde für die Menschen jüdischen Glaubens vom Ort der Hoffnung zum Ort der Verfolgung“, sagt Stefanie Burmeister, Leiterin der Gedenkstätte und Mitarbeiterin des Teams Kultur der Region Hannover. „Deshalb ist der Ort in seiner historischen Bedeutung einmalig.“ 1893 von Alexander Moritz Simon gegründet, eröffnete die Israelitische Gartenbauschule jungen Menschen jüdischen Glaubens eine Chance auf Integration in der nichtjüdischen Welt und auf einen Beruf außerhalb der hergebrachten Rollenmuster. „Ahlem ist ein thematisch höchst komplexer Ort und umfasst nicht nur das Gedenken an die Opfer und die Auseinan-dersetzung mit den Tätern, sondern erinnert auch an ein erfolgreiches Kapitel deutsch-jüdischer Geschichte vor der NS-Zeit“, sagt Stefanie Burmeister.

Dieser besonderen Bedeutung will die Region als Trägerin der Gedenkstätte auch in Zukunft Rechnung tragen. Für die geplante Neukonzeption hat eine Fachkommission Empfehlungen erarbeitet, die die Forderung nach einer Grundsanierung des Gebäudes, ein pädagogisches Konzept und eine neue Dauerausstellung umfassen. Mit der Sondage ist die Region jetzt einer weiteren Empfehlung der Fachkommission gefolgt. „Uns war wichtig, bei den Baumaß-nahmen, die in Zukunft anstehen, keine historischen Spuren zu zerstören“, sagt Archäologin Ute Bartelt vom Fachbereich Bauen der Region. „Die Voruntersuchung gibt uns mehr Pla-nungssicherheit, da wir nun wissen, was sich noch im Boden erhalten hat, und dies in den weiteren Planungen entsprechend berücksichtigen können.“

„Für uns ist das eine großartige Chance, das komplette Gelände in den Blick zu bekommen und die historischen Funde sichtbar zu machen“, ergänzt Stefanie Burmeister. Denn das soll Bestandteil der Neukonzeption sein: „Man könnte zum Beispiel mithilfe der Bepflanzung die alten Grundrisse an der Oberfläche kennzeichnen oder durch ein historisches Fenster den Blick auf die Fundamente öffnen“, sagt die Leiterin der Gedenkstätte. Konkrete Entwürfe gibt es derzeit noch nicht. Sie sollen das Resultat einer Art Wettbewerb sein, den die Region plant.

Am 2.10.2009 wurde der Ausgrabungsbereich zunächst wieder zugeschüttet, um den Fund zu konservieren.

 

PM: Region Hannover