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Ehrengrabanlage auf dem Stadtteilfriedhof Misburg wird offiziell eingeweiht

Die Ehrenanlage mit Grabtafeln für zehn ZwangsarbeiterInnen osteuropäischer Herkunft auf dem Stadtteilfriedhof Misburg wird am Freitag, dem 13. November, 11 Uhr, der Öffentlichkeit in einer kleinen Gedenkfeier mit VertreterInnen des Bezirksrats Misburg-Anderten, der Arbeitsgemeinschaft Misburger und Anderter Vereine e.V. und des Bereichs städtische Friedhöfe offiziell übergeben. Eingeladen sind außerdem die beteiligten HistorikerInnen, VertreterInnen des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge und der ausführende Steinmetzbetriebe. Interessierte EinwohnerInnen sind ebenfalls herzlich eingeladen.

Die Grabanlage besteht aus drei Platten in Wesersandstein und ist vollständig von einer Einfassung umgeben, da auch die Lage der einzelnen Gräber nicht genau recherchiert werden konnte. Zwei der Grabplatten tragen die Namen der Opfer, auf der mittleren Grabplatte wird erklärt, wer in dieser Ehrenanlage bestattet ist.
Lange Zeit war auf dem Friedhof an der Stelle, wo die ZwangsarbeiterInnen während und nach der Zeit des Zweiten Weltkriegs ihre letzte Ruhestätte gefunden hatten, nur Rasen sichtbar. Nichts deutete darüber hinaus darauf hin, dass an dieser Stelle jemals Beisetzungen stattgefunden hatten, auch nicht, dass diese Grabstätten in der Gräberliste gemäß Gräbergesetz (als anerkannte Kriegsgräberstätten) enthalten waren.

Mit jungen MitarbeiterInnen der Friedhofsverwaltung, die von den Folgen des Naziregimes und den Schrecken des Zweiten Weltkriegs nicht direkt betroffen waren, kamen dann in jüngster Zeit folgerichtig Fragen auf. Im Belegungsplan stand zu lesen: "5 Kriegstote und Zubettungen am 1.11.1965" – Warum gab es keine Grabmale, wenn es doch Kriegstote waren, die in der Gräberliste enthalten sind? Wieso ist die Zahl der Zubettungen nicht benannt? Stimmen die Daten?

Erste Anfragen dazu starteten bereits 2002, blieben allerdings zunächst ergebnislos. Außerdem blieb noch die Frage der Finanzierung einer Gedenkstätte offen. 2007 fiel dann der Startschuss zu konkreten Maßnahmen, da vom Land Mittel für die Instandsetzung von Gräbern der Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft zur Verfügung gestellt werden konnten. Da auch die bestehende Kriegsgräberstätte in Misburg sanierungsbedürftig war, wurden gleich für beide Maßnahmen Mittel angemeldet und auch bewilligt. Für die Ehrenanlage der Bombenopfer wurden für Sanierungsmaßnahmen dann knapp 16.000 Euro ausgegeben, für die Herstellung der Ehrenanlage für die Zwangsarbeiter standen 10.000 Euro zur Verfügung.

Anfang 2008 wurden, parallel zur Entwicklung der Gesamtgestaltung durch die Friedhofsverwaltung, die Recherchen zu den Namen und weiteren Hinweisen auf das Schicksal der hier Bestatteten wieder aufgenommen. Mit Unterstützung von HistorikerInnen und dem Standesamt konnten neun der zehn Toten zumindest in Bezug auf die richtige Schreibweise bestätigt werden. In Archivmaterial zu Bombenangriffen auf Misburg fanden sich auch Hinweise auf ums Leben gekommene Tschechen und Polen zwischen 1940 und 1945, leider ohne namentliche Nennung. Nur von zwei Russinnen aus dem Gemeinschaftslager der Norddeutschen Portlandzement konnten auch die Namen bestätigt werden. Sie wurden 1945 offensichtlich tot aus Trümmern geborgen.