Torffreie Erden dem Moorschutz und Klimaschutz zuliebe

Hochmoortorf gehört nicht in den Blumentopf, sondern ins Moor!
BUND wirbt für Blumenerden ohne Torf für den täglichen Gebrauch, um die fortschreitende Naturzerstörung der europäischen Hochmoore zu bremsen.

Osterzeit ist Pflanzzeit. In Gartenmärkten wird diese Tage säckeweise reiner Hochmoortorf als angeblich wertvolle Gartenerde gekauft und in den Garten geschüttet oder zum Füllen für Kübel und Balkonkästen. Hochmoortorf ist ein nährstoffarmes, sehr saures Naturmaterial, das mit Kunstdünger zur Nährstoffversorgung und Kalk zur Erhöhung des pH-Wertes angereichert wird. Nur dann ist das saure Substrat für die meisten Pflanzen überhaupt geeignet. „Hochmoortorf gehört nicht in den Blumentopf, sondern ins Moor! Rund 25 Prozent des Torfs landet in Balkonkästen und im Garten – anders ausgedrückt, wertvolle Hochmoore verschwinden in unseren Balkonkästen auf Nimmerwiedersehen. Das muss nicht sein, denn es gibt Alternativen: Torfreie Erden auf Basis von Qualitätskompost", wirbt BUND Gartenexperte Klaus Hennemann. Deshalb hat der überzeugte Naturschützer Hennemann auch in diesem Jahr in der Region Hannover wieder recherchiert, in welchen Gartencentern und Baumärkten es auch torffreie Blumen- und Pflanzerde gibt. Selbst für sogenannte Moorbeetpflanzen wie Rhododendren gibt es torffreie Alternativen!

Außerdem bietet der BUND eine praktische Arbeitshilfe an, wie sich eine Erde ganz einfach selber mischen lässt auf Basis von Kompost, der alten gebrauchten Erde sowie Rindenhumus und wertvollem Naturdünger. BUND Gartenexperten testen seit Jahren eigene Erdenmischungen ohne Torf erfolgreich für verschiedene Kulturen im Garten. Wichtigster Bestandteil ist stets der eigene Kompost: Wer keinen eigenen hat, kann kostenlos Qualitätskompost von aha in Lahe auf der Deponie abgeholen. (Privatpersonen maximal 1m3 am Tag). Alle Informationen sind sowohl als Flyer beim BUND kostenlos erhältlich oder stehen auf der BUND Website unter www.bund-hannover.de im Themenbereich „Naturgarten".

 Bezugsquellen torffreie Erden

Zum Hintergrund Moorschutz:

Die Fläche der Hochmoore in Niedersachsen, wo einst 90 Prozent der deutschen Torfvorkommen lagen, schrumpfte bis heute von 330.000 ha auf weniger als ein Zehntel durch Torfabbau und Landwirtschaft. Dem Einsatz von Naturschützern ist es zu verdanken, dass die letzten Reste der norddeutschen Hochmoore – so auch in der Region Hannover – unter Schutz gestellt wurden. So stehen Teile der Hannoverschen Moorgeest heute unter europäischem Schutz nach der Flora-Fauna-Habitat (FFH-) Richtlinie. In anderen Hochmooren Niedersachsens wird jedoch immer noch industriell Torf abgebaut. So drohen durch das neue Landesraumordnungsprogramm neue Vorrangflächen für den Torfabbau, vor allem unter Grünland. Grünland schließt in vielen Regionen direkt an FFH-Gebiete sowie wiedervernässte Hochmoore an. Durch Entwässerungsmaßnahmen während des Torfabbaus sind diese Gebiete massiv gefährdet oder beeinträchtigt. Der BUND fordert daher, diese besonders wertvollen Hochmoor-Grünlandflächen wieder zu vernässen und Hochmoore wachsen zu lassen und ihnen aus Klimaschutzgründen die Funktion von Stoffsenken zurückzugeben. Dies ist nicht nur ein wichtiger Beitrag zur Erhaltung unserer bedrohten Artenvielfalt der einst so verbreiteten Moorlandschaft mit einer hochspezialisierten und be­drohten Tier- und Pflanzenwelt, zu deren Erhalt wir aufgrund internationaler Abkommen verpflichtet sind. Moorschutz ist auch ein in Niedersachsen immer noch verkannter, immens wichtiger Beitrag zum Klimaschutz: Durch Torfabbau und intensive Landwirtschaft auf Hochmoorflächen entweicht in wenigen Jahren das in Mooren seit der letzten Eiszeit gebundene Kohlendioxid als CO2-Klimagas. Pro Jahr macht das in Niedersachsen 6 Prozent der von Menschen verursachten Gesamt-Treibhausgase aus! Wieder lebendig wachsende Hochmoore und unter Schutz gestellte intakte Hochmoore hingegen binden kontinuierlich Kohlendioxidemissionen, sind eine natürliche Kohlenstoffsenke und damit ein aktiver Beitrag zum Klimaschutz. Doppelt tragisch: Um den hiesigen Bedarf an Billigblumenerde zu befriedigen, hat der Ausverkauf osteuropäischer Moore begonnen: Davon sind vor allem die bis vor wenigen Jahren noch unberührten Hochmoore des Baltikums und Russlands betroffen. Was im Lauf von Jahrtausenden entstanden ist, wird bei uns in nur wenigen Jahren verbraucht!