Alkoholmissbrauch bei Jugendlichen: Stadt startet Präventionsoffensive

"Exzessives Trinken und Alkoholmissbrauch bei immer jünger werdende KonsumentInnen – diesen Trend beobachtet der Jugendschutz der Stadt Hannover seit längerem und hat sich mit dem aktuell den Ratsgremien vorgestellte Handlungskonzept ‚Mehr Fun – weniger Alkohol‘ darauf eingestellt." Darauf weist Jugend- und Sozialdezernent Thomas Walter angesichts aktueller Zahlen alkoholbedingter junger NotfallpatientInnen hin.

"Die Erfahrungen zeigen, dass vor dem Hintergrund der Akzeptanz, den das Trinken in der Gesellschaft genießt, ordnungspolitische Maßnahmen allein oder Appelle zur Abstinenz, zum grundsätzlichen und totalen Verzicht kaum auf offene Ohren stoßen", so Walter.

"Wir setzten mit dem Jugendschutz der Stadt daher auf eine Doppelstrategie: Mit verstärkten Kontrollen wird den selbstverständlichen Verboten und Sanktionen gegenüber dem Verkauf von Alkohol an Minderjährige immer wieder Nachdruck verliehen. Daneben versuchen wir, die jungen Menschen direkt zu erreichen", erläutert der Dezernent. "Kinder und Jugendliche sollen sich mit dem Thema auseinandersetzen. Sie sollen für sich zu bewusstem und verantwortungsvollen Umgang mit Alkohol kommen, aber auch ihre Verantwortung für andere erkennen, wenn sie zum Beispiel als junge Erwachsene den Stoff für das ‚Vorglühen‘ für die jüngeren FreundInnen besorgen."

Bei den verstärkten Kontrollen liegt der Schwerpunkt in der nächsten Zukunft auf Verkaufsstellen in der Nähe von Schulen und Spielplätzen sowie an den Wochenenden bei Großveranstaltungen wie Diskotheken, Sport- und Musikevents.

Im Bereich der präventiven Arbeit werden bereits erprobte Bausteine zusammen mit externen Partnern fortgesetzt und ausgeweitet.

Bei den vielschichtigen Angeboten steht einerseits die Zusammenarbeit mit den Schulen im Fokus: Es gibt Aktionstage des Jugendschutzes vor Ort mit ganzen Jahrgängen oder einzelnen Klassen; für März und April 2008 sind zunächst Veranstaltungen an drei Schulen für rund 500 Kinder und Jugendliche verabredet. Spezielle Angebote für Eltern ergänzen das Konzept, da diese aufgrund ihrer Vorbildrolle in die Präventionsarbeit einbezogen werden sollen. Die "Alkoholpräventionstage" im Cinemaxx verbinden im April 2008 wieder ein umfangreiches interaktives Informationsprogramm mit spannendem themenbezogenen Kino. An den fünf Veranstaltungstagen seit November 2006 konnten – bei deutlich höherem Interesse – rund 5.500 Schüler- Innen teilnehmen, mit Vor- und Nachbereitung an den Schulen.

Ein weiteres Augenmerk liegt auf der Kombination von Alkohol und Sport, die gerade bei Sportarten mit großen Fanzahlen eine Rolle spielt. Wieder aufgenommen wird zum Bespiel die Begleitung der AnhängerInnen in den Zügen zu den Auswärtsspielen von Hannover 96 sowie die Ausstattung der Bahnen mit Alkohol- und rauchfreien Waggons. Die Zusammenarbeit von beim Jugendschutz angesiedeltem Fanprojekt und dem Bundesligaverein soll auch unter dem Aspekt der Alkoholprävention ausgeweitet werden.

Die beiden großen Schwerpunkte werden durch eine Reihe von Einzelmaßnahmen ergänzt. Zum Beispiel greift die Gestaltung des Schulferienkalenders, mit dem allen SchülerInnen in der Stadt jeweils zum Anfang des Kalenderjahres die Notfallnummer des Jugendschutzes kommuniziert wird, 2008 das Thema "Alkohol auf der Fußballtribüne" und das Projektlogo "Mehr Fun – weniger Alkohol" auf.

Mit Schulungen für MultiplikatorInnen in der freien Jugendarbeit und Schulen soll das Thema Alkoholprävention weiter getragen werden.

"Die Vielzahl der Einzelmaßnahmen setzt nicht nur an den unterschiedlichen Lebensbereichen junger Menschen an, in denen Alkoholkonsum und -prävention eine Rolle spielen. Sie spiegelt auch wieder, dass das Problem nicht kurzfristig, sondern nur mit langem Atem und in Kooperation vieler Akteure anzugehen ist", hofft der Jugenddezernent auf einen breiten gesellschaftlichen Konsens beim Umgang mit der Gesundheit gefährdenden Droge Alkohol. "Ein wichtiger Schritt wäre sicher auch ein weitgehendes Werbeverbot für Alkoholika – analog zu den Einschränkungen für Tabakwerbung", so Thomas Walter.

PM: Presseserver Hannover