Der Kämmerer der Landeshauptstadt Hannover, Marc Hansmann, hat die Diskussion um den Rückbau der Hortplätze angestoßen, weil er eine Parallelstruktur von Hortplätzen und Ganztagsgrundschulen für überholt hält.
Dem könnte man zustimmen, wenn Ganztagsgrundschulen tatsächlich das wären, was ihr Name verspricht, eine Schule, in der Kinder den ganzen Tag gerne zubringen möchten und die Kindern Bildungs- und Entwicklungsmöglichkeiten bietet, die bislang nur die Grundschule in Kombination mit dem Hort den Kindern ermöglicht. Und wenn es verlässliche Angebote für die Ferienzeit gäbe, denn längst nicht alle Eltern sind Lehrer. In den Horten werden die Ferienangebote von den Erziehern durchgeführt, die die Kinder aus dem Hortalltag in der Schulzeit kennen und die wiederum die Kinder gut kennen.
Was wir in Hannover unter dem sperrigen Arbeitstitel "Offene Ganztagsgrundschule mit verlässlichem Angebot" jedoch hie und da (längst nicht flächendeckend) vorfinden, ist ein Konstrukt, dass den Titel Ganztagsschule bei weitem nicht verdient. Der Kita-Stadtelternrat und auch der Stadtelternrat Schule haben darauf immer wieder hingewiesen.
Für den Kämmerer, der gemäß seiner Aufgabe möglichst sparsam mit öffentlichen Mitteln umzugehen hat, ist eine echte Ganztagschule auch nicht erwünscht, denn die würde Investitionen erfordern, die die Stadt nicht bereit ist aufzubringen, und die vom Land bislang strikt verweigert werden.
Hansmanns Ankündigung, die Horte als „kostspielige Parallelstruktur“ zur Ganztagsgrundschule aufzugeben, ist darin begründet, dass er die bislang unter dem Titel "Kinder- und Jugendhilfe" getätigten Investitionen in die Horte, die die Stadt bezahlt, überführen will in den Verantwortungsbereich des Landes, das für die personelle Ausstattung der Schulen zuständig ist.
Das Land jedoch macht den "Schmalfuß", wenn es um die personelle Ausstattung der Offenen Ganztagsgrundschulen geht. Es werden Hilfskräfte eingestellt, für die keine klar festgelegten Qualifikationsstandards vorgegeben sind, eine einschlägige solide Berufsausbildung z. B. zur Erzieherin/ zum Erzieher ist nicht vorgeschrieben. Die für eine echte Ganztagsschule benötigten zusätzlichen Lehrerinnen und Lehrer werden nicht genehmigt. Das Ergebnis ist entsprechend: Eltern beklagen die mangelhafte räumliche Ausstattung, und fehlende Spiel- und Beschäftigungsmöglichkeiten. Mensen in denen vor Ort frisch das Essen zubereitet wird, fehlen vielen Eltern und ihren Kindern. Maximal werden Essensausgabestellen eingerichtet, wo teures Folienessen vom Caterer ausgegeben wird. Vor allem aber beklagen die Betroffenen die fehlende personelle Kontinuität des pädagogischen Personals in den Offenen Ganztagsgrundschulen. Im Kindertagesstättengesetz sind für die Hortarbeit klare Mindeststandards verbindlich festgeschrieben: Zwei ausgebildete Erzieherinnen/Erzieher pro Hortgruppe, die max. 20 Kinder umfasst. In der Offenen Ganztagsgrundschule dagegen gilt das Prinzip "Geiz ist geil". Ehrenamtlich Tätige, die mal eine Aufwandsentschädigung erhalten und mal nicht, Honorarverträge, zeitlich befristete Verträge, allesamt Teilzeit usw. sind dort nicht die Ausnahme sondern die Regel. Was sollen berufstätige Eltern nur davon halten, wenn ihnen Berufstätigkeit nur dadurch möglicht ist, dass andere ehrenamtlich oder schlecht bezahlt ihre Kinder betreuen?
Gegenüber der Kombination aus Grundschule und Hort ist die „Offene Ganztagsgrundschule mit verlässlichem Angebot“ ein klarer Rückschritt! Dies war auch ein Ergebnis der Kita-Stadtelternrat-Vollversammlung am Dienstag, 27. November 2012 im Haus der Jugend, sowie bei der anschließenden Podiumsdiskussion mit fünf Kandidatinnen und Kandidaten zur Landtagswahl am 20. Januar 2013 aus Hannover.
Hannover, 29.11.2012, Georg Weil (Kita-Stadtelternrat, Sprecher)