Fast sieht es aus, als wagten die beiden jungen Herren ein Tänzchen. Aufrecht stehend, Tatzen an Tatzen, verharren sie im Wasser, keiner wagt den ersten Schritt. Dann wird der Stehtanz abrupt beendet – Sprinter haut Nanuq freundlich die tellergroße Tatze um die Ohren. Nanuq bedankt sich mit einem Hieb in die Seite, worauf Sprinter Nanuqs Nacken mit den Zähnen massiert. Kennenlern-Rituale unter Eisbären.
Dieses Video wird per Klick von Youtube geladen - Datenschutz Informationen von Google
Seit gestern werden die bislang getrennt lebenden beiden Eisbären-Männchen Nanuq und Sprinter im Hafenbecken der neuen Kanadalandschaft Yukon Bay im Erlebnis-Zoo Hannover aneinander gewöhnt. Bevor die beiden knapp drei Jahre alten Bären zum ersten Mal im Außengehege aufeinander trafen, haben sie sich hinter den Kulissen angenähert und für in Ordnung befunden. Nach der friedlichen ersten Begegnung wurden die Tore zum Hafenbecken geöffnet. Im Tosen der Wellen toben sich die Jung-Bären jetzt aus und messen ihre Kräfte beim Rangeln und Raufen.
Nach etwa einer Stunde spielerischer Balgerei brauchen die Eisbären meistens eine Verschnaufpause. Gemeinsam trotten sie dann den Hang hinauf und schlafen friedlich nebeneinander. Bis zur nächsten Rauf-Runde. „Zu den zentralen Anforderungen der artgerechten Haltung gehört es, die Eisbären zu beschäftigen“, erklärt der Zoologische Leiter, Dr. Heiner Engel. „Das Kennenlernen und Kräftemessen der Jünglinge ist da eine gute Möglichkeit. Solange keine Eisbärendame in unmittelbarer Nähe ist, sind die Raufereien für die Eisbären nur ein Spiel.“
Eine Bärendame ist nicht in Sicht – nur Arktos, der Zwillings-Bruder von Nanuq. Den hatte Sprinter bereits im August kennen gelernt. Damals hatte Nanuq ein wenig beleidigt aus dem Nachbargehege zugeschaut, wie sein Bruder den scheuen Bären aus den Niederlanden zum Spielkamerad erzogen hat. Sprinter – als Einzelkind aufgewachsen – musste erst lernen, mit einem Kollegen zu toben. Arktos dagegen war begeistert, zur Abwechslung mal „großer“ Bruder zu sein. Bis dahin hatte sein Zwilling Nanuq immer den kräftigeren Prankenschlag.
Doch Sprinter lernte sehr schnell, futterte sich ein paar Kilo Masse an und das Kräftemessen mit Arktos endete bald unentschieden. Jetzt versucht Nanuq, den kräftigen Sprinter unterzutauchen, während Arktos aus dem Nachbargehege zusieht und seinen Bruder wahrscheinlich insgeheim anfeuert.
Künftig wird die Besetzung immer wieder getauscht: Ob dann Arktos und Nanuq, Sprinter und Arktos oder Nanuq und Sprinter zusammen im Hafenbecken toben, können nur noch die Tierpfleger unterscheiden. Die Bären sind nahezu gleich groß und gleich schwer. Erkennungstipps: „Sprinter hat ein dunkleres Gesicht als die anderen, Nanuq ist schmaler gebaut und Arktos hat einen breiten Kopf. Ganz einfach“, meint Tierpfleger Andreas Pohl.