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Bruchmeister in Hannover – Traditionen im Wandel der Zeit

Die hannoverschen Bruchmeister 2021

Die hannoverschen Bruchmeister 2021

Was ist ein Bruchmeister und wer kann Bruchmeister in Hannover werden. Ein traditionelles Amt rund um das größte Schützenfest der Welt.

Auf deren eigener Webseite findet man dazu folgende Erklärung:

Nach alter Tradition gibt es natürlich Vorbedingungen! Bereits im Mittelalter sind diese Voraussetzungen festgelegt worden.

Selbstredend gilt diese Regelung ausschließlich für Herren, die „ledig, unbescholten, von gutem Leumund und Charakter…“ sind, und (Bedingung seit 1935) Mitglied eines der Schützenvereine in Hannover ist.

In den Hannoverschen Geschichtsblättern (Ausgabe 77) wurden diese Annahmen jetzt widerlegt. Die Tradition des heutigen Amtes ist deutlich jünger. Die falsche Annahme beruht auf einer Namensähnlichkeit. Die Brokeherren waren für das Eintreiben von Strafgeldern des Rates zuständig. Also vergleichbar mit dem heutigen Gerichtsvollzieher.

Erst die Schützenordnung von 1710 liefert einen Beleg für die Existenz der heutigen Bruchmeister im Zusammenhang mit den Schützenfesten der Stadt. Die erstgenannten Brokeherren existierten zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr. Die Legende das die Tradition bis in das Mittelalter zurück reicht ist damit genauso unhaltbar wie manch andere vermeintliche Tradition. Zylinderhüte sind zum Beispiel erst seit 1905 Teil der Kleiderordnung, Das nun auch Frauen das Amt ausüben können ist also nur ein weiterer Wandel der mit der Zeit geht.

Diskussion um Frauen im Amt der Bruchmeister in 2022

Hannovers Oberbürgermeister Belit Onay und der Schützenpräsident Paul-Eric Stolle wollen das Amt nun auch für andere Geschlechter öffnen. Das Amt ausschließlich dem „Herren“ vorzubehalten soll nach Aussage des 1. Vorsitzenden der Bruchmeister Rolf Franke auf breiter Basis diskutiert werden. Dafür möchte der Vorstand eine Diskussion im Rat der Stadt anregen.

Anscheinend kommt das nicht bei allen Mitgliedern so gut an, denn es kursiert bereits eine Petition die diesen Bruch mit der Tradition bereits im Vorfeld verhindern möchte. Was dabei für ein weltfremdes Frauenbild gesehen wird lässt sich in einem Bericht des Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) nachlesen.

Da sieht Michael Muszinsky, ehemaliger Vorsitzender des Collegiums ehemaliger Bruchmeister, auch das Problem: „Onay instrumentalisiert Frauen für sein modernes Weltbild und riskiert damit ihre Sicherheit“, sagte er der „HAZ“. Betrunkene auseinanderzuhalten könnte für Frauen gefährlich enden.

Demnach dürften eigentlich auch keine Frauen bei der Polizei oder Bundeswehr sein. Willkommen im letzten Jahrtausend liebe ehemaligen Bruchmeister.

Liest man allerdings auf der Webseite den Exkurs „Was ist ein Bruchmeister“, dann spricht eigentlich überhaupt nichts dagegen das dieses Amt auch an weibliche Personen vergeben werden kann. Genau wie in allen anderen Lebensbereichen der modernen Gesellschaft.

Traditionen sollten niemals in Stein gemeißelt sein, sondern der Zeit angepasst werden. Es spricht also überhaupt nichts dagegen wenn es in Zukunft, wie in den letzten Jahren, auch Bruchmeister*innen gibt.

Bildquellen:

  • Die hannoverschen Bruchmeister 2021: www.hannover-entdecken.de