Mit Erleichterung haben die Eltern der Kinder in städtischen Kindertagesstätten die Nachricht von der Einigung in den Tarifverhandlungen um Arbeitsbedingungen und Gehalt der Erzieherinnen und Erzieher aufgenommen. Aber wir Kita-Eltern bleiben wachsam und werden insbesondere prüfen, ob das jetzt erreichte Verhandlungsergebnis sich auch spürbar positiv auf unsere Kinder auswirkt. Ein höheres Gehalt muss langfristig auch dazu führen, dass die Qualität der Erzieherinnen und Erzieher-Ausbildung verbessert wird, dazu gehört ein Anheben der Ausbildung auf Fachhochschulniveau. Und Verbesserungen im Gesundheitsschutz müssen sich auswirken in Richtung eines verbesserten Personalschlüssels in den Kitas. Nicht nur die streikenden Erzieherinnen und Erzieher werden das Verhandlungsergebnis jetzt kritisch abklopfen, auch wir Eltern werden eine Bewertung vornehmen.
Der Kita-Streik stellte alle betroffenen Eltern auf eine harte Geduldsprobe. Bevor jedoch nicht in der Urabstimmung die streikenden Erzieherinnen und Erzieher das Ergebnis annehmen, gibt es für uns Kita-Eltern keine Entwarnung im Kita-Streik.
Ein Verdienst dieses Streikes in dem insbesondere der Kommunale Arbeitgeberverband (KAV) immer wieder davon gesprochen hat, dass er gegen Kinder und Eltern gerichtet sei, ist in jedem Fall, dass in den Medien intensiv über das Thema Kindertagesstätten berichtet wurde. Dagegen ist der Versuch des KAV, die Eltern gegen die Gewerkschaften Verdi und GEW aufzubringen, gescheitert. Die Kommunen haben es in den zurückliegenden Jahren verschlafen, Krippenplätze, Kindergarten-Ganztagsplätze und Hortplätze qualitativ und quantitativ so auszubauen, dass jedes Kind die Chance hat, von diesen Kita-Angeboten zu profitieren. Die Eltern merkten, dass im Streit um den Kita-Streik der KAV von diesem Versäumnis der Kommunen ablenkte, indem er mit dem Finger auf die streikenden Erzieherinnen und Erzieher zeigte.
Für die bevorstehenden Bundestagswahlen sind alle Kita-Eltern aufgerufen, sehr intensiv mit den Bundestagswahlkandidatinnen und -kandidaten ihres Wahlkreises ins Gespräch zu kommen, um eine qualitative und quantitative Verbesserung der Kindertagesstätten einzufordern und die Programme der Parteien dahingehend sehr sorgfältig zu prüfen.
Der Kita-Stadtelternrat Hannover fordert, den kostenfreien Zugang zu Krippe, Kindergarten und Hort allen Kindern zu ermöglichen. Unabhängig von der materiellen und beruflichen Situation der Eltern hat jedes Kind den Anspruch auf die Förderung in einer Kindertagesstätte. Dies ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, die zu mehr Bildungsgerechtigkeit und zur Integration unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen beiträgt. Und es ist die Voraussetzung für die gleichberechtigte Teilnahme am Erwerbsleben für Frauen und Männer. Politik und Verwaltung auf kommunaler, sowie auf Landes- und Bundesebene sind jetzt mehr denn je in der Pflicht den Kita-Ausbau qualitativ und quantitativ voranzutreiben, anstatt sich weiterhin gegenseitig die Schuld an Versäumnissen zuzuschieben.
Hannover, 27.7.2009, 17:00 Uhr
Georg Weil (Kita-Stadtelternrat, Sprecher)
Büro: Ricklingerstr. 39, 30449 Hannover