Die Hannah Arendt Lectures begleiten seit 2004 inhaltlich die Hannah-Arendt-Tage und knüpfen in ihren Vorträgen an das Thema der jährlichen Veranstaltung im Rathaus an. Von April bis Juni sind in der zentralen Stadtbibliothek, Hildesheimer Straße 12, zum diesjährigen Thema "Untergang des Abendlandes? – Die Zukunft der europäischen Kultur in der Welt" drei Lectures zu hören.
Als zweiter Redner der öffentlichen Vortragsreihe spricht am Mittwoch, 25. Mai, um 18 Uhr Prof. Dr. Rolf Elberfeld zu "Kultur – Kulturen – Interkulturalität – Zur Zukunft europäischer Kultur(en) in der Welt". Elberfeld studierte Philosophie, Japanologie, Sinologie und Religionswissenschaften in Würzburg, Kyoto und Bonn und promovierte und habilitierte zu Themen asiatischer Philosophie. Seit 2008 ist er ordentlicher Professor für Kulturphilosophie an der Stiftung Universität Hildesheim. Neben dem Ruf nach Hildesheim erhielt er Rufe an die Universitäten Zürich, Innsbruck und Wien. Seit 2009 ist er neben seiner Lehrtätigkeit als Professor für Kulturphilosophie Leiter des "Herder Kollegs – Zentrum für transdisziplinäre Kulturforschung" an der Universität Hildesheim.
Zum Vortrag: Das Wort "Kultur" ist in seiner weiten Verwendungsweise ein Produkt der europäischen Aufklärung im 18. Jahrhundert. Es wurde zunächst nur im Singular verwendet und erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts im Plural. Wenn heute nach der Zukunft der europäischen Kultur bzw. der europäischen Kulturen in der Welt gefragt wird – auch hier markieren Singular und Plural einen deutlichen Unterschied – so muss klar sein, dass dieses Beschreibungsmuster selbst ein europäisches Produkt ist, das in vielen Sprachen zur Selbstverständlichkeit geworden ist. Kultur ist eine Idee, die die Endlichkeit menschlicher Lebensformen anerkennt und sich mit dem Gedanken der geschichtlichen Veränderung verbunden hat. In diesem Sinne möchte der Vortrag die Leitfrage umformulieren und zwei Fragen stellen: Wie hat sich die europäische Kultur in der Begegnung mit der Welt verändert und wie haben sich andere Kulturen in der Begegnung mit Europa verwandelt? Welche Formen können diese gegenseitigen Transformationen in Zukunft annehmen und welche Perspektiven werden daraus erwachsen?
Im Anschluss an den Vortrag besteht Gelegenheit zum Besuch des Hannah-Arendt-Raumes in der Stadtbibliothek. Bücher von und zu Hannah Arendt können am Büchertisch der Buchhandlung Lehmanns erworben werden.
Die Hannah Arendt Lectures finden statt im Rahmen des Projektes "Wissenschaft trifft Politik – Politik trifft Wissenschaft" der Philosophischen Fakultät der Leibniz Universität Hannover. In Anlehnung an Hannah Arendts Werk werden Zukunftsfragen der Gesellschaft erörtert. Das Projekt wird gefördert von der VolkswagenStiftung.