Familien

Kita-Eltern appellieren an Oberbürgermeister Weil: Die Kita-Beschäftigten verdienen unsere Solidarit

Gemeinsamer Brief des Gesamtelternbeirates der Städtischen Kitas in Hannover (In dem Gremium sind die Elternbeiräte der Städtischen Kitas in Hannover vertreten).

Bei seiner Sitzung am Dienstag, 12. 5. 2009, anlässlich des zurückliegenden Warnstreiks am vergangenen Mittwoch, 6.5.2009 und möglichen weiteren bevorstehenden Streiks, von denen auch die Kitas betroffen sind, hat der Gesamtelternbeirat der Städtischen Kindertagesstätten folgenden Brief an Oberbürgermeister Stefan Weil verfasst.

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Stephan Weil,

unsere Kinder gehen in städtische Kindertagesstätten und wir wissen, sie dort sehr gut betreut, weil der Qualitätsstandard in den Kindergärten sehr hoch ist, was nicht zuletzt der Verdienst der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ist. Spätestens seit Pisa ist die grundlegende Bedeutung der Kitas für Bildung und Erziehung allseits bekannt.Wie viel verdient eine Erzieherin / ein Erzieher, die unsere Kinder fünf Tage die Woche betreut und sie einen wichtigen Teil ihres Lebens begleitet? Es stimmt schon: den Beruf einer Erzieherin / eines Erzieher ergreifen zum allergrößten Teil nur diejenigen, die sich dazu berufen fühlen; wer sonst würde für dieses, im Vergleich doch geringe Gehalt, eine solche Verantwortung übernehmen. 

Konjunkturprogramme für marode Banken und die Autoindustrie dürfen nicht zu Lasten unserer Kinder   finanziert werden. Vielmehr müssen Investitionen in die Bildung schon der Kleinen getätigt werden und es zu einer kontinuierlichen Qualitätsverbesserung kommen, was nur über motivierte und gut ausgebildete Fachkräfte geht, die auch auf Grund der Mitarbeiteranzahl diese Qualitätsverbesserung überhaupt ermöglichen kann. Das ist ein langfristig sicher wirksames Konjunkturprogramm. Insbesondere die in der aktuellen Tarifauseinandersetzung von den Gewerkschaften erhobene Forderungen nach einem besseren Gesundheitsschutz und für einen besseren Personalschlüssel in den Gruppen werden von uns Eltern begrüßt, profitieren davon doch auch unmittelbar unsere Kinder, zum Beispiel durch Lärmdämmungsmaßnahmen oder weil die Erzieherinnen und Erzieher mit einem besseren Personalschlüssel in den Gruppen mehr Zeit für jedes einzelne Kind haben. Diese Maßnahmen zum Gesundheitsschutz müssten eigentlich gesetzlich verankert werden. Eine Festschreibung per Tarifvertrag kann jedoch ein erster Schritt auf dem Weg dorthin sein. 

Wir Eltern sehen und verstehen die Ängste und Sorgen der Kita-Beschäftigten und zeigen uns mit ihnen solidarisch. Wir sehen das gleiche Ziel, den Bildungs- und Betreuungsauftrag für unsere Kinder so gut wie nur irgend möglich zu gewährleisten. Kinder sind unser aller Zukunft. Das, was wir heute in sie investieren, zahlt sich morgen mehrfach aus, was wir allerdings heute an Ihnen sparen, das lässt sich morgen nicht wieder gut machen. Für die durch Streikmaßnahmen entgangenen Kita-Besuchstage erwarten wir von der Stadt Hannover eine Rückerstattung der Elternbeiträge und möchten Sie Herr Weil bitten, ein möglichst unbürokratisches Verfahren anzuordnen, dass gewährleistet, dass alle Eltern für durch den Streik entgangene Kita-Besuchstage ihre Kita-Beiträge und das Essensgeld zurückerhalten. 

Viele Kita-Eltern sind in den verschiedensten Betrieben Hannovers berufstätig. Obwohl die Betriebe verpflichtet sind, Eltern freizustellen, die aufgrund eines Kita-Streikes und mangels anderer Bertreuungsmöglichkeiten der Fürsorgepflicht für ihre Kinder nachkommen müssen, so gibt es doch Fälle in denen dies nicht leicht umzusetzen ist. Daher appellieren wir an Sie, sich mit den Gewerkschaften auf eine Notgruppenregelung zu einigen, die insbesondere auch Kindern gerecht wird, die aus sozialen Gründen in besonderer Weise auf den regelmäßigen Kita-Besuch angewiesen sind.