Familien

Kita-Eltern unterstützen Studenten-Demonstration für eine bessere Bildungspolitik

Mittwoch, 9. Juni 2010, Fünf vor Zwölf, Klagesmarkt

Beim Treffen des Kindertagesstätten-Stadtelternrates am 21. April 2010 stimmten die Delegierten der Gesamtelternvertretungen aller Kita-Träger in Hannover einstimmig dafür, den bundesweiten Protesttag der Schülerinnen und Schüler und der Studierenden für eine bessere Bildungspolitik am 9. Juni 2010 zu unterstützen.

Im Kita-Stadtelternrat vertreten sind unter anderem die Städtischen Kitas die AWO-Kitas, die Caritas-Kitas, die DRK-Kitas, die Elterninitiativen-Kitas, die Kinderhilfe Stephansstift-Kitas, und die Kirchengemeinden-Kitas.

Alle Eltern mit Kindern in Krippe, Kindergarten oder Hort sind eingeladen, sich an der Demonstration der Schülerinnen und Schüler und der Studierenden am 9. Juni 2010 in Hannover aktiv zu beteiligen.

Bildung fängt bei den ganz Kleinen an und findet nicht nur in den Schulen und Universitäten sondern auch in den Kitas statt. Deshalb ist es wichtig, dass wir Eltern gemeinsam mit den Schülerinnen und Schülern und den Studierenden das Land und den Bund dazu aufrufen, die Kommunen stärker als bisher dabei zu unterstützen, die dringend benötigten Krippenplätze sowie Kindergarten- und Hortplätze einzurichten, sowie die Qualität der Kita-Arbeit zu verbessern, anstatt Einsparungen vorzunehmen.

Die angestrebte Versorgung von lediglich einem Drittel der Kinder mit Krippenplätzen und die nur für das letzte Kindergartenjahr geltende Beitragsbefreiung reichen bei weitem nicht aus, die berechtigten Forderungen der Eltern zu erfüllen. Andere Bundesländer haben das erkannt und umgesetzt. So müssen z.B. die Eltern in Rheinland-Pfalz keine Kita-Gebühren für die 3 bis 6 Jährigen zahlen.

Gravierende Defizite gibt es auch im Hortbereich: So werden auch in diesem Schuljahr mehr als 1000 Kinder in Hannover bei der Vergabe der Hortplätze leer ausgehen. Trotzdem beschloss die Stadt, keinen weiteren Ausbau der Hortbetreuung vorzunehmen.

Das Bildungsangebot Kindertagesstätte muss deutlich stärker ausgebaut werden als bislang geplant, und die lediglich für das letzte Kindergartenjahr geltende Beitragsbefreiung muss auf alle Kita-Angebote ausgedehnt werden, so dass alle Familien einkommensunabhängig in die Lage versetzt werden, das Bildungsangebot Kita ihren Kindern zu ermöglichen. Behinderte Kinder haben einen Anspruch darauf, im Rahmen von Inklusion mit nichtbehinderten Kindern zusammen dieselbe Kindertagesstätte zu besuchen, auch hier besteht dringender Investitionsbedarf.

Mit Sorge beobachtet der Kita-Stadtelternrat aktuelle Qualitätsverschlechterungen im Kita-Bereich. So werden in immer mehr Kitas freiwerdende Erzieherinnen/Erzieherstellen nur noch mit geringer qualifizierten  Sozialassistentinnen/Sozialassistenten besetzt, obwohl das niedersächsische Kindertagesstättengesetz in der Regel zwei Erzieherinnen/Erzieher je Gruppe vorsieht. Kitas sind langfristig mit deutlich mehr Erzieherinnen und Erziehern auszustatten, so dass die Kinder in kleineren Gruppen kompetent begleitet werden, wenn sie wichtige frühkindliche Bildungsentwicklungen machen.

Im Hortbereich setzt die Stadt Hannover darauf, die in ihren Augen „kostspielige Hortbetreuung“ (O-Ton von OB Stephan Weil) durch Billigkonzepte zu ersetzen, die darauf hinauslaufen, dass die Betreuungsphasen in den so genannten „Verlässlichen Grundschulen“ in den Nachmittag hinein ausgeweitet werden. Dafür werden so genannte „Pädagogische Mitarbeiterinnen und –mitarbeiter“ rekrutiert, für die keine professionellen Qualifikationsvoraussetzungen gelten und die in prekäre Beschäftigungsverhältnisse eingestellt werden.

Im Einklang mit den Forderungen der Studierenden nach besseren Studienbedingungen und der Schülerinnen und Schüler für bessere Schulen fordern wir Kita-Eltern eine Abkehr von der Rotstiftpolitik im Bildungsbereich und zusätzliche Investitionen in die Bildung.

Um über die Studentenproteste hinaus ein deutliches Zeichen in Niedersachsen zu setzen ruft der Kita-Stadtelternrat dazu auf, das Volksbegehren für gute Schulen in Niedersachsen tatkräftig zu unterstützen. Vor rund zehn Jahren unterstützten uns die Schuleltern dabei, mit Hilfe eines Volksbegehrens das niedersächsische Kita-Gesetz zu erhalten und damit Einsparungen im Kita-Bereich abzuwenden. Jetzt geht es darum, das die Kita-Eltern und alle wahlberechtigten Niedersachsen die Schuleltern dabei unterstützen, die Sparmaßnahme Verkürzung der Schulzeit auf zwölf Jahre zum Abitur abzuwenden, die Vollen Halbtagsschulen zu erhalten, die dem Billigmodell "Verlässliche Grundschule geopfert werden sollen, und die Gründung neuer Gesamtschulen zu erleichtern.

Bildungsgerechtigkeit fängt in der Kita an! Kostenfreie exzellente Kitaplätze und kostenfreie gemeinsame Mahlzeiten für alle Kinder in Krippe, Kindergarten und Hort sind eine wichtige Voraussetzung dafür und eine zentrale Forderung von uns Kita-Eltern!

Hannover, 22.5.2010,

Kindertagesstätten-Stadtelternrat Hannover

Georg Weil (Sprecher)