Familien

Kita Streik: Offener Brief an den Personalmanager der Stadt Hannover Harald Härke

In Anbetracht weiterer bevorstehender Streiktage von Donnerstag, 11.6., bis Dienstag, 16.6.2009, in den Städtischen Kitas in Hannover haben der Gesamtelternbeirat der Städtischen Kitas und der Kita-Stadtelternrat folgenden offenen Brief an den Oberbürgermeister, an Verdi, an den KAV aber auch an alle Arbeitgeber und die Politik gerichtet:

Kita-Eltern fordern Zugehen der Stadt auf die Erzieherinnen und Erzieher!  Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister Stephan Weil, sehr geehrte Damen und Herren, Die Arbeitsbelastungen der Erzieherinnen und Erzieher sind durch den Streik deutlich in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gerückt. Dabei unterstellt niemand von den betroffenen Kita-Eltern den Erzieherinnen, dass sie rücksichtslos nur für ihre ganz eigenen Interessen streiken. Vielmehr wird jetzt einer breiteren Öffentlichkeit deutlich, dass die Arbeitsbelastung der Erzieherinnen und Erzieher zugenommen hat, vielfach bei gleichzeitiger Kürzung des Gehalts.  In ihren Forderungen unterstützt der Gesamtelternbeirat der Städtischen Kitas und der Kita-Stadtelternrat die streikenden Erzieherinnen, sind es doch zum größten Teil Forderungen, die die Kita-Eltern schon lange immer wieder bei den verantwortlichen Politikern einklagen, die aber häufig abwiegeln oder alles auf die lange Bank schieben. Auf den dringenden Handlungsbedarf weist auch die Landesarbeitsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege mit ihrer Kampagne „Kinder-sind-mehr-Wert“ hin. AWO, Caritas, die Diakonie und weitere Träger von Kindertagesstätten fordern ebenso wie der Gesamtelternbeirat der Städtischen Kindertagesstätten und der Kita-Stadtelternrat höhere Qualitätsstandards in den Kitas. (Siehe auch: www.kinder-sind-mehr-wert.de)

Die Anerkennung der Arbeit der Erzieherinnen und Erzieher als gesamtgesellschaftliche Aufgabe und die Bereitschaft hier zu investieren muss wachsen, damit die Bildungsarbeit in den Kitas unter deutlich verbesserten Rahmenbedingungen stattfinden kann. Deshalb ist es wichtig, jetzt für eine deutliche Anhebung der Kita-Standards, insbesondere des Personalschlüssels einzutreten, und damit auch die Arbeitsbedingungen für die Kita-Beschäftigten zu verbessern, anstatt weiter hart am Limit zu fahren. Durch die Einrichtung von Notgruppen für die besonders stark vom Streik betroffenen Eltern und durch den verantwortungsbewussten Umgang der Eltern mit diesem Angebot konnten extreme Härtefälle trotz des Streikes in den Städtischen Kitas bislang vermieden werden. Aber darüber hinaus sind viele Familien auf die Wiederaufnahme des regulären Kita-Betriebes dringend angewiesen. Es wird zunehmend schwerer eine Betreuung bei verschiedenen Eltern zu organisieren, die abwechselnd zu hause bleiben und an diesen Tagen am Arbeitsplatz fehlen. Es bleibt daher den Eltern unverständlich, warum der Kommunale Arbeitgeberverband keine Zugeständnisse an die Streikenden macht. Gerade Hannover, das schon jetzt zumindest ansatzweise einige der aktuell erhobenen Forderungen nach Verbesserungen im Kita-Bereich umgesetzt hat, könnte seine Vorreiterrolle gegenüber anderen Kommunen im KAV ins Spiel bringen.  Nichts desto trotz besteht auch in Hannover noch reichlich Handlungsbedarf. So ist die für alle Kitas zugesagte Aufstockung des Personalschlüssels bislang nur in so genannten Kleinen Kindertagesstätten verwirklicht. Ein Ausbau des stark nachgefragten Hortangebotes wird verzögert mit dem Verweis auf Offene Ganztagsschulen oder so genannte Schulen im Stadtteil, die jedoch völlig unzureichenden beziehungsweise gar keinen Qualitätsstandards unterliegen und keinen Ersatz für den dringend benötigten Hortplatzausbau darstellen.

Saskia Söder (Vorsitzende des Gesamtelternbeirates der Städtischen Kitas)

Georg Weil (Kita-Stadtelternrat, Sprecher)