Die Veranstaltung „Experiences by Night“ am 06.07.2011 um 22:00 Uhr auf dem Platz der Weltausstellung in Hannovers Innenstadt, Kreuzung Karmarsch- und Osterstraße, bildet den Auftakt der zweimonatigen Klanginstallation „4 Daily Experiences“. Viermal am Tag – um 8.16, 12:16, 16:16 und 20:16 Uhr – sind vom 07.07. bis 04.09.2011 aus sechzehn Licht- und Klangstelen Kompositionen zu erleben. Auf Ohrenhöhe sind hierfür Lautsprecher in die Stelen eingebaut, die einzeln angesteuert werden können. Die vier zeitgenössische Komponisten Gijsbrecht Royé, Joachim Heintz, Orm Finnendahl und Johannes Schöllhorn haben speziell für diesen Platz und seine weltweit einzigartige Klangkunst-Anlage Kompositionen geschrieben. Zum Auftakt am 06.07. sind sie in Auszügen zu hören. Die Werke verfremden die Akustik des Platzes, arbeiten mit kurzen Einbrüchen von Poesie oder fügen sich als Hintergrund-Gestaltung in die hörbare Kulisse des Alltagslebens auf dem Platz ein. Hintergrundinformationen zum Gehörten bietet die Moderation und das Publikum hat Gelegenheit mit den Veranstaltern ins Gespräch zu kommen.
Im Vorfeld haben die Veranstalter die angrenzenden Geschäfte und Cafés eingeladen, mehr über „4 Daily Experiences“ zu erfahren und sich im Rahmen des Musik 21 Festival, das vom 19. bis 21.08. musikalische Aktionen in die Innenstadt bringt, zu beteiligen.
Ein Projekt des Kulturbüros der Landeshauptstadt Hannover in Kooperation mit Musik für heute e.V. Die Künstlerische Leitung haben Stephan Meier und Joachim Heintz, das Elektronische Studio der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover ist für die technische Leitung verantwortlich.
„4 Daily Experiences ist das Folgeprojekt von „16 Daily Experiences“ (2010)
Nach Abschluss des ersten Projekts sagte Prof. Ulrich Krempel, Direktor des Sprengel Museum Hannover: „Das Projekt hat all das erreicht, was es erreichen hat wollen können. Die Kunst von heute muss ‚vorkommen’, und das ist Ihnen hier auf dem Platz gelungen.“ Und die Musikwissenschaftlerin Helga de la Motte-Haber (Berlin) bezeichnete die Klangkunst-Anlage als „einmaliges Instrument, das hoffentlich weiter genutzt wird“. Zahlreiche Zuschriften und Berichte haben die Veranstalter erreicht, dass weitere Werke für die Klangstelen gewünscht werden. Unterschiedliche Vorstellungen gab es in der Anfangsphase der „16 Daily Experiences“ hinsichtlich des Pegels und der Klänge zwischen der City- Gemeinschaft mit ihren Mitgliedern, den angrenzenden Cafés, einigen Büros und den Veranstaltern. Durch einen Runden Tisch im Rathaus und eine abgestimmte Optimierung der Klangwiedergabe fanden sich sodann die verschiedenen Interessen berücksichtigt. Die Werke von Royé und Finnendahl wurden für „4 Daily Experiences“ ab dem 06.07.2011 auf Empfehlung der Anrainer wiederholt in das Programm aufgenommen. Auf Basis der gesammelten Erfahrungen wendet sich „4 Daily Experiences“ an die Hannoveraner, an Gäste, Neugierige, an die Fachwelt und möchte Begegnungen auf dem Platz schaffen.
Zu den vier Kompositionen
Gijsbrecht Royé (* 1963) „(zonder titel)“, Dauer: 6 Minuten „Erläuterung ist ein bewährtes Mittel, Menschen für ein Musikstück zu begeistern. Speziell in diesem Falle bevorzuge ich aber zu sagen: hier, bitte schön, hören Sie …“
Johannes Schöllhorn (* 1962), Komponist und Dirigent, 2011–2009 Professor für Komposition an der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover, seit Oktober 2009 eiter des Instituts für Neue Musik an der Hochschule für Musik und Tanz in Köln. „Windsbraut“, Dauer: 12 Minuten in 58 Minuten „Die Windsbraut ist eine unsichtbare Göttin, die uns berührt und plötzlich wieder verschwindet; zufällig begleitet sie – schön und gefährlich – die Hörer gerade auf einem Platz, der wenig von Natur zu erzählen scheint. Auch wirkt sie als Klang, wenn sie durch uns hindurch geht, entgegen alle Erwartungen, nicht natürlich, sondern künstlichharmonisch – ein Wesen, das, wie die Nymphen, keinen Ort kennt, sondern allein durch Bewegung existiert."
Joachim Heintz, Komponist und Leiter des Elektronischen Studios am Institut für neue Musik an der HMTM Hannover „Potentiale“, Dauer: 16 Minuten in 58 Minuten Joachim Heintz' Komposition greift den Klang der Marktkirchenglocke auf. In einer Stunde werden zwölf Stunden der wirklichen Glocke zusammengezogen. In der elektronischen Bearbeitung werden die Potentiale verdeutlicht und entfaltet, die in dem Glockenton verborgen sind.
Orm Finnendahl (* 1963), Professur für Komposition an der Musikhochschule Freiburg und Leiter des dortigen Studios für elektronische Musik. „Sixteen Daily Experiences“, Dauer: 56 Minuten „Die ‚Klicks’ sind immer gleich, nur ihr zeitlicher und räumlicher Abstand wechselt ständig – wie die Menschen auf dem Platz.“