Konzert am Ewigkeitssonntag

St. Nikolai Kirche

St. Nikolai Kirche

Ein Kayser und ein Knecht

St. Nikolai-Kirche, Hannover-Limmer
Ewigkeitssonntag, 22.11.2009 17.00 Uhr

Augen, die uns veranschaulichen, dass der Würdenträger und der einfache Mensch gleich bedeutend sind, wenn sie sich auf den Tod zu bewegen.

Mit den beiden Kompositionen: Messe in C von I. Kayser und der Vertonung des 23. Psalms von J. H. Knecht, die wir am Ewigkeitssonntag mit Chor,  Streichorchester, Bläsern und Solisten aufführen, „steigen wir ein" in den Streit des ausgehenden 18. Jahrhunderts darüber, wie Kirchenmusik sein soll, welche Gefühle beim Hörer mit welchen Mitteln hervorgerufen werden sollen. Isfrid Kayser war zeitlebens damit beschäftigt, barocke Kirchenmusik zu erforschen und zu verbreiten. So finden sich in seiner Messe – uns von den großen Barockmeistern – bekannte musikalische Formen: Chöre, Fugen und Solo-Arien. Kayser war in seiner kleinen schwäbischen Welt Praktiker genug, um zu sagen, dass man die vorgesehenen Trompeten und Pauken auch weglassen könne, wenn diese nicht verfügbar seien. Wir werden sie aber einsetzen, um den festlichen Charakter der Musik zu unterstreichen.

J. H. Knecht hat der Vertonung des 23. Psalms eine lange Einleitung vorangestellt, die man als Antwort auf die barocke Kirchenmusik verstehen kann, die er für dringend reformbedürftig hält. Sie sei „theatralisch", „aufbrausend", man sei „aus dem Tempel in's Opernhaus versetzet" und fühle sich getäuscht durch „wollustathmende … mit einer Syrenenstimme gesungene Arien". Eine eigene Stimmführung des Orchesters lehnt er ab. Der Messe von I. Kayser hätte Knecht wahrscheinlich bescheinigt, dass sie schon gute Ansätze in die neue Richtung zeigt. Die Kirchenmusik muss „bald erhaben oder prächtig, bald ernsthaft oder sanft und lieblich, bald traurig oder gemäßigt fröhlich, aber immer andachts- und empfindungsvoll sein." Er fasst zusammen: „Den Kirchenstil anbelangend – ist eine edle Einfalt die Haupteigenschaft desselben".

Davon zeugt die Vertonung des 23.Psalms. In seiner Lieblichkeit und Schlichtheit, der durch Flöten und Fagotte und solistische Einwürfe (nur keine Arien!) zusätzlich erreichten Farbigkeit klingt diese schreitend-schwingende Musik beinahe wie die weihnachtlichen Hirtenmusiken. An die barocke Tradition knüpft Knecht an mit der „Amen"-Schlussfuge: ein gemeinsamer Totentanz der alten und neuen Zeit am Ende des 18. Jahrhunderts. Auf jeden Fall passt diese Musik in unsere bäuerliche Kirche und wird die Gefühle der Zuhörenden direkt erreichen. 

St. Nikolai-Kirche, Hannover-Limmer
Ewigkeitssonntag, 22.11.2009 17.00 Uhr

LAURA POHL, Sopran
JULIA HALFAR, Alt
DANIEL KARRASCH, Tenor
IMMANUEL KLEIN, Bass

Kirchenchor St. Nikolai

Orchester der Herrenhäuser Kirche

ERICH PAUL RICHTER, Orgel
LEITUNG: CORNELIA SCHWEINGEL