Igel, Zaunkönig, Wildbiene und Co können profitieren
Die Lockdown-Zeiten – viel zu viele Abende ohne Kneipen- oder Kinobesuch, ohne Kartenspielrunde mit Nachbarn oder Wintergrillen hinterm Haus – verlangen viel Geduld in diesen Tagen und Wochen. Immer mehr Menschen fällt auch angesichts der frühen Dunkelheit „die Decke auf den Kopf“, wie der NABU Niedersachsen und seine Außenstellen immer wieder aus Anrufen erfahren. Sie erfahren ebenso von der noch nie so starken Natursehnsucht der Menschen zwischen der Krummhörn und Dransfeld, zwischen Drochtersen und Hann. Münden.
„Dem kann abgeholfen werden!“ heißt es dazu dort: „Der Lockdown mit seinem enormen Zeitpotential kann gerade jetzt vortrefflich genutzt werden, um ganz konkret etwas für die Natur im eigenen Umfeld zu tun – und sich daran ganzjährig zu erfreuen: Jetzt können die Weichen im Garten und auf dem Balkon gestellt werden, um diese zu kleinen Archen zu machen!“, ruft Rüdiger Wohlers vom NABU Niedersachsen auf. „Jetzt Hand anlegen heißt, Tiere und Pflanzen einzuladen!“ sagt er und gibt Tipps:
Stachelritter in Not: Dem Igel eine Burg bauen
Igel, unsere beliebtesten heimischen Säugetiere, gehen erheblich im Bestand zurück. Sie leiden unter Nahrungsmangel und geeigneten Unterschlüpfen zum Überwintern und für ihre Wochenstuben in unserer ausgeräumten Landschaft oder sterben durch den Sturz in Schächte und steilwandige Teiche. „Einen igelfreundlichen Garten zu schaffen, bedeutet, dafür zu sorgen, dass im Garten ausreichend Nahrung – vor allem Insekten und Schnecken – einen Lebensraum finden, etwa durch die Pflanzung heimischer Sträucher und Stauden. Zudem kann ihm eine ‚Igelburg‘ aus Holz gebaut werden, in der Jungigel das Licht der Welt erblicken und die Igel den Winter überstehen können. Offene Fenster- und Kellerschächte und -treppen sollten ebenso wie Gullys überprüft werden, ob Igel hineinfallen können und eventuell dagegen gesichert werden. Steilwandige Teiche sollten mit Ausstiegsbrettern versehen werden, allzu dichte Zäune Aussparungen erhalten, damit Igel und andere Kleinsäuger hindurchschlüpfen können“, regt NABU-Mitarbeiter Wohlers an.
Nistkästen vielerlei Art bieten Baumläufer bis Zaunkönig sozialen Wohnungsbau
Jetzt können noch Nistkästen für Vögel gebaut und angebracht werden. Deren Bandbreite ist wesentlich größer als landläufig bekannt: Neben den gängigen Meisenkästen für Blau- Kohl- und andere Meisenarten können auch so genannte Spatzen-Reihenhäuser, Spezialkästen für Kleiber, für Baumläufer (die als „Rückwand“ den Baumstamm nutzen), so genannte Halbhöhlen für Nischenbrüter – Bachstelze, Grauschnäpper, Rotschwanz, Rotkehlchen und Co – sowie Zaunkönig-Kästen gebaut werden. Es ist ideal, diese bereits jetzt anzubringen, weil sie vor der Brutzeit auswittern können und in kalten Winternächten Vögeln als Nachtquartier dienen. „Auch Schwalben und Mauerseglern, sogar Eulen kann durch Nisthilfen unter die Flügel gegriffen werden“, ruft Rüdiger Wohlers zum Gang an Werkbank oder Küchentisch auf. „Selbst auf Balkonen können Nistkästen angebracht werden – so manche Meise brütet gern noch im vierten Stock!“ – Zudem können für Fledermäuse, unsere fliegenden Säugetiere, Tagesquartiere aus Holz gebaut werden.
Insekten das Büffet richten
Voraussetzung für einen artenreichen Garten ist seine Insektenfreundlichkeit. Jetzt ist die Zeit, sich über geeignete Sträucher, Stauden und Saatgut aus regional geeigneter Herkunft zu informieren. Denn wer für Schmetterling, Käfer, Wildbiene und Co ein reichhaltiges Blütenbüffet schaffen möchte sowie Pflanzen für Eiablage oder Larvenernährung, sollte auf diese Artenfülle setzen, nicht auf Exoten, die zumeist für Insekten nutzlos sind. Jetzt kann dazu ein Pflanz- und Aussaatplan erstellt werden. Zudem können mit wenigen Handgriffen leicht zu fertigende Insektenhotels selbst hergestellt werden.
Der NABU Niedersachsen hofft, dass jetzt viele Hand anlegen werden, um die Zeit zum Bau „vieler kleiner Archen im Garten und auf dem Balkon“ zu nutzen. Er hat dazu ein kleines Info-Paket zusammengestellt, das detaillierte Baupläne und Pflanz- oder Saatempfehlungen gibt. Es besteht aus der Bauplansammlung für Nisthilfen, den reich bebilderten Broschüren „Der Igel“, „Gartenlust“ und „Bienen, Wespen, Hornissen“ und kann angefordert werden gegen Einsendung eines 10-Euro-Scheins beim NABU Niedersachsen, Stichwort „Gartenarche 2021“, Alleestr. 36, 30167 Hannover.