Nachtblüten und Radieschen in der Gartenregion

Im Gartenjahr 2009 werden Claims abgesteckt, Sagen erzählt und Gemüse vertont

Als Hinterlassenschaft des Kalibergbaus ist die imposante Erhebung in Ronnenberg kaum noch zu identifizieren. Längst sind ihre ehemals schmutzig-weißen Flanken grün ummantelt. Im Aktionsjahr 2009 der Gartenregion Hannover wird die Abraumhalde nun zu einem „pretty hill“ geadelt.

Die Kunstaktion des Vereins ART IG ist eine von weiteren fünf Kulturveranstaltungen und – reihen, die von der Region Hannover gefördert werden. Der Ausschuss für Umwelt und Naherholung hat jetzt seine Zustimmung zur Freigabe von Fördermitteln in Höhe von insgesamt rund 70.000 Euro signalisiert. Zuschüsse gehen auch an das Sprengel Museum, den Kunstverein Neustadt, die Theaterinitiative Bühnensturm und das „theater am barg“ (Neustadt).

Als Beitrag zur Gartenregion Hannover 2009 präsentiert das Sprengel Museum Hannover in seiner großen Wechselausstellungshalle und im Raum für Fotografie etwa 70 Gemälde, Skulpturen, Zeichnungen und Fotografien aus eigenen Beständen. „Nachtblüten“ (23. August bis 15. November 2009) beschäftigt sich mit der Wahrnehmung und der Darstellung von Natur im 20. Jahrhundert. Zugleich wird in der Ausstellung die Entwicklungsgeschichte von der figürlichen über die surreal-fantastische zur abstrakten Kunst gezeigt. Im freien Spiel der Assoziationen werden zum Beispiel die Fotografien eines Baumes der zeitgenössischen Fotografin Heidi Specker mit dem Gemälde „L’arbre“ (1925) von Fernand Léger kontrastiert. Die Natur- und Landschaftskonzepte im 20. Jahrhundert bewegen sich zwischen Idylle, heiler Welt, friedfertiger Wildnis und einer von Düsternis und Untergang geprägten Sicht, bedingt auch durch die Katastrophen des vergangenen Jahrhunderts. Bilder der zivilisierten und gezähmten Natur im Schrebergarten, Zoo oder Stillleben werden Interpretationen von hereinbrechenden Katastrophen wie Gewitter, Steinschlag und atomisierten Monstren gegenübergestellt. Es werden Werke u.a. von Paul Klee, Niki de St. Phalle, James Ensor, Gerhard Richter, Franz Marc, Emil Nolde, Gabriele Münter, Salvador Dalí, Heinrich Riebesehl, Ansel Adams und Per Kirkeby gezeigt.

Der Kunstverein Neustadt a. Rgbe. organisiert vom 22. August bis zum 20. September 2009 eine Freiluftausstellung in den historischen Gartenanlagen um das Schloss Landestrost und der angrenzenden Leineaue. Knapp 30 Künstler sind eingeladen, sich in und mit ihren Arbeiten mit den Themen „Garten – Landschaft – Natur“ auseinanderzusetzen: Ein neuer Blick auf eine bekannte Landschaft soll entstehen. Für „Alles im Grünen“ werden verschiedene Kunstspaziergänge entlang der Objekte angeboten.

Seit 1996 folgen Künstler den Einladungen des Vereins ART IG ihre „claims“ auf dem Kaliberg Empelde in Ronnenberg abzustecken. Die Arbeiten greifen dabei die Geschichte, die Funktion und den Symbolwert dieser ungewöhnlichen Projektionsfläche auf. Gleichzeitig reagieren die Künstler auf die Atmosphäre und Beschaffenheit der ehemaligen Abraumhalde und integrieren umweltfreundliche Energiequellen wie Sonne und Wind in ihre Arbeit. Claims 3 soll nun vom 12. September bis zum 11. Oktober 2009 die allmähliche Wandlung des ehemals bizarr anmutenden Salzberges in ein komplett begrüntes Naherholungsgebiet beleuchten. Die Künstler entfalten in „pretty hill“ ihre eigene Bergvision und gehen dabei auch auf Gegensätzlichkeiten und Widersprüche ein. An der Erschaffung und Modellierung seiner „4 Elemente“ lässt  der Künstler Helmut Höcker die Besucher persönlich in vier Werkschauen teilhaben.

Das Schauspieler-Duo „Bühnensturm“ – Hannah Legatis und Martin-G. Kunze – wird mit Unterstützung der Pastoren-Jazzformation „Jordu“ an verschiedenen Orten (u.a. Laatzen, Langenhagen, Sehnde, Wennigsen und Wedemark) ihr drittes Lyrik-Jazz-Projekt „Paradies – Garten Eden“ präsentieren. Das Schauspielprojekt kombiniert lyrische Inhalte mit moderner Jazzmusik und möchte damit das Publikum auf unterhaltsame Weise zum Nachdenken anregen. Im Mittelpunkt steht die allgegenwärtige Sehnsucht nach dem Paradies; in Literatur, Musik, Werbung, aber auch der Gartenkultur. Das Jazztheater schafft es, einen Bogen zu spannen: von der Paradiesgeschichte bis zur heutigen Zeit, in der der Garten als Sinnbild für Gewaltlosigkeit und Frieden steht und als ein real erlebbares Paradies wahrgenommen wird.  Etwa 20 Aufführungen von „Ein paar Radieschen“ sind geplant. Die Uraufführung findet am Sonntag, 19. April, in der „Pinkenburg“ in Wennigsen statt. Beginn ist 17.00 Uhr.

Das „theater am barg“ aus Neustadt am Rbge. hat seit 2003 unter der Leitung von Christiane Hess bereits sieben regionale Sagen in abendfüllende Theaterprogramme und ein Kurzprogramm umgesetzt. Aufgrund der enorm positiven Resonanz wird das Theater nun von Mai bis Dezember 2009 rund 25 Mal auf diversen Bühnen (Hannover, Burgwedel, Hemmingen, Seelze, Neustadt) für die Gartenregion Hannover die Sagen „Von der Mandelsloher Glocke“, „Die Legende vom eingemauerten Kind“ und „Die Entstehungssage des Steinhuder Meeres“ aufführen. Geweckt werden soll mit den Inszenierungen die Neugier auf die eigenen Wurzeln, gleichzeitig wird historisches Hintergrundwissen vermittelt.

Die Gartenregion Hannover ist ein gemeinsames Projekt der Region Hannover in Zusammenarbeit mit ihren 21 Städten und Gemeinden. Mitgetragen wird das Projekt von zahlreichen weiteren Akteuren wie Behörden, Hochschulen, Kirchen, Schulen, Unternehmen, Verbänden und Vereinen, aber auch privaten Garten- und Parkbesitzern. Ziel ist es, die Grünqualitäten der Region in ihrer Vielfalt weiter zu entwickeln und erlebbar zu machen: im Jahr 2009 mit einem breit gefächerten Kultur- und Veranstaltungsprogramm.

www.region-hannover.de

PM: Region Hannover