Schon seit Wochen gehen die Meldungen von Erhöhung der GEMA Gebühren für die Weihnachtsmärkte durch die deutsche Presse. Zum Teil sollen deshalb Weihnachtsmärkte abgesagt worden sein, aber fast alle sind sich einig, dass die Erhöhung der Gebühren unangemessen ist. Aus Protest soll am kommenden Montag, 4. Dezember, ein „Tag der Stille“ ohne Musik auf vielen Weihnachtsmärkten begangen werden.
Ist das wirklich so?
„Der entscheidende Faktor für die Steigerungen in der Lizenzhöhe ist, dass die von den Märkten angemeldete Veranstaltungsfläche in der Größe bisweilen deutlich abweicht von der tatsächlichen Größe, die wir im letzten Jahr nachgemessen haben. Denn der Tarif berechnet sich ausschließlich nach der gesamten Veranstaltungsfläche – und eben nicht nach der beschallten Fläche“, erklärt Nadine Remus, Gema-Kommunikationschefin, auf BR-Anfrage.
Denn es gab im letzten Jahr gar keine Gebührenerhöhung für Musik auf Weihnachtsmärkten.
Die Städte haben einfach nicht die richtigen Flächen für die Gebührenerhebung an die GEMA gemeldet. Jetzt ist das aufgefallen und hat dann zu diesen zum Teil deutlich höheren Gebühren geführt. In Hannover ist das zum Beispiel eine Erhöhung von 9.500 Euro auf 45.000 Euro. Große Summe für ein bisschen Musik. Wenn man allerdings bedenkt, wie viele Händler und Gastronomen dort viel Umsatz machen, ist die Summe doch eher angemessen.
111 Stände sind laut Webseite der Stadt auf dem Weihnachtsmarkt. So zahlt jeder Stand gerade mal 18 Euro pro Tag für die Musik. Da hört sich das Ganze schon nicht mehr so viel an. Nach dem alten Satz waren es nur 3,80 Euro am Tag.
Ein Standbetreiber eines Getränkestandes mit und ohne Speisen zahlt laut Gebührensatzung an die Stadt 321,59 Euro pro Quadratmeter seines Standes. Und zwar für die gesamten 22 Tage des Weihnachtsmarktes!
Das Live-Musik so kaum noch zu finanzieren ist, kann man irgendwie nicht wirklich glauben.
Pressemitteilung der Stadt Hannover dazu:
Weihnachtsmarkt: Stiller Protest gegen GEMA-Gebühren auch in Hannover
Der Weihnachtsmarkt der Landeshauptstadt Hannover beteiligt sich am kommenden Montag, 4. Dezember, am „Tag der Stille“, der von mehreren Kommunen aus Protest gegen die stark angestiegenen Gema-Gebühren für die Weihnachtsmärkte begangen wird. Dabei bleibt der Markt den ganzen Tag über still – weder live auf der Bühne noch vom Band wird Musik gespielt. Neben Hannover sind unter anderem Leipzig, Dresden, Erfurt, Magdeburg, Rostock, Quedlinburg und Goslar dabei.
„Alle Weihnachtsmärkte in Deutschland leiden unter den enorm gestiegenen Kosten, die die GEMA im vergangenen Jahr völlig überraschend erhoben hat. Die Gebühren werden nun nach der gesamten Veranstaltungsfläche berechnet, unabhängig von der wirklich beschallten Fläche beispielsweise vor der Bühne. Über Nacht sind so die Gebühren um das Fünffache gestiegen. Das hat drastische Folgen für die Kommunen: Bühnenprogramme mit Live-Musik sind kaum noch zu finanzieren“, begründet Hannovers Wirtschafts- und Umweltdezernentin Anja Ritschel die Teilnahme an diesem stillen Protest.
Leidtragende von möglichen Kürzungen seien die vielen Kleinkünstler*innen, regionalen Musiker*innen, Chöre und Vereine, die von der GEMA-Erhöhung nicht profitieren, nun aber auch um ihre Auftritte fürchten müssen. Der Deutsche Städtetag vertritt bereits die Interessen der betroffenen Kommunen und wird den Druck auf die GEMA weiter erhöhen. Kernforderung ist eine Überarbeitung und Neufassung des Tarifs für Weihnachtsmärkte, Volks- und Bürgerfeste, der die Spezifik jeder Veranstaltung wiedergibt.
Für den Weihnachtsmarkt des Jahres 2022 hat die Stadtverwaltung 45.000,- Euro an die GEMA überwiesen. Bis zum Weihnachtsmarkt im Jahr 2019 hatte die Gebühr bei rund 9.500,- Euro gelegen.
Bildquellen:
- Weihnachtsmarkt Hannover: www.hannover-entdecken.de