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Stadt setzt fair gehandelte und nicht in Kinderarbeit hergestellte Produkte ein

Die hannoversche Stadtverwaltung setzt zukünftig mehr Produkte aus fairem Handel ein. Gleichzeitig werden von Kindern hergestellte Produkte vollständig verbannt. Dies ist der Kern eines neuen Beschaffungskonzeptes, das die Verwaltung jetzt den Ratsgremien vorgelegt hat.

Danach sollen in selbstbetriebenen Verkaufskiosken für städtische MitarbeiterInnen, in Schulen und Jugendzentren, in den Betriebsbistros der Verwaltung und im HCC kurzfristig – nach Auslaufen der bestehenden Einkaufsverträge – Kaffee, Tee, Trinkschokolade, Orangen- und andere Fruchtsäfte nur noch aus fairem Handel zum Verkauf kommen. Bei von der Stadt organisierten kommunalen Veranstaltungen, so z.B. beim autofreien Sonntag, sollen diejenigen Gastronomen einen Zuschlag erhalten, die Kaffee, Tee und Trinkschokolade aus fairem Handel anbieten. Bestehende Verträge für vermietete Gaststätten und Kioske sind von der Neuregelung ausgenommen, bei Neuausschreibungen wird jedoch auf die geänderte Vergabepraxis der Stadt hingewirkt.

Darüber hinaus wird die Stadt weitere Produkte, die in Entwicklungsländern in starkem Maße durch Kinder hergestellt werden, zukünftig über den fairen Handel beziehen. Hierzu gehören insbesondere – soweit auf dem Markt – Arbeitskleidung, Spielwaren in Kindertagesstätten, Sportbälle und Pflastersteine, die heute in großem Umfang in Kinderarbeit in Indien hergestellt werden. Der Nachweis ist von den Herstellern entweder durch ein Fair-Trade-Label, gleichwertige Siegel oder durch eine Selbstverpflichtung in Form eines Sozialkodexes für sich und ihre Zulieferer zu erbringen. Dies wird durch unabhängige Gremien der entsprechenden Verbände kontrolliert.

Das Konzept basiert auf der im vergangenen Jahr von den Ratsgremien einstimmig beschlossenen Millenniumserklärung des Deutschen Städtetages. Mit dem Beschluss wurde die Verwaltung gleichzeitig aufgefordert, ein Konzept für die Förderung des fairen Einkaufes vorzulegen. Bereits seit 2005 gibt es außerdem einen Grundsatzbeschluss, dass Produkte aus ausbeuterischer Kinderarbeit im Sinne der Konvention Nr. 182 der Internationalen Arbeitsorganisation der Vereinten Nationen in der Stadtverwaltung keine Verwendung finden sollen. Das jetzt vorgelegte Konzept legt Details dazu fest – gestützt auf das neue Vergaberecht der Bundesregierung vom 25. April 2009, das es den Kommunen ermöglicht, bei den Vergaben soziale Standards zu berücksichtigen.

Die Stadt setzt jedoch nicht einseitig auf Produkte aus fairem Handel: Aus Klimaschutzgründen soll auch zukünftig zwischen Produkten aus fairem Handel, die über große Transportwege aus Entwicklungsländern kommen, und Produkten aus ökologischem Anbau in Deutschland/Europa bzw. Produkten aus regionalem Anbau abgewogen werden. Beispielsweise werden Fruchtsäfte, Honig und Zucker auch zukünftig aus dem Nahbereich bezogen, auch wenn es fair gehandelte Alternativen gibt.

Das städtische Agenda21-Büro plant außerdem umfangreiche Aktivitäten und Kampagnen zur Ausweitung der Akzeptanz für fair gehandelte Produkte innerhalb der Stadtgesellschaft (Unterstützung von Marketingkampagnen über Label, Produkte, und Verbrauchertipps, Schulungen für Beschaffer, usw.).

Der Rat hat für die Kampagne in den nächsten Jahren jährlich 50.000 Euro zur Verfügung gestellt, von denen 30.000 Euro für die Marketingkampagne und 20.000 Euro für Mehrkosten bei der Beschaffung genutzt werden sollen. So schätzt das HCC mit Mehrkosten von jährlich rund 3.000 Euro für fair gehandelte Produkte. Durch den Zuschuss werden die Kosten deshalb vorerst nicht auf die Verbraucher umgelegt.