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Studie: Ständige Erreichbarkeit und Pendeln machen krank

Wer tägliche viele Kilometer zur Arbeit fahren muss und zusätzlich nach der Arbeit auch privat erreichbar ist, der leidet häufiger an psychischen Beschwerden. Dies geht aus dem neuen Fehlzeiten-Report hervor.

Viele deutsche Arbeitnehmer fühlen sich durch längere Arbeitswege, Überstunden und ständige Erreichbarkeit überlastet. Wie der Fehlzeiten-Report 2012 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) zeigt, sind psychische Erkrankungen häufig die Folge des erhöhten Stresses.

Keine Trennung von Arbeit und Privatleben

Laut der Untersuchung klagen Menschen, die Freizeit und Beruf nicht strikt voneinander trennen können, doppelt so oft über Erschöpfung, Kopfschmerzen und Niedergeschlagenheit wie Menschen, denen eine Trennung von Job und Privatleben gelingt. Je häufiger Arbeitnehmer ihre privaten Aktivitäten verschieben, unbezahlte Überstunden machen und sonntags arbeiten, desto stärker steigen die Beschwerden und Unzufriedenheit.

Auch die Unfähigkeit zum Abschalten ist ein schwerwiegendes Problem. Zwar könnten Beschäftigte weniger krankheitsanfällig sein, wenn sie ihre Bedürfnisse und Arbeit anpassen könnten, dies gelinge aber häufig nicht. In der Studie gab jeder dritte Erwerbstätige an, binnen vier Wochen häufig E-Mails oder Anrufe außerhalb der Arbeitszeit zu erhalten. Unbezahlte Überstunden sind ebenfalls keine Seltenheit. Jeder Zehnte nimmt seine unerledigte Arbeit mit nach Hause.

Längere Wege zur Arbeit

Neben den übermäßigen Überstunden kommt das Problem durch lange Wege zur Arbeit. Rund 40 Prozent der Berufstätigen sind entweder Wochenendpendler oder müssen täglich mehr als eine Stunde zur Arbeit fahren. Durch das Pendeln können sie zwar der Arbeitslosigkeit ausweichen oder sie sichern sich Aufstiegschancen, doch das Pendeln belastet viele Arbeitnehmer stark. Die Folge: Der Stress steigt, die Ruhezeiten werden geringer – all das endet in Niedergeschlagenheit und Erschöpfung.

Einer Studie der Techniker Krankenkasse (TK) untersuchte ebenfalls die negativen Folgen für die Gesundheit durch Pendeln. Sie zeigt, dass von Arbeitnehmern vermehrt Flexibilität gefordert wird. Diese nehmen wiederum längere Arbeitswege in Kauf, um dieses Kriterium zu erfüllen. Vor zehn Jahren betrug die durchschnittliche Distanz von der Haustür zum Büro 14,6 Kilometer, heute sind es im Schnitt 17 Kilometer. Die jüngsten Zahlen des Bonner Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung aus dem Jahr 2009 zeigen, dass die Arbeitswege in den Ballungszentren großer Städte wie Hamburg, Berlin und Frankfurt überdurchschnittlich lang sind.

Ausweg Selbstständigkeit

Aufgrund von langen Arbeitswegen, mehr geforderter Flexibilität und erhöhtem Stress suchen immer mehr Menschen den Ausweg in der Selbstständigkeit. Sie suchen auf einer Jobbörse im Internet nach Partnern und Kunden. Diejenigen, deren Job die Arbeit von zu Hause erlaubt, absolvieren häufig erfolgreich den Schritt zur Selbstständigkeit.