Der in diesem Jahr erstmals verliehene "Hölty-Preis für Lyrik der Landeshauptstadt und der Sparkasse Hannover" geht an Thomas Rosenlöcher für sein lyrisches Gesamtwerk.
In der Begründung der Jury heißt es:
"Am Prozess der Formzertrümmerung in der literarischen Moderne nimmt der sächsische Elbtalromantiker Thomas Rosenlöcher nicht teil. Von seinem ersten Gedichtband "Ich lag im Garten bei Kleinzschachwitz" (1983) an bis zum meisterlichen Buch "Das Flockenkarussell" (2007) bewahrt er die Tradition und transformiert sie in ein eigenes poetisches Idiom, das aus den Quellen der historischen Romantik die entscheidenden Impulse bezieht.
1947 in Dresden geboren, versuchte sich Rosenlöcher nach dem Abitur und dem Studium der Betriebswirtschaft als Arbeitsökonom im Holzhandel, bevor er die Literatur für sich entdeckte und ein Studium am Literaturinstitut in Leipzig aufnahm. Nach seiner Zeit als Assistent beim Kindertheater in Dresden veröffentlichte er 1983 sein poetisches Debüt "Ich lag im Garten bei Kleinzschachwitz". In der DDR wurde dieses Debüt wohlwollend aufgenommen – obwohl es bereits in diesem Buch von Fluchtphantasien wimmelte und der Dicht er in subtiler Antizipation eine Weltenwende voraussah.
Die Sehnsucht nach einer unversehrten, erhabenen Natur wird in Rosenlöchers Elegien und Idyllen emphatisch aufgerufen wie auch ironisch konterkariert. Die alten Versmaße, die Distichen, Alexandriner oder Blankverse beherrscht Rosenlöcher virtuos; er überführt sie in eine lyrische Kunst lässiger Unvollkommenheit. In burlesker Manier, in schelmischen, gelegentlich auch kalauernden Tonarten besingt er augenzwinkernd kleine und kleinste Dinge. Dabei begibt er sich sehr oft in den Schutzbereich unterschiedlichster Engel. Diese lyrische Engels-Kunde neigt wie die Naturidyllik des Dichters zur schlitzohrigen Subversion der alten Welt- und Himmels-Ordnungen."
Der Hölty-Preis für Lyrik, der erstmalig in diesem Jahr – im September – verliehen wird, wird im zwei Jahre Rhythmus von der Stadt und der Sparkasse Hannover in Höhe von 20.000 Euro gestiftet. Er stellt eine bedeutende Auszeichnung für deutschsprachige LyrikerInnen dar.
Der Jury gehörten an: Cornelia Jentzsch, Kathrin Dittmer, Michael Braun, Dr. Michael Krüger, Prof. Dr. Martin Rector.
Weitere Informationen zum Autor gibt es im Internet unter www.suhrkamp.de. Für Fotowünsche steht der Suhrkamp Verlag unter der E-mail hoop@suhrkamp.de zur Verfügung.
Die literarische Bedeutung seines Namensgebers Hölty steht für die enge Verbindung des Preises mit Stadt und Region.
Ludwig Christoph Heinrich Hölty (geboren am 21. Dezember 1748 im Kloster Mariensee bei Hannover, gestorben am 1. September 1776 in Hannover) ist von seinem künstlerischen Rang her einer der bedeutendsten deutschen Lyriker. Die Bedeutung beruht vor allem auf der Formenvielfalt, Eigenständigkeit und Stimmungs-Eindringlichkeit seiner etwa 140 Gedichte, die von zahlreichen Komponisten vertont wurden (Mozart, Beethoven, Schubert, Mendelssohn-Bartholdy, Brahms und Tschaikowsky). Hölty ist neben den Brüdern Schlegel, Karl Philipp Moritz, Carl Sternheim und Kurt Schwitters der wichtigste mit der Stadt und der Region verbundene Dichter. Er verbrachte seine Kindheit und Schulzeit im Dorf Mariensee und die letzten Lebensjahre seines kurzen Lebens in Hannover, wo er 1776 starb.