Vor dem Hintergrund der aktuellen Verkehrsunfallentwicklung im Jahr 2012 hat Polizeipräsident Axel Brockmann im Rahmen der Vorstellung der Verkehrsunfallstatistik die Intensivierung von Geschwindigkeitskontrollen in diesem Jahr angekündigt. Die Zahlen hat er zusammen mit dem Leiter des Dezernats für Einsatz und Verkehr Knut Lindenau bei der heutigen Präsentation vorgestellt.
Verkehrstote
Die Beamten der Polizeidirektion Hannover sind im letzten Jahr im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu 497 Unfällen mehr gerufen worden und kamen so auf 32 302 registrierte Verkehrsunfälle. "Diese Zunahme von 1,6 Prozent und die Feststellung, dass wir damit auch unter dem Landesdurchschnitt von zwei Prozent liegen, ist für uns weniger bedeutsam. Viel größere Sorge bereitet uns die deutliche Zunahme der Verkehrsunfälle mit tödlichem Ausgang", eröffnete Polizeipräsident Axel Brockmann die Vorstellung des Verkehrssicherheitsberichtes 2012 der Polizeidirektion Hannover. Die Zahl der Verkehrstoten im Raum Hannover ist im vergangenen Jahr auf 53 angestiegen, nach dem historischen Tiefstand aus dem Jahr 2011 ein Plus von 14 im Straßenverkehr tödlich verunglückten Menschen. "Auch wenn die Gesamtzahl von 53 bei langfristiger Betrachtung kein hoher Wert ist und es in den letzten sechs Jahren kontinuierliche Rückgänge bei der Entwicklung der Unfallzahlen mit tödlichem Ausgang gab, so macht mich die Steigerung um 14 Verkehrstote und das damit verbundene Leid aller Betroffenen und Angehörigen persönlich sehr betroffen." Auffällig für 2012 ist die Zahl der Verkehrstoten auf Autobahnen im Zuständigkeitsbereich der Polizei Hannover: Sie hat sich im letzten Jahr von acht auf 16 Personen verdoppelt.
Die Verkehrsunfallstatistik und insbesondere die leider festzustellende Steigerung bei den Verkehrstoten zeigt, dass es wichtig ist die polizeiliche Kernaufgabe Verkehrssicherheit als einen herausragenden Schwerpunkt zu begreifen.
Schwerverletzte
Einen Rückgang hingegen konnte die Polizeidirektion Hannover bei der Anzahl der schwerverletzten Verkehrsteilnehmer verzeichnen. 21 Personen (minus 3,5 Prozent) weniger als im Vorjahr sind bei Unfällen schwer verletzt worden.
Autobahnen
Auf der vielbefahrenen Bundesautobahn (BAB) 2 – es handelt sich um die unfallträchtigste Stecke unter den Autobahnen im Zuständigkeitsbereich der Polizei-direktion Hannover – stiegen die Unfallzahlen im Vergleich zum Vorjahr um 13,4 Prozent (220 Unfälle) auf 1860. Bei Unfällen mit Personenschäden war ein Plus von 6,6 Prozent (plus 24) auf 387 zu beobachten. Hier passierten rund 70 Prozent aller Unfälle auf Autobahnen im Zuständigkeitsbereich der Polizeidirektion Hannover. Die restlichen 30 Prozent verteilten sich auf die BAB 37, BAB 7 und BAB 352. Zusammen weisen diese drei Autobahnabschnitte eine etwa gleiche Streckenlänge in Kilometern auf wie der Streckenabschnitt der BAB 2, der in die Zuständigkeit der PD Hannover fällt. Von 16 Verkehrstoten, die 2012 auf der Gesamtheit dieser Fernstraßen ums Leben kamen, verstarben zwölf bei Unfällen auf der BAB 2. Neben der erhöhten Anzahl von Unfällen mit gleichzeitig mehreren Getöteten dürfte als ein weiterer Grund für die Zunahme die Großbaustellen an den Autobahnen bei Garbsen und Lauenau zu benennen sein. Gerade im Bereich der LKW-Unfälle birgt das Auffahren auf Stauenden immer noch die größten Gefahren und führte zu mehreren Unfällen mit Verletzten oder Getöteten. Von dem Polizeipräsidenten wird dazu eine konsequente Umsetzung von sicherheitsrelevanten Maßnahmen im Fernstraßennetz gefordert, wozu insbesondere auch der Ausbau von stationären Geschwindigkeitsüberwachungsanlagen auf den Autobahnen gehört.
Axel Brockmann merkte dazu an, dass Abstands- und Geschwindigkeitskontrollen von der Polizei weiterhin intensiv fortgeführt werden. Im letzten Jahr resultierten in der Polizeidirektion Hannover über 30 % aller Verkehrstoten aus Unfällen auf der BAB. Im Landesdurchschnitt sind dies nur etwa 9 %.
Risikogruppen – Kinder, junge Fahranfänger und Senioren Die Anzahl der verunglückten Kinder im Straßenverkehr im Bereich der Landeshauptstadt Hannover (diese beinhaltet die Summe aller leicht, schwer und tödlich Verletzten im Alter bis einschließlich 14 Jahre) stieg von 188 in 2011 auf 225 im letzten Jahr. Bei näherer Betrachtung sind dabei folgende Auffälligkeiten festzustellen: Während sich die Zahl der verunglückten Kinder als Radfahrer verringerte, steigerten sich insbesondere die Unfälle, bei denen sie als Fußgänger oder als Mitfahrer in PKW und anderen Fahrzeugen verletzt worden sind. Glücklicherweise handelt es sich fast ausschließlich um leichte Verletzungen. Schwerverletzte Kinder sind von 26 auf 17 zurückgegangen. "Kinder stehen im ganz besonderen Fokus unserer Arbeit", stellte Brockmann heraus. "Bei der Umsetzung der gemeinsam mit der Landeshauptstadt Hannover erarbeiteten Maßnahmen dürfen wir jedoch jetzt keineswegs nachlassen, sondern müssen gemeinsam weiter an den vorgeschlagenen Maßnahmen festhalten", lautet hierzu die Forderung des Polizeipräsidenten. Insbesondere im Zusammenhang mit der jeweils bereits im letzten Jahrzehnt wiederkehrenden und jetzt erneut gestiegenen Anzahl von verunglückten Kindern in Fahrzeugen wies der Präsident auf die Verpflichtung zur verantwortungs- und rücksichtsvollen Teilnahme aller Verkehrsteilnehmer im Straßenverkehr hin. Tempo drosseln und angemessene Fahrweise, dazu bei der Mitnahme von Kindern auf die ordnungsgemäße Benutzung von Sicherungssystemen achten, so lautet dazu die ergänzende Forderung.
Brockmann weiter: "Kinder im Auto können im Regelfall nichts dafür, dass sie bei einem Unfall verletzt werden. Sie sind hier ganz einfach in der Opferrolle! Fahren Sie daher stets vorsichtig, achten Sie auch auf Kinder am Straßenrand und seien Sie ein Vorbild!" Im Zuständigkeitsbereich der Polizei Hannover kam 2012 ein Kind im Straßenverkehr ums Leben – der 14-jährige Junge war Anfang August mit seinem Fahrrad auf einem Radweg in Burgwedel unterwegs gewesen, als ihn ein PKW, der einem anderen ausweichen musste, erfasste. Neben den Kindern gelten die 18- bis 24-Jährigen und die Senioren (ab 65 Jahre) als Risikogruppen im Straßenverkehr. 2012 kamen neun junge Menschen ums Leben (sieben davon waren Fahranfänger), zwei weniger als im Jahr zuvor. Die Anzahl der im Straßenverkehr getöteten Senioren lag mit zwölf ebenfalls um zwei niedriger als 2011.
Unfallursachen/-schwerpunkte
Häufigste Unfallursachen im Jahr 2012 waren bei der Gesamtheit aller Verkehrsunfälle die Missachtung der Vorfahrt (3 301), überhöhte/nicht angepasste Geschwindigkeit (2 151), Nichteinhaltung des Sicherheitsabstandes (2 162), Fehler beim Abbiegen (1 493) und Alkoholbeeinflussung (527). In 774 Fällen waren Radfahrerfehlverhalten unfall-ursächlich. Jedoch trat bei den Verkehrsunfällen mit schweren Personenschäden erneut die Ursache nicht angepasste oder überhöhte Geschwindigkeit am häufigsten auf. Unfallbrennpunkte im Stadtgebiet sind weiterhin der Deisterplatz-Kreisel (107 Unfälle), der Ricklinger Kreisel (101), der Weidetorkreisel (85), der Tönniesberg-Kreisel (53), der Landwehrkreisel (45) und der Westschnellweg Höhe Limmerstraße (37), wobei gerade beim Westschnellweg im Vergleich zum Vorjahr ein Rückgang um 30,2 Prozent (53) zu verzeichnen ist.
Ausblick
Die Polizeidirektion Hannover wird auch in diesem Jahr einen besonderen Schwerpunkt auf die Verkehrssicherheitsarbeit legen. Dabei stehen insbesondere die Verkehrsunfälle mit schweren Personenschäden und deren Reduzierung im Blickpunkt der Beamten. Hierzu zählen nicht nur Verkehrsunfälle im Radverkehr, die bereits allein ein Drittel hiervon betragen. "Das Geschwindigkeitsniveau in und um Hannover ist zu hoch", stellt der Polizeipräsident fest. "Es gibt kein Recht auf schnelles Fahren, Geschwindigkeitskontrollen sind keine Schikane sondern verfolgen das Ziel der Erhöhung der Verkehrssicherheit. Das Gebot lautet vielmehr: Tempo runter, Vorsicht und gegenseitige Rücksichtnahme!" Begleitet werden soll diese Forderung unter anderem durch die Fortsetzung des Verkehrssicherheitskonzeptes der Polizeidirektion Hannover mit dem Titel "3 x 3". Insgesamt 152 820 Verkehrsverstöße haben die Beamten der Polizeidirektion Hannover im vergangenen Jahr geahndet. Dabei entfielen allein 44 055 auf die Hauptunfallursache Geschwindigkeit. Axel Brockmann abschließend: "Mit der konsequenten Fortführung unserer Konzepte werden wir in diesem Jahr die Verkehrssicherheit besonders auch für die schwächeren Verkehrsteilnehmer wie Kinder, Senioren, Fußgänger und Radfahrer weiter erhöhen. In unserem besonderen Fokus werden wir die Hauptunfallursache Geschwindigkeit behalten und unsere Kontrollen hier noch weiter intensivieren. Für dieses Jahr sind dazu mehrere Großkontrollen geplant.
Mein Appell: "Fahren Sie langsam und achten Sie auf jeden anderen Verkehrsteilnehmer, so werden wir alle hoffentlich stets sicher unser Ziel erreichen!" und "Verkehrssicherheit ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, daran sollten wir gemeinsam weiter arbeiten." / tr, schie
Pressemitteilung: Polizei Hannover