Der Lagebericht zur Stadtentwicklung 2007 stellt die Position und Entwicklung Hannovers im Vergleich mit anderen, vergleichbaren Städten dar. Zum Vergleich herangezogen werden – von Hamburg im Norden bis München im Süden – westdeutsche Großstädte in der Größenordnung von einer halben Million und mehr EinwohnerInnen. Dabei werden insbesondere Daten aus der amtlichen Statistik verwendet, die am ehesten noch die Anforderungen an zuverlässige und wirklich vergleichbare Daten erfüllen (Lebenswirklichkeit), teilweise wird auch Bezug genommen auf Rankings von Dritten.
Der aktuelle Großstädtevergleich beschränkt sich auf die Themenblöcke
- Bevölkerung,
- Wirtschaft,
- Arbeitsmarkt,
- Wohnen.
Im zweiten Teil des Berichts sind die Ergebnisse des Roland Berger Kreativitätsindex 2008 um die Daten für Hannover ergänzt worden, so dass Hannovers Position auch zum vieldiskutierten Thema "Kreative Stadt" beleuchtet werden.
Folgende wesentliche Entwicklungen sind im Lagebericht 2007 dargestellt:
Bevölkerung
- Seit Herbst 2006 verzeichnet Hannover einen Bevölkerungsanstieg auf nunmehr 518.000 EinwohnerInnen. Damit liegt Hannover im Trend der anderen Großstädte (Ausnahme die Ruhrgebietsstädte); im Vergleich hat Hannover jedoch mit 0,3 Prozent das geringste Bevölkerungswachstum zwischen 2001 und 2006 aufzuweisen.
- Das Bevölkerungswachstum für Hannover ergibt sich vor allem aus einer verringerten Zahl von Fortzügen, insbesondere ins Umland. Es ist also – wie in den Vergleichsstädten – eher ein Trend zum "Verbleiben in der Stadt" erkennbar als zur "Rückkehr".
Bevölkerungsstrukturen
- Hannover gehört weiterhin zu den Großstädten, in denen relativ wenige Kinder und Jugendliche wohnen.
- Verzeichnet werden aber hohe Bevölkerungsanteile bei jungen Erwachsenen. Sowohl bei den 18- bis 24-Jährigen als auch bei den 25- bis 29-Jährigen liegt Hannover auf Platz 2. Das unterstreicht die Bedeutung als Ausbildungszentrum.
- In der mittleren Altersgruppe (30 bis 49 Jahre) liegt Hannover in der Mitte der Großstädte, ebenso bei den Älteren (über 65 Jahre) mit einem Bevölkerungsanteil von knapp 20 Prozent.
- In der Gruppe der "nachwachsenden" älteren Generation (50 bis 64 Jahre) besitzt Hannover dagegen den niedrigsten Anteil aller Vergleichsstädte. Das wird dazu führen, dass der Anstieg der Zahl älterer Menschen in Hannover in den nächsten Jahren schwächer ausfallen wird als in den anderen Städten.
Wachstumspotenziale
Quelle des Bevölkerungswachstums sind die derzeitigen Wanderungsgewinne. Der natürliche Saldo aus Geburten und Sterbefällen ist negativ und wird spätestens in den 2020er Jahren aufgrund der stark steigenden Zahl älterer Menschen ("Babyboomer" aus den 60er Jahren) erheblich negativer ausfallen als heute. Für Wachstum oder auch nur Stabilität der Bevölkerungszahl wären also deutliche Wanderungsgewinne erforderlich.
Zwei Bevölkerungsgruppen sind für die Wanderungsgewinne in Hannover besonders wichtig:
- Junge Menschen, die zur Ausbildung oder zur Aufnahme einer Berufstätigkeit in die Stadt kommen.
- Menschen mit Migrationshintergrund, die z. B. als deutschstämmige Aussiedler, Familienangehörige, Studenten und Flüchtlinge in die Stadt kommen.
Räumlich gesehen profitiert die Stadt dabei vornehmlich von Zuzügen
- aus dem übrigen Niedersachsen (ohne die Region Hannover)
- aus den neuen Ländern
- aus dem Ausland (dabei reisen Aussiedler über Friedland ein, werden also statistisch als Zuzüge aus dem Inland erfasst).
Von diesen Zuwanderungspotenzialen sind zwei bedeutende Gruppen in den vergangenen Jahren bereits deutlich geschrumpft bzw. eine deutliche Schrumpfung ist für die nächsten Jahre absehbar: Aussiedler und Flüchtlinge sowie junge Erwachsene aus den neuen Ländern.
Um nähere Informationen über eine mögliche stärkere Ausschöpfung anderer Potenziale zu erhalten, wurde auch zu den Wanderungen ein Städtevergleich durchgeführt. Er beschränkte sich auf neun Großstädte – auf Einbeziehung von Dortmund, Duisburg und Essen wurde aufgrund ihrer nicht vergleichbaren Stadt-Umland-Situation verzichtet.
Die wichtigsten Ergebnisse dieses Städtevergleichs sind:
- Positive Wanderungsbilanz zwischen 2004 und 2006, die aber schlechter als die der anderen Großstädte ist (bezogen auf die jeweilige Bevölkerungszahl).
- Geringste Wanderungsgewinne aller Städte in den alten Bundesländern.
- Auch bei Umlandwanderungen hat Hannover trotz des deutlich reduzierten Verlusts immer noch eine schlechte Position.
- Relativ positiv ist die Position Hannovers gegenüber den neuen Ländern und dem Ausland.
- Die positive Wanderungsbilanz Hannovers ist insbesondere auf die hohe Zuwanderung von jungen Erwachsenen zurückzuführen.
- Die relativ höchsten Wanderungsverluste unter den Vergleichsstädten hat Hannover bei Menschen in der Berufsfindungs- (25 bis 29 Jahre) und der Familienphase (30 bis 49 Jahre).
- Bei älteren Menschen (50 Jahre und älter) sind diese Wanderungsverluste in allen Vergleichsstädten deutlich, insbesondere gegenüber dem jeweiligen Umland – in Hannover aber vergleichsweise gering.
Arbeitsmarkt
- Etwa seit Mitte 2005 steigen in den meisten Städten die Zahlen für sozialversicherungspflichtig Beschäftigte wieder an; dennoch verzeichnen fast alle Städte Beschäftigungsverluste in den vergangenen fünf Jahren.
- In Hannover liegen die Beschäftigungszahlen Mitte 2007 noch um rund vier Prozent (rund 11.600 Beschäftigte) unter den Zahlen von Mitte 2002. Insbesondere von 2006 auf 2007 ist der Beschäftigungsanstieg in Hannover deutlich geringer ausgefallen als in anderen Städten.
- Hannover gehört weiter zu den bedeutenden Arbeitsmarktzentren in Deutschland. Rund 150.000 sozialversicherungspflichtig Beschäftigte pendeln zum Arbeiten in die Stadt. Bezogen auf den Pendlersaldo (unter Berücksichtigung der Auspendelnden) liegt Hannover auf Platz 2.
Arbeitslosigkeit
- Die Arbeitslosenquote (bezogen auf die abhängig Beschäftigten) lag Ende 2007 bei 12,5 Prozent, nur in den Ruhrgebietsstädten war sie höher.
- In Hannover gab es in den vergangenen Jahren aber auch einen deutlichen Rückgang der Arbeitslosenzahlen, in den vergangenen beiden Jahren um fast 30 Prozent. Das heißt Platz 3 im Städtevergleich.
Qualifikationspotenziale
- Zu den positiven Standortfaktoren in Hannover gehört zweifellos die Qualifikationsstruktur der Bevölkerung. Fast 30 Prozent der hannoverschen Bevölkerung besitzen die Fachhochschul oder Hochschulreife, ähnliche Werte werden nur in München, Frankfurt und Düsseldorf erreicht.
- Die Zahl der Studierenden ist in Hannover – bezogen auf die Einwohnerzahl – sehr hoch. Mit 71 Studierenden je 1.000 Einwohner erreicht Hannover Platz 2.
- Das Qualifikationsniveau der hier Beschäftigten ist ebenfalls recht hoch – aber mit deutlichem Abstand zu Städten wie Frankfurt, Stuttgart und München. Dies ist auf die stärkere Abwanderung nicht zuletzt auch von gut qualifizierten Arbeitskräften insbesondere nach Süddeutschland zurückzuführen.
Wohnen
Wohnsituation und Wohnqualitäten sind in Hannover sehr positiv.
- In Hannover gibt es die höchste Wohnfläche je Einwohner unter den Vergleichsstädten.
- Die Wohnungsgrößen sind in der Tendenz höher als im Durchschnitt der Vergleichsstädte.
- Das Preisniveau in Hannover liegt deutlich unter dem in den meisten Vergleichsstädten
- Lediglich beim Anteil der Ein- und Zweifamilienhäuser am Gebäudebestand liegt Hannover hinter vielen Vergleichsstädten zurück.
Roland Berger – Kreativitätsindex 2008
Im März 2008 präsentierte die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung (FAS) ein großes Städteranking, das auf einer Studie von Roland Berger beruht und zehn deutsche Städte miteinander vergleicht. Die Auswahl der verwendeten Indikatoren basiert auf dem Stadtsoziologen Richard Florida, der "Technologie, Talent und Toleranz" als Elemente nutzt, um die Urbanität von Städten und ihre Attraktivität für Hochqualifizierte zu vergleichen. In dem Städtevergleich ist Hannover nicht berücksichtigt worden. Jetzt wurden die Daten für die Landeshauptstadt ergänzt.
- Die Rangfolge der Städte insgesamt, bezogen auf den Kreativitätsindex 2008, zeigt Hannover auf Platz 6. Geht man davon aus, dass vor allem die großen Metropolen die Fähigkeit besitzen, die kreative Klasse an sich zu binden, so nimmt Hannover im vorliegenden Vergleich eine sehr erfreuliche Position ein.
- Differenziert man den RB-Kreativitätsindex in seine drei Elemente, so zeigen sich aber klare Schwächen Hannovers beim Technologieindex. Hier liegt Hannover auf dem vorletzten Platz vor Leipzig. Die Spitzenplätze nehmen München und Stuttgart ein.
- Beim Talentindex steht Hannover gleichauf mit Leipzig an dritter Stelle, was sich bei der Einzelbetrachtung aus dem guten Abschneiden der Landeshauptstadt bei den Ergebnissen der Exzellenzinitiative des BMBF der Jahre 2006 und 2007 ergibt.
- Der Toleranzindex stellt Hannover an achter Stelle der Städteskala. Bei diesem Indikator zeigt sich deutlich, dass insbesondere die großen Metropolen hier vergleichsweise hohe Werte aufweisen.