Freizeit, Kunst & Kultur

Zahlreiche Angebote am Tag des offenen Denkmals

Die Landeshauptstadt Hannover beteiligt sich mit zahlreichen kostenlosen Angeboten zum bundesweiten Tag des offenen Denkmals am kommenden Sonntag (9. September).

Unter anderem präsentiert der Fachbereich Umwelt und Stadtgrün einige Neuerungen für den Gartenfriedhof: Eine neue Broschüre beschreibt die besondere Geschichte und Bedeutung des heutigen Gartendenkmals. 36 ausgewählte Grabmale werden darin näher erläutert und können zukünftig bei einem abwechslungsreichen Spaziergang über das Gelände erkundet werden.

Darüber hinaus hat der ehemalige Friedhof drei neue Informationstafeln erhalten. In Kurzform werden die wesentlichen Aspekte des Friedhofs wie Geschichte und Entwicklung dargestellt, ein Lageplan zeigt 36 besondere Grabmale. Zudem wurde nach Vorgaben, die einem Gartendenkmal entsprechen, ein Zaunelement eingebaut, das den früheren Eingang an der Ecke Marienstraße/Warmbüchenstraße schließt.

Angebote der Landeshauptstadt zum Tag des offenen Denkmals

  • Halbstündlich zwischen 11 und 16 Uhr, Waterloosäule: Aufstieg auf die Plattform, Lavesallee 14. Voranmeldungen sind nicht möglich, BesucherInnen können sich ab 11 Uhr vor Ort in eine Liste für ihre gewünschte Zeit eintragen. Maximal zehn Personen können pro Aufstieg teilnehmen. Der Aufstieg über eine Wendeltreppe mit 190 Treppenstufen im Inneren ist nicht barrierefrei. Bei sehr schlechtem Wetter muss der Aufstieg leider ausfallen.
  • 11.30 Uhr, Museum August Kestner: Der Schatz der Goldenen Tafel – Führung mit Thorsten Henke, Trammplatz 3 (das Museum August Kestner ist von 11 bis 18 Uhr geöffnet, Eintritt an diesem Tag frei).
  • 12 Uhr, Gartenfriedhof: Führung „Alte Grabmale auf dem Gartenfriedhof und die auf ihnen dargestellte Symbolik“. Pastor Dietmar Dohrmann stellt die Grabmalsymboliken vor. Treffpunkt ist am Eingang des Gartenfriedhofs an der Gartenkirche St. Marien, Marienstraße 35.
  • 12, 13.30 und 15 Uhr, Stadtbibliothek Hannover: Führung durch den historischen Bücherturm, Hildesheimer Str. 12; nur nach Anmeldung (begrenzte Teilnehmerzahl): telefonisch unter (05 11) 1 68 – 4 21 69 oder per E-Mail unter 41.92@hannover-stadt.de (nicht außerhalb der Führungen geöffnet).
  • 14 Uhr, Gartenfriedhof: Führung „Die Geschichte des Gartenfriedhofs und seiner bedeutendsten Grabmale“. Angelika Weißmann erläutert Geschichte, Entwicklung, begrabene Persönlichkeiten und ihre Grabmale auf diesem Gartendenkmal. Treffpunkt ist am Eingang des Gartenfriedhofs an der Gartenkirche St. Marien, Marienstraße 35.
  • 14 Uhr, Historisches Museum: „Denkmal ernstgenommen: Verbindung(en) von Geschichte und Gegenwart“ – Führung mit Museumsdirektor Dr. Thomas Schwark (das Historische Museum ist von 11 bis 18 Uhr geöffnet, Eintritt an diesem Tag frei).
  • 14, 15 und 16 Uhr, Festsaal der Galerie Herrenhausen: Führungen mit Dr. Heiko Laß (Institut für Kunstgeschichte der Ludwig-Maximilians-Universität München), Herrenhäuser Straße 3a (der Festsaal der Galerie Herrenhausen ist von 11 bis 18 Uhr geöffnet; der Eintritt in die Galerie und zu den dortigen Führungen ist frei; Eintrittspreise Herrenhäuser Gärten: Erwachsene 8 Euro, Kinder/Jugendliche (12 bis 17 Jahre) 4 Euro, Kinder unter 12 Jahre frei).
  • 14, 15 und 16 Uhr, Arne Jacobsen Foyer: Führungen mit Architektin Anne Panse (Koch Panse Architekten BDA), Herrenhäuser Straße 3a (das Arne Jacobsen Foyer ist von 11 bis 18 Uhr geöffnet; der Eintritt in das Arne Jacobsen Foyer und zu den dortigen Führungen ist frei; Eintrittspreise Herrenhäuser Gärten: Erwachsene 8 Euro, Kinder/Jugendliche (12 bis 17 Jahre) 4 Euro, Kinder unter 12 Jahre frei).
  • 15 bis 17 Uhr, Historisches Museum: Der Beginenturm – Ein Zeuge der Stadtgeschichte vom Mittelalter bis in die Gegenwart, Pferdestraße 6 (keine Führung, der Beginenturm ist von 15 bis 17 Uhr zu besichtigen; MitarbeiterInnen stehen in dieser Zeit für Auskünfte bereit; das Historische Museum ist von 11 bis 18 Uhr geöffnet, Eintritt an diesem Tag frei).
Ausblick von der Waterloosäule

Ausblick von der Waterloosäule

Informationen zur Waterloosäule:

Die Siegessäule wurde in den Jahren von 1825 bis 1832 nach einem Entwurf von Georg Ludwig Friedrich Laves auf dem Waterlooplatz errichtet. Von dem knapp 47 Meter hohen Denkmal haben die BesucherInnen einen guten Rundumblick über die Altstadt, das Neue Rathaus, die Calenberger Neustadt, Linden und bei gutem Wetter auch bis zum Deister.

Informationen zur Führung im Museum August Kestner:

Gold, Elfenbein und Kristalle, die Reliquien und Reliquiare des Schatzes der Goldenen Tafel aus St. Michaelis zu Lüneburg beeindrucken ihre BetrachterInnen heute wie vor 500 Jahren. Die Führung wird dieses einmalige Denkmal mittelalterlicher Glaubensgeschichte in Niedersachsen vorstellen.

Informationen zur Führung in der Stadtbibliothek Hannover:

Der 1929 bis 1931 errichtete Stahlskelettbau wird stilistisch der expressionistischen Architektur zugerechnet. Das zehngeschossige Gebäude ist mit seiner roten Klinkerfassade neben Anzeiger-Hochhaus und Capitol-Hochhaus am Schwarzen Bären ein bedeutender Repräsentant der „roten Backstein-Moderne“ in Hannover. Die BesucherInnen haben die Gelegenheit, die erste Turmbibliothek Deutschlands zu besichtigen und dabei einiges über modernste Bibliothekstechnik – damals und heute – zu erfahren.

Informationen zur Führung im Historischen Museum Hannover:

Das Historische Museum Hannover steht vor großen Veränderungen. Die Dauerausstellung – das Rückgrat des Museums – wird derzeit neu geplant und gebaut. Rund 4.000 Quadratmeter Ausstellungsfläche sind leergeräumt. Das Gebäude selbst ist ein gewichtiges Baudenkmal: Entworfen vom Architekten Dieter Oesterlen, gilt es als herausragender Museumsbau der 1960er Jahre. Stadtraum und Museumsexponate sollten durch Transparenz der Fassade in eine sichtbare Wechselwirkung treten.

Was bedeutet das Erbe der Ideen Oesterlens für die Neugestaltung des Museums? Wo sind die Qualitäten des Baudenkmals besonders sichtbar, wie werden sie als Potenziale für die Neugestaltung genutzt? Die Führung bietet einen einmaligen Einblick in die Planung des neuen hannoverschen Stadtmuseums und hinter die Kulissen der Umbaumaßnahmen.

Informationen zur Führung im Beginenturm:

Das Baudenkmal Beginenturm ist einer der ganz wenigen erhaltenen mittelalterlichen Gebäude Hannovers. Er hat die Entwicklung der Stadt vom Mittelalter bis in die Gegenwart begleitet und er kann davon erzählen: Das preisgekrönte Sanierungskonzept des Turmes macht dessen Umbau- und Nutzungsspuren – als Wehrturm, Gefängnis, Lager, Kneipe und Wohnung – durch die Geschichte sichtbar. Auf der Aussichtplattform angekommen, bietet sich ein Panoramablick über die Stadt.

Informationen zu den Führungen in den historischen Gebäuden der Herrenhäuser Gärten:

Die Galerie Herrenhausen wurde zwischen 1694 und 1698 von Brand Westermann errichtet, auf Grundlage von Entwürfen des kurpfälzischen Baumeisters Johann Peter Wachter. Das Gebäude diente Repräsentationszwecken, wurde aber auch als Überwinterungshaus für Zitruspflanzen genutzt. Für die Wand- und Deckengestaltung des prunkvollen Festsaals wurde der italienische Architekt und Bühnendekorationsmaler Tommaso Giusti beauftragt. In den Führungen von Dr. Heiko Laß, einem der führenden Experten barocker Wand- und Deckenmalereien, erhalten die BesucherInnen Einblicke in den Galeriefestsaal und erfahren Wissenswertes über die kunstvollen Fresken.

In den frühen 60er Jahren entwarf der dänische Architekt Arne Jacobsen das nach ihm benannte Glasfoyer, das sich heute in zurückhaltender Eleganz an den fürstlichen Blumengarten anschließt. Von 2016 bis 2017 wurden umfassende Sanierungsmaßnahmen an dem Gebäude durchgeführt. Geleitet wurden die Renovierungen vom Architektenbüro Koch Panse Archtiekten BDA aus Hannover. Architektin Anne Panse gibt bei ihren Führungen Einblicke in die Sanierungsarbeiten und die Geschichte dieses Gebäudes, das als eines der wenigen unveränderten Werke Jacobsens in Deutschland erhalten geblieben ist.

Informationen zum Gartenfriedhof:

Historie

Während des Dreißigjährigen Krieges (1618 bis 1648) hatten sich zahlreiche Flüchtlinge vor dem Aegidientor angesiedelt. Mit dem Anbau und dem Verkauf der auf Nutzgartenparzellen angebauten Gartenfrüchte an die Stadtbevölkerung bestritten sie ihren Unterhalt.

1741 erwarb der Magistrat der Stadt außerhalb der Stadtmauern vor dem Aegidientor ein rund 15.000 Quadratmeter großes Grundstück. Darauf richtete er einen Friedhof für die hier ansässigen, sogenannten Gartenleute ein – den ersten städtischen Friedhof Hannovers. Der Gartenfriedhof war noch nicht, wie spätere städtische Friedhöfe, durch ordnende Strukturen gegliedert, sondern erhielt lediglich zweckmäßige Erschließungswege und eine Einfriedungshecke.

1749 wurden auf dem Friedhof die erste Kirche, die Gartenkirche, und ein Pfarrhaus errichtet. In der Folge entwickelte sich der Gartenfriedhof als beliebter Bestattungsort der bürgerlichen und gebildeten Gesellschaft Hannovers. 1864 musste der Friedhof nach einer 123-jährigen Nutzungsphase geschlossen werden, weil kein Platz für Neubelegungen bestand und eine Erweiterung der Fläche nicht möglich war.

Nachdem Ende des 19. Jahrhunderts das erste Stadtgartenamt mit Julius Trip als Direktor gegründet wurde, begann die sukzessive Entwicklung der bis etwa 1895 im ursprünglichen Erscheinungsbild belassenen Bestattungsfläche zu einer öffentlichen Grünfläche. Unter Wahrung des Friedhofscharakters wurden Wege angelegt, Aufenthaltsbereiche geschaffen und Gehölzaufwuchs entfernt. Noch davor war die alte Gartenkirche abgerissen worden. Die neu gebaute evangelische Gartenkirche St. Marien wurde 1891 eingeweiht.

Während der Weltkriege blieben der wertvolle Baumbestand und die meisten Grabsteine des Gartenfriedhofs weitgehend von Zerstörungen verschont. Dennoch büßte der Friedhof 1938 den umlaufenden Metallgitterzaun sowie zahlreiche Grabeinfassungen aus Metall ein, die zu Kriegszwecken eingeschmolzen wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg stand der Gartenfriedhof als eine von wenigen öffentlichen Grünfläche inmitten der stark zerstörten Stadt zur Verfügung.

Zur Schonung der historisch bedeutenden Anlage ließ das Garten- und Friedhofsamt in den 1950er Jahren Wege befestigen, Rasenflächen neu einsäen, Grabsteine restaurieren und einen Spielplatz mit Sandkasten am östlichen Rand anlegen. Durch einen Straßenausbau 1955 reduzierte sich die Grünfläche allerdings auf 8.000 Quadratmeter.

Umgang mit Grabmalen

Trotz aller Verluste konnte der ehemalige Gartenfriedhof mit seinen qualitätvollen Grabmalen aus dem 18. und 19. Jahrhundert nach der Auflassung seine ursprüngliche Gestalt im Wesentlichen erhalten. Aus diesem Grund wurde er, als Ensemble mit den Grabsteinen, der Kirche und dem Pfarrhaus, im Jahr 1987 unter Denkmalschutz gestellt.

Heute übernimmt der kleine Park in der dicht bebauten Innenstadt Hannovers eine wichtige Funktion als attraktive Grün- und Erholungsfläche für AnwohnerInnen und BesucherInnen. Die imposanten steinernen Grabmonumente und das Miteinander von Natur und Kultur machen den besonderen Reiz dieser Grünanlage aus.

Der Gartenfriedhof beeindruckt vor allem durch die noch erhaltenen Grabmale, die zeittypische Dokumente von stadtgeschichtlicher, künstlerischer und kultureller Bedeutung sind. Zahlreiche hannoversche Persönlichkeiten aus der Zeit des 18. und 19. Jahrhunderts wurden hier bestattet.

Unter den 364 bis heute erhalten gebliebenen Grabsteinen sind auch mindestens fünf Grabzeichen von ehemaligen „Gartenleuten“ mit Aufschriften wie „Hier ruht der Gartenmann …“ Ehlers, Dühlmeyer, Bremer usw. zu finden. Die Bezeichnung Gartenmann trugen einzelne Gartenleute demnach noch bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts.

Etwa 75 Prozent der Grabsteine des Gartenfriedhofs sind im klassizistischen Stil errichtet und ahmen als Säulen, Obelisken, Sarkophage, Altäre und Portale die Antike nach. Auch die dargestellten Symbole und Embleme, darunter zahlreiche Schmetterlinge, Schlangen, Kränze etc., sind Stilmittel des Klassizismus.

Die jüngeren, ab etwa 1840 errichteten Grabmale des Gartenfriedhofs weisen Stilmittel der Romantik auf. Sie sind an ihren meist emporstrebenden neugotischen Formen mit spitzen Türmchen und Bögen zu erkennen und machen etwa 20 Prozent des Grabmalbestands aus.

Behörden sowie zahlreiche Institutionen, SpenderInnen, PatInnen haben in der Vergangenheit am Erhalt des Gartendenkmals mitgewirkt. Grabsteine wurden saniert und Flächen instandgesetzt. Die neue Broschüre, die neuen Informationsschilder sowie die denkmalgerechte Zaunschließung an der Ecke Warmbüchen-Marienstraße sollen die Wertschätzung des Gartenfriedhofs erhöhen und Interesse am überlieferten Kulturgut wecken.

Bestattete Persönlichkeiten

Auf dem Gartenfriedhof wurden unter anderen folgende Persönlichkeiten bestattet:

  • der couragierte Stadtdirektor Rudolph Philipp Wilhelm Rumann (in der Broschüre mit Nummer 2 markiert), der sich zusammen mit den Göttinger Sieben gegen die Aufhebung des liberalen Staatsgrundgesetzes erhob und dafür eine Gefängnisstrafe bekam,
  • der Keilschriftentzifferer und Direktor des Lyzeums, aus dem das Ratsgymnasium hervorging, Dr. Georg Friedrich Grotefend (Nummer 6),
  • der Hofzimmermeister Heinrich Andreas Jakob Lutz (11), dessen Vater als Zimmermann beim Bau der ersten Gartenkirche mitwirkte und dessen Grab wegen seiner missverständlichen Inschrift als „Menschenfressergrab“ berühmt wurde,
  • der als Maler hannoverscher Genreszenen und Landschaftspanoramen berühmt gewordene Hofmaler Johann Heinrich Ramberg (18),
  • der Architekt des Welfenschlosses und des Henriettenstifts an der Marienstraße, Christian Heinrich Tramm (19),
  • die international wissenschaftlich anerkannte Astronomin Caroline Herschel (21),
  • Charlotte Sophie Henriette Kestner (29), die Jugendliebe Goethes, der sie als Lotte im Roman „Die Leiden des jungen Werthers“ verewigte, und Mutter namhafter Nachkommen,
  • die jung verstorbene Henriette Juliane Caroline von Rüling (32), deren Grabplatten von einer Birke verschoben wurden, obwohl ihr Grab „niemals geöffnet werden dürfe“, sowie
  • der frühere Abt von Loccum und Gründer der Landschaftlichen Brandkasse, Georg Wilhelm Ebell (35).

Bildquellen:

  • Gartenfriedhof an der Marienstraße: www.hannover-entdecken.de
  • Ausblick von der Waterloosäule: www.hannover-entdecken.de