Am 2.Januar ist in Hannover verstorben. Der am 8. Januar 1930 in Hamburg geborene Ägyptologe leitete von März 1970 bis Juni 1981 das Kestner-Museum, heute Museum August Kestner, in Hannover.
In ihrem Kondolenzschreiben an die Angehörigen erinnert Kulturdezernentin Marlies Drevermann an die Spuren, die der international renommierte Wissenschaftler Munro als Direktor in dem Haus am Trammplatz und in der Museumsgeschichte der Stadt hinterlassen hat: Spektakuläre Ankäufe des Kalkstein-Kopfs von Pharao Echnaton und des romanischen Bronzeleuchters aus der Sammlung Hirsch sind heute Highlights im Museumsbestand; die ägyptische Abteilung wurde nach Munros Vorstellungen umgebaut, das Museum konnte durch ein neues Magazin erweitert werden; auch einem breiten Publikum unvergessen sind die großen, mit Besucherrekorden ausgezeichneten Sonderausstellungen "Geheimnisvolles Neapel" 1978, "El Dorado – der Traum vom Gold" 1979 und vor allem "Tutanchamun" 1981.
"Diese Sonderausstellungen zeigen deutlich, dass Peter Munro ein großes Interesse hatte, den BürgerInnen und BesucherInnen Hannovers in seinem Haus auch ihm selbst fremde Kulturen zu beherbergen und damit einen interkulturellen Dialog anzustoßen, wie er heute ganz besonders aktuell ist und zurecht allseits gefordert und erwartet wird. Nicht nur in dieser Hinsicht war Peter Munro ganz offensichtlich seiner Zeit voraus!" würdigt die Kulturdezernentin den Verstorbenen.
Peter Munro kam 1970 als ausgewiesener Kenner der ägyptischen Sammlungen in aller Welt und mit langjähriger Grabungs- und Forschungserfahrung in Ägypten nach Hannover. Seine 1967 entstandene und 1973 erschienene Habilitationsschrift über "Die spätägyptischen Totenstelen" gilt als Standardwerk in der Ägyptologie. Als Dozent am Seminar für Bau- und Kunstgeschichte der Technischen Universität Hannover (heute Leibniz-Universität) ließ Munro die traditionelle Verbindung hannoverscher Bauforschung zu Ägypten wieder aufleben – und verknüpfte diese mit dem Kestner-Museum durch seine Ausgrabungsarbeiten in Saqqara, dem ältesten Teil des Friedhofs der Hauptstadt Memphis. Das Engagement des Museums an archäologischen Feldarbeiten endete mit Munros Berufung an die Freie Universität Berlin, an der er die erste Ägyptologie-Professur in Deutschland mit den Schwerpunkten Ägyptische Archäologie und Kunst übernahm. Munro forschte und publizierte über das Ausscheiden aus dem Universitätsdienst 1995 hinaus vor allem über Saqqara, die "Amarna-Zeit" (Regierungszeit Echnatons) und die so genannte "Ägyptische Bildmetrik", einer von ihm entwickelten Analyseart der Komposition ägyptischer Wandreliefs und -malereien.
Peter Munro war einer von drei Ägyptologen auf dem Direktorenposten in der Geschichte des Kestner-Museums, heute Museum August Kestner, des ältesten städtischen Museums Hannovers, das mit seinen Leitungspersönlichkeiten immer auch seine Schwerpunkte in den Sammlungsbereichen Antike Kulturen, Ägyptische Kunst, Angewandte Kunst vom Mittelalter bis zur Gegenwart sowie Numismatik repräsentiert hat.
DirektorInnen des Kestner-Museums,
heute Museum August Kestner
Seit 1999:
Dr. Wolfgang Schepers, Kunsthistoriker
1982 bis 1998:
Dr. Ulrich Gehrig, Klassischer Archäologe
1970 bis 1981:
Professor Dr. Peter Munro, Ägyptologe
1955 bis 1969:
Dr. Irmgard Woldering, Ägyptologin
1952 bis 1955:
Alfred Hentzen, Kunsthistoriker
1945 bis 1951 und 1920 bis 1937:
Dr. Carl Küthmann, Ägyptologe
1938 bis 1945:
Dr. Ferdinand Stuttmann, Kunsthistoriker
1912 bis 1920:
Dr. Albert Brinckmann, Kunsthistoriker
1908 bis 1912:
Dr. Wilhelm Behncke, Kunsthistoriker
1888 bis 1908:
Dr. Carl Schuchardt, Klassischer Archäologe
Detaillierte Hinweise zum Leben und Wirken Peter Munros auf der Interseite des Museums www.museum-august-kestner.de