Gesundheitsministerin Ross-Luttmann fordert bundesweites Konzept für Jugend- und Nachholimpfungen
Über 92 Prozent aller niedersächsischen Schülerinnen und Schüler haben zum Zeitpunkt der Schuleingangsuntersuchung die empfohlenen Impfungen erhalten. Einzig die 2. Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln liegt mit 87 Prozent noch unter der Zielgröße von 95 Prozent. Zu diesem Ergebnis kommt das Niedersächsische Landesgesundheitsamt (NLGA) in seinem aktuellen Impfreport.
"Wer sich impfen lässt, schützt sich und andere zugleich" betonte Niedersachsens Gesundheitsministerin Mechthild Ross-Luttmann heute anlässlich der Präsentation des aktuellen Niedersächsischen Impfreports 2007: "Wir haben bei der Impfung von Kindern deutliche Fortschritte erzielt. Die Niedersachsen sind aktiv, wenn es um ihre Gesundheit geht. Impfmüdigkeit sieht anders aus", so Ross-Luttmann. Gerade der hohe Anstieg der 2. Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln zeigt dies.
Die Zahl der gemeldeten Masernfälle konnte von 792 in 2001 auf 14 in 2008 gesenkt werden. Für alle weiteren von der Ständigen Impfkommission am Robert-Koch-Institut (STIKO) empfohlenen Impfungen wird in Niedersachsen ebenfalls ein Anstieg der Quoten seit 2001 beobachtet. Am stärksten fällt dieser Anstieg bei der zweiten Impfung gegen Masern, Mumps und Röteln sowie gegen Hepatitis B aus.
Die verfügbare Datenlage zeige neben den Erfolgen aber auch erhebliche Impfdefizite bei älteren Schülerinnen und Schülern. Ross-Luttmann und NLGA-Präsident Dr. Matthias Pulz wollen auch hier eine stärkere Durchimpfung erreichen und fordern ein bundesweites Konzept für Jugend- und Nachholimpfungen. Ross-Luttmann: "Ich will bei der nächsten Gesundheitsministerkonferenz von Bund und Ländern ein bundesweites Konzept für Jugend- und Nachholimpfungen erreichen. Wir brauchen einen separaten Impfplan des Robert-Koch-Instituts und der Bundesländer für Jugendliche und Nachholimpfungen. Alle Beteiligten aus Politik, der Ärzteschaft, von den Gesetzlichen und Privaten Krankenkassen müssen hier an einem Strang ziehen." Das Niedersächsische Impfforum, in dem alle für das Impfwesen relevanten Verbände vertreten sind, leiste dazu einen wichtigen Beitrag.
"Gerade die Masernausbrüche in den letzten drei Jahren zeigen, dass wir alle in einem Boot sitzen, wenn es um die Ausbreitung von ansteckenden Krankheiten geht", so Ross-Luttmann. Aktuell werden angrenzend zu Hamburg vermehrt Masernfälle beobachtet. Durch die intensive Kontrolle des Öffentlichen Gesundheitsdienstes konnte bislang ein Überschwappen der jüngsten Masernepidemie aus Hamburg verhindert werden. Gesundheitsministerin Ross-Luttmann: "Dieses in Niedersachsen entwickelte Management macht inzwischen auch in anderen Bundesländern Schule."
Mit einer auf Kinder und Jugendliche ausgerichteten Aufklärungsarbeit sollen zusätzlich Schülerinnen und Schüler besser über die Impfmöglichkeiten informiert werden. Dazu wurde heute ein neues Online-Informationsangebot von Gesundheitsministerium und Landesgesundheitsamt vorgestellt. Das Angebot soll Kinder und Jugendliche dazu bewegen, gemeinsam mit den Eltern den eigenen Impfstatus zu überprüfen und aktiv zu werden, um einen vollständigen Impfschutz zu erhalten.
Ein Ergebnis dieses Dialoges ist die von Ross-Luttmann neu unterzeichnete Rahmenvereinbarung mit den Verbänden der Gesetzlichen Krankenkassen. Die Gesetzlichen Krankenkassen übernehmen die Impfstoffkosten für Kampagnen des öffentlichen Gesundheitsdienstes. "Die Impfpräventionsmaßnahmen der Gesundheitsämter direkt in Schulen haben sich als hoch effektiv erwiesen. Es empfiehlt sich, dass Jugendärzte in Schulen ergänzende Impfangebote machen", so Dr. Matthias Pulz. Dies soll durch die Rahmenvereinbarung weiter unterstützt werden.
Dr. Ulrike Gitmans vom Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte e.V., Landesverband Niedersachsen (BVKJ) setzt sich für eine regelmäßige Kontrolle des Impfstatus bei Kindern und Jugendlichen bei jedem Arztbesuch ein: "Für unsere 474 niedergelassenen Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte in Niedersachsen sind bereits heute die Kontrollen des Impfbuchs bei den Früherkennungsuntersuchungen im Kindesalter und bei den Jugenduntersuchungen U10, U11, J1 oder J2 eine Selbstverständlichkeit. Da leider diese Vorsorgeuntersuchungen im Jugendalter noch nicht von allen Krankenkassen übernommen werden, sind hier die Kontrollmöglichkeiten noch lückenhaft. Impfungen sind für die Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte neben den Vorsorgen die wichtigsten Präventionsmaßnahmen.”
Auch Gesundheitsministerin Ross-Luttmann sieht die Kinder- und Jugendärztinnen und -ärzte in der Pflicht: "Niemand anders hat ein solch enges Vertrauensverhältnis zu Kindern und Eltern wie diese Ärztegruppen. Das ist unersetzlich."
PM: Nds. Ministerium für Soziales, Frauen, Familie und Gesundheit