Wirtschaft

Chinesischer Großauftrag für hannoversche Wasseringenieurbüros

Einen ungewöhnlichen Großauftrag aus China mit einem Gesamtvolumen von 5,5 Millionen Euro haben mittelständische hannoversche Wasseringenieurbüros erhalten. Dabei geht es um die Sanierung der Gewässer und Abwasserinfrastruktur der Millionenstadt Changde. Die Ingenieurbüros hatten sich vor einigen Jahren als Wasser Hannover (WH) zusammengeschlossen, um international wettbewerbsfähig zu sein und derartige Aufträge zu bekommen. Wirtschafts- und Umweltdezernent Hans Mönninghoff stellte den Auftrag am Dienstag zusammen mit den Verantwortlichen von WH vor.

Changde liegt in der Provinz Hunan und ist traditionell eine von Wasser geprägte Stadt. Die starke Expansion in den vergangenen Jahren führte zu einer extremen Belastung der Gewässer durch nicht gereinigtes Abwasser. Changde will die Gewässer in der Stadt und im Umland wieder in einen guten Zustand zu versetzen. Dazu gab es bereits vor einigen Jahren zusammen mit der Stadt Hannover ein von der Europäischen Union gefördertes Projekt. Darauf aufbauend haben die hannoverschen Ingenieurbüros jetzt diesen Großauftrag erhalten. "Der Auftrag stellt für Wasser Hannover einen großen Erfolg aber auch eine große Herausforderung dar", so der Vorsitzende von WH, Dr. Lothar Fuchs. Nicht nur auf Grund der sehr komplexen Problemstellung sondern auch entsprechend der Forderung der Stadt Changde erfolge ein Großteil der Projektbearbeitung vor Ort in Changde. Dazu habe Wasser Hannover, so WH-Geschäftsführer Rainer Joop, bereits ein Büro eingerichtet, dass zehn Ingenieuren aus Hannover die Projektbearbeitung vor Ort ermöglicht. Darüber hinaus wurden bereits chinesische Ingenieure eingestellt, die als Projektassistenten die einzelnen Teilprojekte betreuen und den Kontakt zum Auftraggeber gewährleisten.

Der in Hannover lebende chinesische Leiter des Planungsauftrages, Chiyan Peng, erläuterte Details des Projektes: In einer ersten Stufe wird die Leistungsfähigkeit der Kanalisation und der Gewässer überprüft und zusammen mit den geplanten Stadterweiterungen ein Konzept für die zukünftige Bewirtschaftung der Gewässer und des Entwässerungssystems erarbeitet. Aufbauend auf diesen Ergebnissen werden dann drei Gewässer grundlegend saniert. Zur Reinigung der Zuflüsse zu den Gewässern werden naturnahe Verfahren eingesetzt. Notwendige technische Anlagen werden soweit wie möglich in die Grünanlagen integriert, und naturnahe Schwimmbäder sind ebenfalls vorgesehen. Die Sanierung umfasst dabei nicht nur die Gewässer selbst, sondern auch deren naturnahe Einpassung in die Umgebung und die landschaftsplanerischen Gestaltung der Uferbereiche. Insbesondere an die Landschaftsplanung werden hierbei hohe Anforderungen gestellt. Stadtplanerische Aspekte sind bei der Sanierung eines innerstädtischen Gewässers gefordert, das heute eher einen unterirdischen Abwasserkanal darstellt und zukünftig ein sauberes Gewässer sein soll, integriert in Parkanlagen. Hierzu ist auch eine komplette Umgestaltung der Kanalisation im Umfeld erforderlich und eine Bewirtschaftung der Regenwasserabflüsse mit naturnahen Verfahren.

Wasser Hannover wurde vor einigen Jahren auf Initiative des Wirtschafts- und Umweltdezernenten Hans Mönninghoff ins Leben gerufen. Mönninghoff: "Durch die Bündelung der Kompetenz kleinerer hannoverscher Büros werden diese auf dem internationalen Markt wettbewerbsfähig. Es werden hochwertige Arbeitsplätze in Hannover gesichert und deutsche Firmen haben anschließend erhebliche Wettbewerbsvorteile, wenn als Ergebnis der Planung innovative deutsche Technologie auf dem stark expandierenden Umweltmarkt in China zum Einsatz kommt."

Die freundschaftliche Beziehung zwischen der Stadt Changde und der Stadt Hannover hat sicherlich zur Beauftragung des Projekts beigetragen. Oberbürgermeister Stephan Weil hatte auf der diesjährigen Weltausstellung in Shanghai im Sommer ein fachliches Kooperationsabkommen mit seinem Amtskollegen aus Changde abgeschlossen, aus dem sich weitere Projekte im Bereich Verkehr und Stadtentwicklung ergeben können. Eine Delegation der Fraktionsvorsitzenden von SPD, CDU, Grünen und FDP hatte anlässlich der Reise zur Weltausstellung auch Changde besucht.