Energieversorger fordern sichere Rahmenbedingungen

Klimaschutz und Energieeffizienz erfordern hohe Investitionskraft. „Großer Sprung“ vom fossilen ins solare Zeitalter ist Utopie. Thüga-Chef: „Wir brauchen vernünftige Renditestrukturen“. VIK: Auktion von CO 2 -Zertifikaten führt zu explodierenden Strompreisen.

Die deutsche Energiewirtschaft steht in den kommenden Jahren vor riesigen Investitionsentscheidungen und fordert dafür nachhaltig sichere Rahmenbedingungen. Zu dieser Kernaussage sind die Teilnehmer des enercity energie dialogs (eed) am Mittwoch auf der Hannover Messe gekommen. Um den politischen und gesetzgeberischen Forderungen nach mehr Klimaschutz sowie dem Kundenbedarf an mehr Energieeffizienz nachkommen zu können, dürfe die Politik die Branche nicht weiter mit schwer kalkulierbaren Auflagen belasten. Es sei keine Frage nach der richtigen Technologie oder dem richtigen Einsatz bestimmter Energien, es gehe vielmehr darum, jetzt die richtigen Investitionsentscheidungen treffen zu können, sagte Ewald Woste, Vorstandsvorsitzender der Thüga AG, München. Entscheidend sei für jeden Versorger, über vernünftige Renditestrukturen zu verfügen, um die erforderlichen Investitionen insbesondere in Zeiten der Finanzkrise überhaupt darstellen können. Ob Kohle oder Wind, Solarenergie oder Kraft-Wärmekoppelung; ob kleine oder große Anlagen: „Entscheidend ist die Wirtschaftlichkeit und damit die Finanzierbarkeit der Projekte“, so Woste weiter.

Auf der fünften Veranstaltung des eed trafen sich am Mittwoch über 300 Führungskräfte aus der deutschen Energieversorgungswirtschaft sowie Kunden und Politiker, um die Rahmenbedingungen sowie die entsprechenden Herausforderungen und Chancen für die Stadtwerksorganisationen zu diskutieren. Michael Feist, Vorstandsvorsitzender der Stadtwerke Hannover AG wies darauf hin, dass die politischen Eingriffe, insbesondere die regulatorischen Eingriffe die Ertragskraft der Stadtwerke schwächen und damit die Investitionsfähigkeit der Unternehmen infrage stellen. Feist widersprach auch der Forderung des Umweltschutzes nach einem „großen Sprung“ aus dem fossilen in das solare Zeitalter; dies sei eine schöne Utopie, die aber nur sehr, sehr langfristig und in vielen kleinen Schritten realisiert werden könne. Gleichwohl machte sich Prof. Dr. Hubert Weiger, Vorsitzender des BUND für den Umbau der Energieversorgung stark. Es solle keine Stärkung von Strukturen von gestern mehr !

Als aus seiner Sicht besonderen Missstand und zugleich gutes Beispiel für die schlechten Folgen massiver regulatorischer Eingriffe der Politik in die Preisbildung am Energiemarkt führte Dr. Alfred Richmann, Geschäftsführer VIK Verband der Industriellen Energie- und Kraftwirtschaft, die Auktion von CO 2 -Zertifikaten an. Dieses Verfahren, mit dem sich Energieerzeuger und –verbraucher Zertifikate zum Ausstoß von bestimmten Kohlendioxid-Mengen verschaffen, bedeute die Einführung einer weiteren, massiven Zusatzsteuer, wodurch in den nächsten Jahren die Strompreise weiter explodieren würden.

Prof. Dr. Marc Bettzüge, Direktor Energiewirtschaftliches Institut an der Universität Köln, betonte dagegen, dass marktkonforme Handelsstrukturen für CO 2 -Emissionen am besten zum Erreichen der volkswirtschaftlichen Ziele geeignet seien. Einigkeit bestand unter den Teilnehmern darin, dass Stadtwerke in der Zukunft eine zunehmend wichtigere Rolle beim Aufbau von dezentralen, klimaschonenden Energieversorgungsstrukturen unter Wettbewerbsbedingungen einnehmen werden. Dazu ist ein Erhalt der Ertragskraft bei marktgerechten Energiepreisen eine wesentliche Voraussetzung.

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PM: Stadtwerke Hannover AG