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Verrückt nach Leben!

Filmfest Ausnahme/Zustand im Kino im Künstlerhaus Hannover

Fünf Eisbecher auf einmal, im Schlafanzug auf die Straße oder einen Elefanten im Garten – die schrägen Einfälle ihrer Mutter sind für die kleine Bonnie inzwischen normal. Doch manche Eskapade stellt das familiäre Zusammenleben auf eine harte Probe. Mit Witz und Einfallsreichtum gelingt es schließlich dem neunjährigen Mädchen, auch schwierige Situationen zu meistern.

Geschichten von psychischen Krankheiten wie bei der manisch-depressiven Mutter in der niederländischen Tragikomödie „Übergeschnappt“ (2005) stehen im Mittelpunkt des bundesweit tourenden Filmfestes „Ausnahme/Zustand – Verrückt nach Leben“, das in Kooperation mit der Region Hannover vom Freitag, 13. März, bis Donnerstag, 19. März 2009, im Kino im Künstlerhaus in Hannover gezeigt wird. Die insgesamt zwölf Filme erzählen teils dokumentarisch, teils fiktional von der Gedanken- und Gefühlswelt heranwachsender Menschen, von ihren Sehnsüchten, ihren Krisen, ihren Grenzerfahrungen – wie zum Beispiel beim Bundeswehreinsatz in Afghanistan.

„Das Medium Film eignet sich hervorragend dafür, nur schwer vorstellbare Situationen, Ereignisse oder auch Verhaltensweisen zu veranschaulichen“, sagte Dr. Thorsten Sueße von der Region Hannover heute bei der Vorstellung des Programms im Kino im Künstlerhaus. „Gerade psychiatrische Krankheiten, die ja nur selten in der Öffentlichkeit zur Schau gestellt werden, bekommen so für ein breites Publikum eine ganz andere Eindrücklichkeit und verlieren mitunter auch ihr Stigma als etwas Unnatürliches“, so der Leiter des Teams Gemeindepsychiatrie.

Für jeden Film hat Dr. Thorsten Sueße lokale Experten als Paten gewonnen, die vor der Aufführung in das Thema einführen und anschließend mit dem Publikum über das Gesehene diskutieren. So bereitet etwa der Leiter der Psychiatrischen Poliklinik I der Medizinischen Hochschule Hannover, Dr. Bert T. te Wildt, auf den niederländischen Film „Emoticons“ (2008) über Internet-Sucht vor, die Düsseldorfer Traumatherapeutin Dima Zito und der Psychologe Ahmet Kimil vom Ethno-Medizinischen Zentrum Hannover sprechen anhand des amerikanischen Dokumentarfilms „War Child“ (2007) über das Thema Kindersoldaten, und der Facharzt Franz J. Güster vom Team Gemeindepsychiatrie der Region Hannover setzt sich nach dem Film „Übergeschnappt“ mit der Frage auseinander, was es für Kinder bedeutet, mit psychisch kranken Eltern aufzuwachsen.

Bereits 2006 wurde die Erstausgabe des psychiatrischen Filmfestes im Kino im Künstlerhaus gezeigt – mit großem Erfolg, sagt Sigurd Hermes. „Das Paket aus thematisch anspruchsvollen Filmen mit anregenden Expertengesprächen kam beim oft jungen Publikum sehr gut an“, so der Leiter des Kommunalen Kinos der Landeshauptstadt Hannover. Aus diesem Grund habe sich das Kino im Künstlerhaus gern erneut bereit erklärt, als Mitveranstalter die zweite Auflage des Festivals zu präsentieren.

Die Filme „Nacht vor Augen“ (2008) über die traumatischen Folgen eines Afghanistaneinsatzes und „Übergeschnappt“ sind vom 16. bis 19. März 2009 auch im Rahmen der KinoSchule Hannover zu sehen. Das gemeinsame Angebot des Medienzentrums der Region Hannover, des Kommunalen Kinos im Künstlerhaus und des Medienpädagogischen Zentrums vermittelt Schülerinnen und Schülern Ansätze zum besseren Verständnis der Filmsprache und ermöglicht gleichzeitig Lehrerinnen und Lehrern, pädagogisch geeignete Filme in die Bildungsarbeit einzubinden.

Aufführungstermin / FilmtitelFilm-Patenschaft
Freitag, 13.03.2009, 18 Uhr
Recovery – Wie die Seele gesundet
Regie: Dieter Gränicher, Dokumentarfilm, CH 2008, 70 Min
Dr. med. Thorsten Sueße
Leiter des Teams Gemeindepsychiatrie der Region Hannover
Sonnabend, 14.03.2009, 18 Uhr
Nacht vor Augen
Regie: Brigitte Maria Bertele, Spielfilm, D 2008, 91 Min.
Lutz-Ulrich Besser
Leiter des Zentrums für Psychotraumatologie und Traumatherapie Niedersachsen
Sonntag, 15.03.2009, 18 Uhr
War Child

Regie: C. Karim Chrobog, Dokumentarfilm, USA 2007, 94 Min.
Ahmet Kimil
Psychologe am Ethno-Medizinischen Zentrum Hannover
Dima Zito
Traumatherapeutin am Psychosozialen Zentrum für Flüchtlinge, Düsseldorf
Montag, 16.03.2009, 18 Uhr
Felix (Vorfilm)
Regie: Andreas Utta, Spielfilm, D 2007, 20 Min.
Emoticons
Regie: Heddy Honigman, Dokumentarfilm, NL 2008, 53 Min
Dr. med. Bert T. te Wildt
Leiter der Psychiatrischen Poliklinik I der Medizinischen Hochschule Hannover
Dienstag, 17.03.2009, 18 Uhr
Lebenszeichen
Regie: Medienprojekt Wuppertal, Dokumentarfilm, D 2007, 100 Min.
Dr. med. Hans Link
Niedergelassener Facharzt für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie
Mittwoch, 18.03.2009, 18 Uhr
Übergeschnappt

Regie: Martin Koolhoven, Spielfilm, NL 2005, 81 Min.
Franz J. Güster
Facharzt im Team Gemeindepsychiatrie der Region Hannover
Donnerstag, 19.03.2009, 18 Uhr
„… und plötzlich war alles anders“
– Kurzfilmprogramm
Abhaun!
Regie: Christoph Wermke, Spielfilm, D 2004, 10 Min.
Etwas ich
Regie: Konrad Kästner, Spielfilm, D 2007, 16 Min.
11:31
Regie: Medienprojekt Wuppertal, Spielfilm, D 2004, 7 Min.
Tougher Yet
Regie: Felice Götze, Dokumentarfilm, D 2006, 15 Min.
Der zweite Bruder
Regie: Stefan Schaller, Spielfilm, D 2007, 22 Min
Dr. med. Burkhard Neuhaus
Leitender Oberarzt am Kinderkrankenhaus auf der Bult, Hannover

 

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PM: Region Hannover