Kunst & Kultur

MAK-Chef Wolfgang Schepers geht nach 15 Jahren in vorzeitigen Ruhestand

Kestnermuseum

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Nach mehr als 15 Jahren an der Spitze des Museum August Kestner (MAK) geht Direktor Dr. Wolfgang Schepers vorzeitig in den Ruhestand. Unmittelbar nach Vollendung des 63. Lebensjahres will sich der promovierte Kunsthistoriker zum 1. September zwei Jahre früher als gesetzlich vorgesehen zurückziehen.

„Nach 15 Jahren in der Verantwortung für das Museum August Kestner ist dies jetzt für mich ein guter Zeitpunkt für den Abschied. Die Weichen für den Verbund mit dem Historischen Museum sind gestellt. Es ist sinnvoll, für die längerfristige Zukunft des Museums nun die Ausgestaltung des Verbundes in andere Hände zu geben“, erläutert Schepers seinen persönlichen Entschluss.

Oberbürgermeister Stefan Schostok und Kulturdezernentin Marlis Drevermann würdigen Schepers‘ Arbeit und Verdienste für das Museum. „Durch die guten Verbindungen von Wolfgang Schepers überregional wie international sind der Name Hannovers und die kulturgeschichtliche Bedeutung der Sammlungen des MAK bekannt gemacht worden. Leihgaben aus den Beständen sind um die Welt gegangen. Das setzt Maßstäbe auch für die Zukunft“, betont der Oberbürgermeister.

Dezernentin Drevermann hebt insbesondere den neuen Bereich Design hervor. „Herr Schepers hat das Museum mit dem Aufbau der Designsammlung in eine neue Zeit geführt und mit einer Reihe von Sonderausstellungen, zuletzt mit der gelungenen Ausstellung ‚food design‘, diesem Bereich Profil gegeben. Mit besonderer Verve hat er dabei die Vernetzung mit der Ausbildung und der Vermittlung herzustellen gewusst.“

Wolfgang Schepers war im Januar 1999 als zwölfter Direktor des 1889 gegründeten und nach dem hannoverschen Diplomaten und Kunstsammler August Kestner benannten Museums berufen worden. In seine Zeit fiel unter anderem der Aufbau einer Designsammlung als zusätzlichen Schwerpunkt des Hauses, dessen Sammlungen bis zur altägyptischen Kunst aus dem 4. Jahrtausend v. Chr. zurückreichen.

Das Museum August Kestner soll auf Grundlage der in den vergangenen Jahren entwickelten Pläne künftig im Verbund mit dem Historischen Museum Hannover geführt werden. Dessen Leiter Prof. Thomas Schwark wird nach den Worten von Dezernentin Drevermann nach dem Ausscheiden von Schepers die Gesamtverantwortung für beide Häuser tragen. „Wir werden im Rahmen des Verbundes dieses einzigartige Museum für Kulturgeschichte gemeinsam mit den Teams der Museen weiterentwickeln. Dazu wird auch der von Wolfgang Schepers aufgebaute Designbereich gehören“, erläutert Drevermann.

Schepers stellt die hochkarätigen Sammlungen angewandter Kunst aus 6000 Jahren heraus. „Ich wünsche dem Museum, dass es sich weiterentwickeln kann, damit die Qualität der Sammlungen national und international noch stärker wahrgenommen wird“, resümiert Schepers. „Das gilt auch für den in den vergangenen Jahren auf- und ausgebauten Bereich Design, mit dem sich das Museum Fragen der Gestaltung historisch fundiert und legitimiert hervorragend positionieren kann. Ebenso gehört die sehr erfolgreiche Bildungsarbeit des Museums zu den Schwerpunkten, die sich weiter ausbauen lassen.“

In die Ära Schepers fallen insgesamt 80 Sonderausstellungen. Zu seinen bedeutendsten zählt der scheidende Direktor „Das Jahrhundert des Design“ (2000), „Fromme Bilderwelten“ (2005, anlässlich des Evangelischen Kirchentages in Hannover), „Gebrauchs gut – Ostdeutsches Design“ (2005, die erste umfangreiche Schau zum DDR-Design in Westdeutschland), „Ogetti Sonori – Unsichtbares Design“ (2010, zur Bedeutung des Klanges für das Design), „Die Essenz der Dinge“ (2011) und schließlich „food design“ (2013, zum Design von Nahrungsmitteln), mit knapp 25.000 BesucherInnen eine der attraktivsten Sonderschauen. Übertroffen wurde dies nur noch von der 2001 gezeigten „originalgetreuen Nachbildung“ der „Grabkammer des Tutanchamun“, die fast 50.000 BesucherInnen faszinierte.

Besonderen Wert legte Schepers in all den Jahren immer wieder auf sogenannte Querschnittsthemen, die die ganze Vielfalt der Sammlungen des MAK herausarbeiteten, so in den Ausstellungen: „Auf den Spuren von August Kestner“ (2003), „Hannover goes Fashion“ (2008, gemeinsam mit acht weiteren hannoverschen Museen), „Zu Gast – 4000 Jahre Gastgewerbe“ (2009). In seiner Zeit wurden nicht nur die Fassaden des Museums mit seinen 5000 Fenstern baulich instand gesetzt, sondern auch vielfältige bauliche Verbesserungen im Innern des inzwischen über 60 Jahre alten Gebäudes unternommen.

Für die Zeit ab Herbst hat Schepers bereits konkrete Pläne. „Ich freue mich auf mehr Zeit für meine Familie und mein Hobby, das Rennrad-Fahren. Zudem beabsichtige ich, wieder stärker wissenschaftlich zu arbeiten, bleibe in der von mir mitgegründeten Gesellschaft für Designgeschichte weiterhin als 2. Vorsitzender aktiv und werde mich auch gern im Präsidium des Deutschen Kunststoffmuseums in Düsseldorf stärker engagieren.“

Kurzbiographie
Wolfgang Schepers ist seit Mitte Januar 1999 Direktor des Museums August Kestner in Hannover. Nach dem Studium der Kunstgeschichte, Archäologie, Soziologie und Philosophie in Heidelberg und London promovierte er über Hirschfelds „Theorie der Gartenkunst“.

Vor seinem Wechsel nach Hannover war Schepers als Kurator für Angewandte Kunst und Design sowie als stellvertretender Direktor am Kunstmuseum Düsseldorf (heute Museum Kunst Palast) tätig. Zudem arbeitete er als Lehrbeauftragter für Designgeschichte und -theorie und Kunstgeschichte an der Fachhochschule Düsseldorf.

Pressemitteilung: Stadt Hannover