Natur & Umwelt

Klima-Allianz Hannover 2020

Hannover will C02-Ausstoß bis zum Jahr 2020 um jährlich 1.840.000 Tonnen senken

Hannover will den durch Strom- und Wärmeverbrauch verursachten CO2-Ausstoß bis 2020 um 40 Prozent oder jährlich 1.840.000 Tonnen gegenüber 1990 (4.640.000 Tonnen) senken. Oberbürgermeister Stephan Weil stellte heute (19. Juni) zusammen mit dem Vorstands-vorsitzenden der Stadtwerke Hannover AG Michael G. Feist und Wirtschafts- und Umweltdezernent Hans Mönninghoff das im Rahmen der "Klima-Allianz Hannover 2020" gemeinsam mit etwa 80 Partnern aus Unternehmen und Organisationen erarbeitete Programm zur Reduzierung der C02-Emissionen für das Gebiet der Landeshauptstadt vor.

Weil betonte, dass Klimaschutz besonders heute eine zentrale gesellschaftliche Herausforderung sei. Mit der Umsetzung der klimapolitischen Eckpunkte und dem neuen Klimaschutzpaket habe die Bundesregierung ehrgeizige Ziele gesetzt. Für die konkrete Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen sei jedoch gerade auch die kommunale Ebene gefordert. "Obwohl Hannover schon jetzt in der Spitzengruppe deutscher Städte beim Klimaschutz ist, wird Hannover seine Anstrengungen noch verstärken und hat mit der Klima-Allianz 2020 ein sehr  anspruchsvolles Aktionsprogramm vorgelegt, das deutschlandweit vorbildlich ist", so Weil weiter.
Die Senkung des C02-Ausstoßes, so der Oberbürgermeister, soll bis 2020 erreicht werden durch:

  • ein Bündel von Maßnahmen im Energieangebot der Stadtwerke Hannover AG um rund 700.000 Tonnen;
  • Einsparmaßnahmen in Industrie, Gewerbe und privaten Haushalten, was bis 2020 realistisch ebenfalls 700.000 Tonnen Einsparung bringen kann;
  • ein noch erhöhtes Engagement mit Ausschöpfung aller Möglichkeiten zur Energieverbrauchsreduktion innerhalb der Stadtverwaltung, was insgesamt etwa 40.000 Tonnen CO2-Einsparung bringt;
  • den verstärkten Einsatz regenerativer Energie in der Region Hannover mit einer anteiligen CO2-Reduktion für den Verbrauch in der Landeshauptstadt von rund 400.000 Tonnen.

Auf dem Weg zu diesen Zielvorgaben wurden unter Federführung von Stadt und Stadtwerke Hannover AG seit September vergangenen Jahres Fachprogramme für die Stadtverwaltung Hannover, die Stadtwerke Hannover AG sowie sektorale Programme für die Bereiche Industrie, Büros, Wohngebäude und Haushalte gemeinsam mit den PartnerInnen aus Unternehmen und Organisationen erarbeitet.

Zur Förderung stehen schon jetzt über die Wirtschaftsfördergesellschaft hannoverimpuls und ihrem neuen Förderschwerpunkt "Klimaschutz" sowie dem weltweit einmaligen, jährlich mit 5,1 Millionen Euro ausgestattetem Fonds "enercity ProKlima" und der regionalen Klimaschutzagentur hervorragende Instrumente zur Verfügung.

Weil betonte, dass Klimaschutz, Wirtschaft und Sozialpolitik ein wichtiges Dreieck bilden. Die Chance, über die Aktivitäten des Klimaschutzes neue Arbeitsplätze zu schaffen, gehört ebenso dazu wie der angesichts steigender Energiekosten wichtige Klima-Allianz-Baustein "Energieberatung". So soll durch eine neue Stromsparkampagne mit zahlreichen Beratungsangeboten für private Haushalte jährlich ein Prozent Strom eingespart werden. Für einkommensschwache Haushalte wird eine Energiesparkampagne mit umfangreichen Informationen und Beratungen zunächst im Stadtteil Hainholz gestartet und dann auf andere Stadtteile ausgeweitet.

Vorstandsvorsitzender Feist betonte die hohe Bedeutung des Klimaschutzes für die Stadtwerke Hannover AG. Zusätzlich zu den bis dato bestehenden umfangreichen Klimaschutzaktivitäten planen die Stadtwerke sich auf drei Hauptziele zu konzentrieren:

  • Weitere Senkung des spezifischen CO2-Ausstoßes der Strom-Eigenerzeugung von 953 Gramm CO2/kWh in 1990 auf 730 Gramm CO2/kWh bis 2020.
  • In der Hannover-Bilanz wirksame CO2-Reduzierung auf der Angebotsseite (Versorgung mit Strom und Wärme) um 700.000 Tonnen CO2 (gegenüber dem Basisjahr 1990).
  • Der Anteil regenerativer und KWK-Stromerzeugung (Kraft-Wärme-Kopplung) soll auch zukünftig (2020), gemessen am heutigen Wärmebedarf, bei 30 Prozent liegen. Auf Grund der geplanten Steigerung der Eigenerzeugung und der absehbaren sinkenden Wärmemenge bedeutet dies ein Plus von regenerativer und KWK-Stromerzeugung um etwa 50 Prozent.

"Mit unseren Maßnahmeoptionen bei Energieerzeugung und -angebot erreichen wir für die Hannover-Bilanz gut 700.000 Tonnen CO2-Minderung – das sind fast 40 Prozent der in diesem Programm geplanten CO2-Reduktion" betonte Feist. "Und weitere CO2-Minderungen sind mit unseren überregionalen Aktivitäten verbunden."   

Erreicht werden sollen die Stadtwerke-Ziele durch eine Auswahl aus einem umfangreichen Paket von Handlungsmöglichkeiten, das unter anderem umfasst:

  • Ausbau der Fernwärme und Bau von Blockheizkraftwerken (BHKW): stufiges Ausbauprogramm (Verdichtung, Netzausbau, Fern-/Nahwärmeinselnetze, BHKW) mit einem Investitionsvolumen bis zu rund 110 Millionen Euro und einer Hannoverbilanz-wirksamen CO2-Einsparung von bis zu 120.000 Tonnen CO2;
  • Ausbau der KWK-Stromerzeugung auf Gasbasis: geprüft wird die Modernisierung und der Ausbau der Gas- und Dampfturbinen(GuD)-Anlage in Hannover-Linden um 130 MWel Leistung, die jährlich 210.000 Tonnen CO2 vermeiden würde (davon Hannoverbilanz-wirksam: circa 130.000 t CO2);
  • Ausbau Contracting auf Basis erneuerbarer Energien (vielfach KWK-Anlagen), realisiert durch die Stadtwerke oder zu weiten Teilen überregional von deren Beteiligungsunternehmen wie der "Danpower", die jährlich circa 80.000 Tonnen CO2 vermeiden können (davon Hannoverbilanz-wirksam: 17.000 t CO2);
  • Ausbau der erneuerbaren Strom-Eigenerzeugung: dem Klimaschutzprogramm wurde ein denkbares Portfolio im Bereich Biomasse, Wind- und Wasserkraft hinterlegt, das bei Investitionen von rund 137 Millionen Euro eine Leistung von 44 MW mit einer zusätzlichen Stromerzeugung von 186 GWh und eine CO2-Vermeidung von circa 140.000 Tonnen bedeuten würde (davon Hannoverbilanz-wirksam: 90.000 t CO2); 
  • Paket von Innovations- sowie Forschung- und Entwicklungs(FuE)-Maßnahmen: z.B. Smart Metering ("Intelligente Zähler") oder Stromerzeugung aus Holzvergasung; 
  • Fortsetzung von proKlima: Der 1998 gegründete enercity-Klimaschutzfonds wird stetig weiterentwickelt werden und wird bis 2020 voraussichtlich weitere rund 60 Millionen Euro (Stadtwerke-Anteil) Fördermittel vergeben – dies vermeidet rund 100.000 Tonnen CO2 (davon Hannoverbilanz-wirksam: 80.000 t CO2);
  • Modernisierung des Kohlekraftwerksparks: hocheffiziente Anlagen mit einem Wirkungsgrad von circa 45 Prozent führen durch niedrigere spezifische CO2-Emissionen zu einem Minderausstoß von 350.000 Tonnen. Diese Anlagen befinden sich jedoch außerhalb Hannovers und sind deshalb nur zum kleinen Teil (< 10 %) der Hannover-Bilanz zuzurechnen;

Welche der betrachteten Projekte im Einzelnen umgesetzt werden, entscheiden die Stadtwerke in den nächsten Jahren angesichts der jeweils aktuellen Rahmenbedingungen. Dabei erfolgt eine Bewertung innerhalb des Maßnahmenpakets vorrangig unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten. "Wir priorisieren die Projekte nach aufsteigenden CO2-Vermeidungskosten, um das bestmögliche Aufwand-Nutzen-Verhältnis zu erreichen. Damit wird unser Weg konsequent fortgesetzt, Ökologie und Ökonomie zusammenzuführen. Mit definiertem Mitteleinsatz erzielen wir maximalen Klimaschutzeffekt", resümierte Feist bei der Vorstellung des Stadtwerke-Beitrags zur Klima-Allianz.

Für den Bereich der Stadtverwaltung wies Wirtschafts- und Umweltdezernent Mönninghoff darauf hin, dass der Stadt beim Klimaschutz eine wichtige Vorbildfunktion zukomme. Deshalb werden mit etwa 30 Einzelbausteinen alle wichtigen Möglichkeiten zur CO2-Reduzierung um rund 40.000 Tonnen aus-geschöpft:

  • Energetische Sanierung aller städtischen Gebäude und Heizungsanlagen bis 2020; so werden im Rahmen des Schulsanierungsprogramms allein für die energetische Sanierung in den Jahren 2008-2012 rund 60 Millionen Euro aufgewendet.
  • Fortsetzung der Energieberatungen in Schulen und Kindergärten sowie des Programms "Tatort Büro".
  • Energie-Effizienz als wichtiges Beschaffungskriterium beim Einkauf.
  • Kontinuierliche Umstellung von Straßenbeleuchtung und Ampeln auf energiearme Lichtsysteme.
  • Berücksichtigung von Klimaschutzaspekten durch Vorgaben oder Beratung der Bauherren im Rahmen der Bauleitplanung, bei städtebaulichen Verträgen und bei Grundstücksverkäufen.

Zusätzlich könnten rund 25.000 Tonnen CO2 jährlich eingespart werden, wenn es gelingt, den Container-Schiffsumschlag in den Städtischen Häfen um nur 15 Prozent zu steigern.

Teil des vorgelegten Programms ist außerdem ein Konzept, 20 Prozent des in Hannover benötigten Stroms regenerativ in der Region zu erzeugen. Mönninghoff betonte, dass dazu jedoch bis 2020 100 der heutigen Wind-kraftanlagen durch größere ersetzt und 60 weitere gebaut sowie zehn Prozent der Ackerflächen für Biogaszwecke genutzt werden müssten.

Abschließend wies OB Weil auf das breite Engagement einer Vielzahl von Partnern bei den Teilprogrammen für Industrie, Büros, Wohngebäude und Haushalte hin. Im Klimaschutzaktionsprogramm finden sich ambitionierte Energie- und Klimaschutzziele z.B. bei Continental, Verlagsgesellschaft Madsack oder Teutonia Zementwerk. Auch die Unternehmen der Versicherungs- und Bankenbranche sowie öffentliche Institutionen wie Landeseinrichtungen oder öffentliche Körperschaften mit großen Büroflächen bekannten sich in der Arbeitsgruppe Büro zum verantwortlichen Beitrag für CO2-mindernde Maßnahmen. VGH, Nord/LB und Hannover Rück erstellen eigene CO2-Bilanzen und bestimmen Reduktionsziele. Andere wie z.B. AOK, Deutsche Messe und Fachhochschule Hannover zeigen mit konkreten Maßnahmen, wie sie künftig ihren Energieverbrauch vermindern werden.

Ein wesentlicher Ansatzpunkt für CO2-Einsparungen ist der Wohnungsmarkt. Hier ist ein wesentlicher Baustein der Klimaallianz, dass sich die größten Wohnungsunternehmen der Stadt das Ziel setzen, den Energieverbrauch bis 2020 um mindestens 25 Prozent zu senken.

Die VertreterInnen großer Mitgliederorganisationen, wie Parteien, Kirchen, Umwelt- und Verbraucherorganisationen, der Stadtsportbund und andere bekennen sich in der Klima-Allianz engagiert zur Multiplikatorenrolle für den lokalen Klimaschutz im Bereich der privaten Haushalte.

pdf Klima Allianz 2020

PM: Presseserver Hannover