Hannoveraner

Rudolf Hillebrecht – Stadtbaurat nach dem 2. Weltkrieg

Stadtbaurat Rudolf Hillebrecht prägte das Stadtbild von Hannover nach den Zerstörungen des 2. Weltkrieges bis heute.

Grabstein von Rudolf Hillebrecht auf dem Engesohder Friedhof

Grabstein von Rudolf Hillebrecht auf dem Engesohder Friedhof

Rudolf Hillebrecht wurde 1910 in der damals noch unabhängigen Stadt Linden geboren und studierte an der Technischen Hochschule in Hannover. Bis zu seinem Tod im Jahr 1986 spielte er eine wichtige Rolle in der Stadtentwicklung von Hannover. Nachdem er sich 1948 erfolgreich als Stadtbaurat beworben hatte, setzte er mit Unterstützung von Konstanty Gutschow als Berater die Konzepte des Wiederaufbaustabs von Speer in Hannover fort. Unter dem Motto „Deutschland will leben – Deutschland muss bauen“ initiierte er zusammen mit Gutschow die Baufachmesse Constructa, die 1951 die Aufbauleistungen deutscher Städte zeigte und den Vorbildcharakter Hannovers unterstrich. Hillebrecht und der Auschwitz-Architekt Hans Stosberg, der 1948 die Leitung des Planungsamts der Stadt übernahm, bildeten ein „gut geschultes Team, das auch ohne planungsrechtliche Voraussetzungen eigenständige Entscheidungen treffen kann“, so der Architekturhistoriker Werner Durth. Ein weiterer Mitarbeiter Hillebrechts aus dem Wiederaufbaustab von Speer war ab 1949 der Bremer Architekt Wilhelm Wortmann, der 1951 den Flächennutzungsplan für Hannover entwickelte.

Hillebrecht gelang es gegen erhebliche Widerstände eine autogerechte Innenstadtplanung durchzusetzen. Die einst barocken und klassizistischen Achsen der früheren Residenzstadt Hannover wurden zugunsten von geschwungenen Autostraßen geopfert. Die Anlage von Tangenten und des Innenstadtrings sollte dazu beitragen, den Stadtkern vom Autoverkehr freizuhalten und gleichzeitig den Zugang zu allen zentralen Bereichen zu erleichtern. Das Magazin Der Spiegel widmete ihm und dem Wiederaufbau der Stadt Hannover im Juni 1959 eine Titelgeschichte über das Wunder von Hannover. Hillebrecht gilt heute als vorbildlicher Vertreter einer Stadtplanung, die das Konzept der „autogerechten Stadt“ umgesetzt hat.

Zum den Umbau der Stadt gab es auch Kritik und Widerstand. Hillebrecht ließ trotz der Proteste aus der Bevölkerung zahlreiche historische Gebäude abreißen, die den Krieg überstanden hatten. Hierzu gehörten auch die legendäre Flusswasserkunst am Leineschloss und das Friederikenschlösschen am Friederikenplatz. Viele der in der Nachkriegszeit abgerissenen Gebäude waren aus der Gründerzeit und stellten Hinterhofbebauung dar (z.B. der heutigen Berliner Allee). Bis in die 1970er Jahre hinein wurden weiterhin gründerzeitliche Gebäude beseitigt. Der geplante Abriss ganzer Viertel aus dieser Epoche im Stadtteil List wurden jedoch zum Glück nicht umgesetzt. Hillebrecht selbst bezeichnete den Abriss der Flusswasserkunst später übrigens ebenfalls als Fehler.

Der Platz vor der Bauverwaltung neben dem Neuen Rathaus ist nach ihm benannt worden. Außerdem wurde ihm 1980 die Ehrenbürgerwürde der Stadt Hannover verliehen.

Bildquellen:

  • Grabstein von Rudolf Hillebrecht auf dem Engesohder Friedhof: Von <a href="//commons.wikimedia.org/wiki/User:Evergreen68" title="User:Evergreen68">Evergreen68</a> - <span class="int-own-work" lang="de">Eigenes Werk</span>, CC BY-SA 4.0, Link