Mobilität, Politik

Für den Südschnellweg Ausbau werden 13 Hektar Grünfläche abgeholzt

Bäume am Südschnellweg sollen dem Verkehr weichen

Bäume am Südschnellweg sollen dem Verkehr weichen

Der Südschnellweg Ausbau soll nach Autobahn-Standard durchgeführt werden. Dafür muss er zwischen Schützenallee und Landwehrkreisel von 14,50 auf 25,60 Meter verbreitert werden. Auf Anfrage des grünen Bundestagsabgeordneten Sven-Christian Kindler stellte sich nun heraus wie viel Fläche durch das Projekt neu versiegelt wird.

3,82 Hektar Grünfläche gehen für das Straßenbauprojekt dauerhaft verloren. Das entspricht der Größe von mehr als fünf Fußballfeldern. Für den Bau müssen laut Bundesverkehrsministerium sogar 13 Hektar abgeholzt werden. Eine Fläche von mehr als 18 Fußballfeldern, davon 5,2 Hektar ursprünglicher Wald. Aus umweltpolitischen Gesichtspunkten gleich mehrfach ein Schlag ins Gesicht für Hannover. Die Strecke führt schließlich quer durch das Landschaftsschutzgebiet „Obere Leine“.

Info:

§ 26 Landschaftsschutzgebiete

(1) Landschaftsschutzgebiete sind rechtsverbindlich festgesetzte Gebiete, in denen ein besonderer Schutz von Natur und Landschaft erforderlich ist

  1. zur Erhaltung, Entwicklung oder Wiederherstellung der Leistungs- und Funktionsfähigkeit des Naturhaushalts oder der Regenerationsfähigkeit und nachhaltigen Nutzungsfähigkeit der Naturgüter, einschließlich des Schutzes von Lebensstätten und Lebensräumen bestimmter wild lebender Tier- und Pflanzenarten,
  2. wegen der Vielfalt, Eigenart und Schönheit oder der besonderen kulturhistorischen Bedeutung der Landschaft oder
  3. wegen ihrer besonderen Bedeutung für die Erholung.

(2) In einem Landschaftsschutzgebiet sind unter besonderer Beachtung des § 5 Absatz 1 und nach Maßgabe näherer Bestimmungen alle Handlungen verboten, die den Charakter des Gebiets verändern oder dem besonderen Schutzzweck zuwiderlaufen.

Daher haben auch eine Reihe von Umweltverbänden eine Petition dagegen ins Leben gerufen. Denn mehr Fahrspuren führen zu mehr Autoverkehr. Zudem wurde neben den ganzen Umweltproblemen der Radverkehr in dem Ausbauvorhaben nicht einmal berücksichtigt.

Petition unterzeichnen

Wie immer soll die Kompensation für den Kahlschlag an anderer Stelle erfolgen. 1,22 Hektar landwirtschaftlich genutzte Fläche sollen mit Baum- oder Strauchhecken bepflanzt werden. Und südlich des Schnellweges 2,1 Hektar Wald neu angelegt werden. Dem Besucher des Naherholungsgebietes Ricklinger Kiesteiche nutzt das allerdings wenig.

Auch Sven-Christian Kindler kritisiert dies: „Die geplanten Ausgleichsmaßnahmen können einmal zerstörte Natur nicht ausgleichen. Bäume und Lebensräume von Tieren, die durch den Ausbau der B?3 zerstört werden, können nicht einfach woanders wieder aus dem Hut gezaubert werden. Sie alle werden durch den Südschnellweg-Ausbau gefährdet“.

Das Bundesverkehrsministerium sieht im Umbau des Südschnellwegs auch nur eine reine Erhaltungsmaßnahme. Das dient als Begründung für das Vorhaben trotz der enormen Verbreiterung keine Klimabilanz vorlegen zu wollen. Die Verbreiterung sei unerlässlich weil hier bei Unfällen 227 Leichtverletzte und neun Schwerverletzte im Zeitraum 2013 bis zum ersten Halbjahr 2020 zu beklagen gewesen seien. Zum Vergleich: Allein 2019 gab es 557 Schwerverletzte und 5.444 Leichtverletzte in Hannovers Straßenverkehr. Die Kosten werden bislang auf 360 Millionen Euro geschätzt. Geld das für die Verkehrssicherheit an anderer Stelle wohl sinnvoller angelegt wäre. Die TAZ schrieb dazu einen Artikel mit dem Titel „Autos über alles“. Und das gilt in Hannover, trotz eines grünen Oberbürgermeisters, leider immer noch alzu oft!

Bildquellen:

  • Neben dem Südschnellweg: www.hannover-entdecken.de