Kürzlich bekannt gewordene Überlegungen des Fachbereichs Umwelt und Stadtgrün wegen Personalmangels keine Baumpatenschaften mehr zu betreuen, erhellt die Situation in diesem an vorderster Front gegen den Klimawandel operierenden städtischen Einrichtung. Zwar sind die 720 von Bürgern gepflegte Baumscheiben von den ca. 46.000 an Hannovers Straßen stehenden Bäumen nur ein geringer Prozentsatz. Aber wenn schon hier der Rotstift angesetzt werden soll, dann scheint die personelle Lage dramatischer in diesem Amt zu sein als bisher dem Bürger bekannt ist.
Neben den Straßenbäumen sind noch ca. 100.000 Park- und Grünanlagenbäume und ca. 50.000 Bäume auf Sportanlagen und Friedhöfen zu beaufsichtigen und entsprechend zu pflegen, von unserer geliebten Eilenriede ganz abgesehen. Diese Bäume müssen regelmäßig wegen der sogenannten Verkehrssicherungspflicht kontrolliert und beurteilt werden, damit es zu keiner Gefährdung von Menschen, aber auch von Sachgütern wie Autos durch abgebrochene Äste oder umgestürzte Bäume bei den sich häufenden Orkanen kommt. Ggf. müssen kranke Bäume stark beschnitten oder sogar vorsorglich gefällt werden. Obwohl in den letzten Jahren immer mehr Straßenbäume – vor allem in neu ausgewiesenen Wohnquartieren oder bei Straßenneugestaltungen – gepflanzt wurden und aufgrund der immer extremeren Klimaverhältnisse der Pflegeaufwand bei den älteren Bäumen wächst, war beim Personalbestand kein adäquater Zuwachs zu verzeichnen. Im Gegenteil mussten immer mehr Aufgaben im Laufe der Jahre übernommen werden.
Der BUND sieht diese Entwicklung mit Besorgnis. Mittel für Klimaschutzmaßnahmen bereitzustellen reicht leider nicht aus, so wichtig die vom hannoverschen Rat befolgte Maxime: „global denken – lokal handeln“ auch ist. Mit zwei Windkraftanlagen und Investitionen in den Wärmeschutz von Gebäuden wird Hannover hohe sommerliche Hitzetemperaturen und lange Trockenzeiten wie im letzten Frühjahr definitiv nicht verhindern können. Um den Auswirkungen zu begegnen, müssen wir die natürliche Verdunstungsfähigkeit von Pflanzen im bebauten Bereich viel stärker nutzen, um das Stadtklima zu kühlen und auszugleichen: Durch Dach- und Fassadenbegrünung; durch Entsiegelung, wo immer möglich, durch grüne Höfe und vor allem durch Stadtbäume. Sicherlich sind dafür an das extreme Stadtklima angepasste Baumarten nötig, denn nur sie schaffen es durch ihre Verdunstung, die Temperaturen zu senken und über das Laubdach Schadgase zurückzuhalten, Feinstaub zu filtern und gleichzeitig Sauerstoff bereit zu stellen und Kohlendioxid zu binden.
Der BUND erinnert Bürger und Rat eindringlich daran, dass gerade Stadtbäume mit ihren für uns Stadtbewohner so nützlichen Funktionen nicht zum Nulltarif zu bekommen sind, obwohl sie wie selbstverständlich zum Stadtbild bei uns gehören.
Wird weiter bei ihrer Pflege und Entwicklung gespart, sind baumlose oder nur mit Baumstümpfen bestandenen Straßenzüge nicht mehr fern. Hinsichtlich der Beratung von Baumscheibenpaten ist der BUND bereit, sich auch an der Diskussion um Lösungen zu beteiligen, um engagierten Bürgerinnen und Bürgern weiterhin die Pflege zu ermöglichen.
Bildquellen:
- Grünflächenpflege ist wichtig – Sonst sieht es bald so aus!: www.hannover-entdecken.de