Immer mehr seriöse Medien verbreiten inzwischen Nachrichten, ohne das journalistisch einzuordnen. Auch der Heise Verlag aus Hannover macht auf seinem Online Portal dabei inzwischen mit.
Schlagzeile auf heise online:
Siemens, Meta und weitere wollen Atomkraft auf der Welt bis 2050 verdreifachen
Eine Reihe von Großunternehmen will die Kapazitäten für Kernenergie bis 2050 verdreifachen. Sie sehen steigenden Strombedarf.
Die Rede ist dabei vom weltweiten Strombedarf. Wie absurd diese Schlagzeile ist, kann man bereits an den schlichten Zahlen ausmachen. Zur Zeit sind etwas über 400 Atomkraftwerke weltweit in Betrieb. Diese haben ein Durchschnittsalter von rund 32 Jahren. In 2023 sind gerade einmal 6 neue Blöcke weltweit ans Netz gegangen.
Jetzt soll diese Kapazität bis 2050 verdreifacht werden. Dafür braucht es weltweit ungefähr 1.200 neue Atomkraftwerke, die in den nächsten 25 Jahren gebaut werden müssten.
Am Reaktorblock 3 in Flamanville in Frankreich wurde 17 Jahre gebaut. Die Kosten wurden zuletzt mit 13,2 Milliarden Euro angegeben. Vielleicht ein Extrembeispiel, aber schon wenn man nur die Hälfte bei Bauzeit und Baukosten kalkuliert, sind die Pläne utopisch.
7,8 Billionen Euro würde das kosten und bei einer Bauzeit von 7-8 Jahren müsste man in den nächsten Jahren im Schnitt mit dem Bau von 65 neuen Atomkraftwerke jedes Jahr beginnen. Zum Vergleich im Jahr 2023 wurde weltweit mit dem Bau von sechs Atomreaktoren begonnen.
Es ist also schlicht sehr unwahrscheinlich, dass man auch nur annähernd den dreifachen Wert erreichen wird.
Warum wird das nicht von den etablierten Redaktionen infrage gestellt und einfach so in die Welt gesetzt? Wenn mir als Hobby Redakteur diese Absurdität auffällt, warum nicht den hauptberuflichen Journalisten?