Region

Fachkräftemangel: Region veröffentlicht Bildungsmonitoring 2010

Dezernent Ulf-Birger Franz: „Vorhandene Potenziale noch besser nutzen“

Immer mehr ältere Menschen, wenig Nachwuchs: Wie ist die Region Hannover aufgestellt, wenn es um den drohenden Fachkräftemangel geht? Welche Bildungschancen haben junge Menschen in der Region? Und wie wird das Potenzial umgesetzt? Das Bildungsmonitoring 2010 der Region gibt erste Antworten. Im Auftrag der Region hat das Niedersächsische Institut für Wirtschaft (NIW) Stärken und Schwächen in der Bildung und Ausbildung von Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen analysiert. „Wir müssen vorhandene Potenziale vor allem auf dem Ausbildungsmarkt noch besser nutzen“, lautet ein Fazit von Ulf-Birger Franz, Regionsdezernent für Wirtschaft, Verkehr und Bildung. Region, Kommunen, Kammern, Verbände, Bildungseinrichtungen und Betriebe sollten darum gemeinsame Bildungs- und Qualifizierungsinitiativen ins Leben rufen, lautet sein Appell. Eine Schlüsselfunktion könne dabei die neu gegründete Koordinierungsstelle Bildung und Beruf einnehmen.

  

426 000 Beschäftigte gibt es in der Region Hannover – damit zählt die Region zu den wichtigsten Wirtschaftsstandorten des Landes. Bis 2025 wird laut Studie besonders in wichtigen Berufsgruppen wie Technikern und Ingenieuren großer Bedarf an jungen Fachkräften entstehen. „Die Beschäftigten in der Region Hannover sind in diesen Berufszweigen deutlich älter als im Bundesdurchschnitt“, erläutert Prof. Dr. Hans-Ulrich Jung vom NIW, einer der Autoren. Ein wichtiger Faktor für Lösungswege seien darum die hannoverschen Hochschulen. „Im Interesse der regionalen Wirtschaftsentwicklung müssen wir viele Absolventen in der Region halten“, betont Franz. Besonders kleine und mittlere Unternehmen sollten Lehr- und Forschungskooperationen mit den Hochschulen eingehen und verstärken. Auch die Gründung von technologie- und wissensintensiven Betrieben aus den Hochschulen heraus müsse gefördert werden.

Weiterer wichtiger Standortfaktor sind laut Studie die  Berufsbildenden Schulen. 2009 besuchten rund 43 600 Schüler die Berufsbildenden Schulen, 21 300 davon waren sozialversicherungspflichtig beschäftigte Auszubildende. Die Ausbildungsquote lag  mit 5 Prozent deutlich unter dem Landesmittel von 5,9 Prozent. „Eine Ursache ist die schwache industrielle Prägung der Region Hannover“, erläutert Prof. Dr. Jung. Die meisten betrieblichen Ausbildungsplätze gibt es in den westlichen Bundesländern mit 22,2 Prozent im verarbeitenden Gewerbe. Die Region erreicht hier nur 13,3 Prozent.

Stark aufgestellt ist die Region im Dienstleistungssektor – 82 Prozent aller Erwerbstätigen arbeiten dort. Einen Spitzenwert mit 19,4 Prozent aller Auszubildenden erreicht laut Studie der Handel inklusive Kfz-Reparaturen. Die Anforderungen der Dienstleistungsbranche an Auszubildende sind laut Studie aber oft hoch. „Leistungsschwächere Jugendliche ohne Hauptschulabschluss könnten zukünftig noch größere Schwierigkeiten bekommen, einen Ausbildungsvertrag zu erhalten“, befürchtet Franz. 2008 verließen 900 Jugendliche in der Region die Schule ohne Hauptschulabschluss – 0,6 Prozent mehr als im Landesvergleich. Hier müsse geprüft werden, ob die Förder- und Nachqualifizierungsangebote an Berufsschulen ausreichen und wie mehr Jugendliche dafür gewonnen werden können.

Die Städte und Gemeinden in der Region Hannover liegen mit einer Quote von 15 % bei der Betreuung der unter 3-jährigen Kinder über dem westdeutschen Durchschnitt. Damit sei bisher ein vergleichsweise guter Stand erreicht, es gebe allerdings einen noch größeren Bedarf.

In einigen Städten der Region gebe es zudem einen sehr hohen Anteil an Kindern, die bei der Schuleingangsuntersuchung Sprachdefizite haben. „Es muss noch stärker darauf geachtet werden, dass alle Kinder bis zum Schulstart ausreichende sprachliche Kompetenzen erwerben“, fordert Franz.

Positiv fällt in der Studie die Nachwuchsprognose für die Region Hannover aus: Während niedersachsenweit die Zahl der Grundschüler bis 2025 um fast ein Viertel zurückgehen könnte, wird für die Region ein Rückgang von 10 Prozent erwartet.