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Hannover legt Konzept für umfassende Neuorganisation der Kinder- und Jugendarbeit vor

Zur Neuorganisation der Kinder- und Jugendarbeit hat Jugenddezernent Thomas Walter den Ratsgremien jetzt eine umfassende Rahmenkonzeption vorgelegt. Sie wurde in einem mehrjährigen Prozess unter Beteiligung aller Träger der Kinder- und Jugendarbeit und unter wissenschaftlicher Begleitung des Institutes für Sozial- und Organisationspädagogik der Universität Hildesheim erarbeitet. Walter nannte das Konzept "einen besonders anspruchsvollen Weg, eine effektive und bedarfsgerechte offene Kinder- und Jugendar-beit zu organisieren".

Ausgangspunkt der Überlegungen sind veränderte Ansprüche an die offene Kinder- und Jugendarbeit. Sie drücken sich vor allem in einem veränderten jugendlichen Mobilitäts- und Nutzungsverhalten aus sowie in einem Nachlassen des weltanschaulich orientierten Freizeitverhaltens.

Der Neuorganisationsprozess hat folgende Ziele:

  • eine sozialräumlich ausgerichtete Bedarfsermittlung und Organisationsstruktur der offenen Kinder- und Jugendarbeit
  • eine Orientierung an sozialen Rahmendaten über die Bedarfslagen von Kindern und Jugendlichen vor Ort
  • eine verbesserte Zusammenarbeit der Träger der Jugendarbeit, unabhängig von ihrer Trägerzugehörigkeit.

In die Organisationsreform einbezogen sind über 90 geförderte Einrichtungen und Angebote an 47 Standorten, darunter

  • 18 Jugendzentren
  • über 50 kleine Jugendtreffs bzw. "Lückekindertreffs" (für 10- bis 14-Jährige)
  • 9 Spielparks
  • diverse außerschulische Bildungsangebote wie mobile Straßensozialarbeit, der Jugendferienservice und kulturelle Jugendbildung
  • über 30 verschiedene Träger.

Der 2009 gestartete Reformprozess wurde in vier Arbeitsgruppen mit insgesamt über 100 Fachkräften intensiv diskutiert und gestaltet. Die nun vorliegende Rahmenkonzeption ist seit zwei Jahren in den Stadtbezirken Linden-Limmer, Herrenhausen-Stöcken und Südstadt-Bult erprobt worden. Die dort gewonnenen Erkenntnisse sollen nunmehr ab Jahresbeginn 2013 auf das gesamte Stadtgebiet ausgeweitet werden.

Konkret bedeutet die Organisationsreform:

  • Umorientierung der inhaltlichen Arbeit auf den sozialen Raum statt auf die entsendende Institution
  • Einrichtung von "Trägerverbünden" (öffentlich und verbandlich) in den Stadtbezirken; organisiert in "sozialräumlichen Koordinierungsrunden"
  • Gemeinsame Bedarfsermittlung in den Trägerverbänden auf Basis existierender Ressourcen; Koordination durch die Stadtverwaltung (Jugendbildungskoordinatoren)
  • Zielvereinbarungen mit der Fachverwaltung zur Steuerung der inhaltlichen Angebote
  • Erstellung von jährlichen Sozialraumprogrammen (abgestimmt unter Trägern; Einbringen der trägerspezifischen Ressourcen) auf Basis von Ressourcen-Zusagen mit dreijähriger Bindung
  • Fachliche Bewertung/Abstimmung der einzelnen Sozialraumprognosen in einer "Unter AG '78" (die "AG '78" ist gemäß Paragraph 78 Kinder- und Jugendhilfegesetz Grundlage für Jugendhilfeplanung)Dort auch: Einbringung stadtweiter, zentraler Programme der Jugendverbandsarbeit und anderer Träger
  • Zuleitung an eine "AG '78" (Leitungsebene der Verbände), von dort aus: Weiterleitung (mit Stellungnahme) an Jugendhilfeausschuss/Beschlüsse durch Ratsgremien auf Basis von Beurteilung/Zielvereinbarung durch "AG '78" und Jugendhilfeausschuss.

Für die Angebote der Kinder- und Jugendarbeit ergibt die Neukonzeption eine neue Mischung:

  • Sie beinhaltet einerseits stadtweite, qualitativ ansprechende Angebote mit Schwerpunktsetzung (z. B. Jugendsportzentren, Haus der Jugend, Ferienfreizeiten),
  • andererseits sozialräumliche Einrichtungen mit Räumen zum Entspannen ("Chillen"), Gruppen- und Interessenangebote,
  • gleichzeitiger Ausbau der Angebote auch im öffentlichen Raum in Verbindung mit aufsuchender Jugendarbeit im Sozialraum (z. B. Jugendarbeit im Schwimmbad, in der Skaterszene oder bei Veranstaltungen).

In die Kinder- und Jugendarbeit werden zurzeit seitens der Landeshauptstadt Hannover jährlich rund 13 Millionen Euro investiert, die zum einen Zuschüsse an freie Träger, zum anderen aber auch eigene Angebote und Maßnahmen umfas-sen. Die nun erarbeitete Rahmenkonzeption schlägt den Ratsgremien vor, die bereits erprobte Neuorganisation in weiteren Stadtbezirken umzusetzen und alle drei Jahre entsprechend den Bedarfslagen in den sozialen Räumen zu aktualisieren.

Jugenddezernent Walter resümierte abschließend:
"In die Neuorganisation ist intensive Arbeit der beteiligten Verbände, der Stadtverwaltung und der wissenschaftlichen Begleitung einge-flossen. Dabei besteht Konsens, dass es darum gehen muss, die Angebote am Bildungs- und Freizeitbedürfnis der jungen Menschen und nicht am Organisationsinteresse von Institutionen auszurichten. Deshalb ist gemeinsames Ziel, personelle, räumliche und konzeptionelle Ressourcen zu bündeln, und gemeinsame Ziel-Interessen zu definieren und zu verfolgen. Wenn wirklich alle 'an einem Strang ziehen' könne es gelingen, gerade die offene Kinder- und Jugendarbeit mit ihren freiwilligen und im besten Sinne 'einfach offenen' Angeboten zum wirksamen Instrument einer aktiven und präventiven Bildungs- und Sozialpolitik zu machen."