Bildung, Soziales

Veranstaltungsreihe zum Thema „Gewalt von Frauen an Frauen“ von September bis November

Das oft in der Gesellschaft tabuisierte Thema „Gewalt von Frauen an Frauen“ wird mit verschiedensten Veranstaltungen vom 15. September bis 25. November beleuchtet. Den Auftakt macht am 16. September um 19.30 Uhr im Kunstverein Hannover, Sophienstraße 2, die Premiere der Tanzaufführung „Empathie“ für geladene Gäste von und mit der Choreographin und Solotänzerin Cassia Lopes der Staatsoper Hannover. Weitere Tänzerinnen sind Monica Garcia Vicente, Steffi Waschina, Lauren Murray, Lilit Hakobyan und Keren Leiman. Im Anschluss wird das Publikumsgespräch mit der Frage „Wie geht es Ihnen jetzt?“ von Brigitte Knöß, Ballettdramaturgin der Staatsoper, moderiert. Öffentliche „Empathie“-Vorstellungen gibt es am 17. und 18. September jeweils um 18 Uhr.

Zum Inhalt von „Empathie“:

Auf der Suche nach dem richtigen Ausdruck um Gefühle zu vermitteln, stößt man – vor allem bei schwierigen Themen – auf die Unfähigkeit der gesprochenen Sprache. Der Tanz eröffnet hier eine neue Möglichkeit der Kommunikation und der Vermittlung, um das Schweigen zu brechen. Die Tänzerinnen und die Choreografin versuchen darzustellen, in welcher Ebene die Tragik dieser Art der Gewalt, sowohl körperlich als auch seelisch, Frauen verstümmelt.

Weitere Veranstaltungen:

Der Eintritt ist frei, es werden Spenden für ein Projekt von „Kinder psychisch kranker Eltern“ gesammelt:

Ausstellung:

16. September, 20 Uhr, Online Ausstellung „Gewalt von Frauen an Frauen“ unter www.hannover.de/LSBT

Lesungen:

25. Oktober, 18 Uhr, Lesung „Last Notes“ mit Claudia Chodzinski, Notruf für vergewaltigte Frauen + Mädchen Hannover e. V., Loccumer Hof, Kurt-Schumacher-Straße 14/16

Nach einem Aufruf haben Frauen, die Gewalt durch Frauen erlebt haben, anonym von ihren Erfahrungen berichtet. Das Ergebnis sind viele sehr offene, individuelle, berührende und mutige Geschichten, Erzählungen und Gedichte, die an diesem Abend vorgetragen werden. Mit der Lesung „Last Notes“ sollen Tabus mit sensibler Vorsicht und ohne Bewertungen aufgedeckt werden.

25. November, 19 Uhr, Lesung „Gewalt von Frauen an Frauen in der Literatur“ mit Ingrid Mumm AIDSHILFE Niedersachsen Landesverband e. V., Loccumer Hof, Kurt-Schumacher-Straße 14/16

Beim Thema „Gewalt von Frauen an Frauen“ verwundert die gesellschaftliche Tabuisierung, denn Historie, Oper, Literatur und insbesondere Märchen strotzen geradezu vor Gräueltaten zwischen Frauen. Oftmals handelt es dabei um Eifersucht und Macht, die Gründe die auch in anderen Zusammenhängen verantwortlich sind für Gewalt zwischen Menschen. Besonders auffällig ist die Gewalt von Müttern an Töchtern, Schwiegermüttern an Schwiegertöchtern und Stiefmüttern an Stieftöchtern. Die letzte Paarung findet vor allem in Märchen ihren Platz. Gewalt in lesbischen Beziehungen hingegen wird selten deutlich formuliert, sie wird angedeutet und lässt sich mitunter nur erahnen. Auf der spannenden Suche nach solchen Geschichten, Märchen oder Romanen wurde Material für eine Lesung gefunden.

Vortrag:

1. November, 18 Uhr, Fachvortrag, Dr. Constance Ohms aus Frankfurt am Main zu Gewaltdynamiken in lesbischen und trans*PartnerInnenschaften, Loccumer Hof, Kurt-Schumacher-Straße 14/16

Zielgruppe: Fachkräfte aus der sozialen Arbeit

Vielerorts gilt die Kategorie „Frau“ als Meta-Kategorie, mit der alle Frauen in ihren unterschiedlichen Lebenslagen beschrieben werden können. Grundlage ist die Annahme, dass in einer heterosexistischen Gesellschaft das wahrgenommene biologische Geschlecht als Frau zentrales Moment der Unterdrückung von und Gewalt gegen Frauen ist.

Erklärungsmodelle zur Beschreibung von Gewalt im sozialen Nahraum beziehungsweise in der PartnerInnenschaft beruhen meist auf einem heterosexistischen Modell, das geschlechtsmarkiert ist: Die meisten Opfer häuslicher Gewalt sind Frauen, die überwiegende Mehrheit der Täter ist männlich. Den Erklärungsmodellen liegt eine heterosexuelle Paarbeziehung zugrunde, wobei zudem davon ausgegangen wird, dass bei beiden PartnerInnen Geschlechtsidentität und biologisches (zugewiesenes) Geschlecht in Einklang stehen. Ausgeklammert werden zum einen lesbische Beziehungen, in denen bei beiden Partnerinnen Geschlechtsidentität und zugewiesenes Geschlecht übereinstimmten (sogenannte Cis-Frauen) und zum anderen lesbische Beziehungen, in denen wenigstens bei einer Partnerin eine Differenz zwischen biologischem Geschlecht und Geschlechtsidentität besteht (Trans*frau).

Es liegt auf der Hand, dass Erklärungsmodelle, die auf einem heterosexistischen Gesellschaftsmodell beruhen, nur sehr begrenzt auf Beziehungsmodelle übertragen werden können, in denen vielfältige geschlechtliche Selbstbeschreibungen und sexuelle Orientierungen zum Tragen kommen. Daher ist es zwingend notwendig, verstärkt den Blick auf die Beziehungsdynamiken zu richten und zu schauen, welche Faktoren herangezogen werden, um Macht und Kontrolle zu etablieren. Zudem werden gewalttätige Dynamiken sichtbar, die sich jenseits des Modells der Misshandlungsbeziehung bewegen.

In dem Vortrag wird der hier skizzierte Ansatz näher dargestellt und Vorschläge für Prävention und Intervention unterbreitet.

Workshop:

2. November, 18 Uhr, Vortrag „Tabuisierung von Gewalt in lesbischen und trans*PartnerInnenschaften“ mit Dr. Constance Ohms aus Frankfurt am Main, Loccumer Hof, Kurt-Schumacher-Straße 14/16

Zielgruppe: lesbische und trans*Frauen.

Der Workshop mit einleitendem Vortrag thematisiert den Umgang der lesbischen und trans*Communitys mit Gewalt im sozialen Nahraum beziehungsweise in der PartnerInnenschaft. In dem einleitenden Vortrag wird das Ausmaß der Gewalt, Besonderheiten von lesbischen und trans*Beziehungen, die Communitys als Resilienzfaktor, aber auch Mechanismen der Tabuisierung aufgezeigt. Der Workshop zielt darauf ab, gemeinsam Strategien zu entwickeln, die Communitys für das Problemfeld zu thematisieren und Unterstützungsangebote für Betroffene zu etablieren.

Vortrag:

10. November, 18 Uhr, „Stummes Wiederholen“ – Re-Inszenierung von Gewalterlebnissen in Beziehungen mit Claudia Chodzinski, Mitarbeiterin im Notruf für vergewaltige Frauen + Mädchen Hannover e. V., Loccumer Hof, Kurt-Schumacher-Straße 14/16

Freud nannte es Wiederholungszwang, Janet den Versuch etwas Unaussprechliches solange zu wiederholden bis es endlich „gut“ ist. Menschen wiederholen Verhaltensweisen und bewegen sich oft unbewusst nach bestimmten – erlernten – Mustern. Diese Muster können Beziehungen stören bis zerstören, besonders dann, wenn ein Muster aus Gewalt nicht identifiziert werden kann und sich über Generationen hinweg fortsetzt. Dieser Vortrag möchte sensibilisieren und Mut machen, dorthin zu schauen, wo Wiederholungsverhalten zu unglücklichen und gewaltvollen Beziehungen führt.