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Stadt baut Kleinkindbetreuung bis 2020 aus

Stadt baut Kleinkindbetreuung bis 2020 entsprechend der Bevölkerungsprognose aus – und sichert Basis für Bildungsteilhabe

Acht Monate vor Inkrafttreten des Rechtsanspruchs auf einen Krippenplatz am 1. August 2013 berichtet die Verwaltung über den aktuellen Ausbaustand und zeigt auf, welche Konsequenzen aus der neuen Bevölkerungsprognose für die Kinderbetreuung in der Landeshauptstadt gezogen werden. Mit Blick auf den aktuell vorgelegten Bericht zum Bildungsmonitoring 2012 betonten Oberbürgermeister Stephan Weil und Jugend- und Sozialdezernent Thomas Walter dabei heute (27. November) die Bedeutung der Kinderbetreuung als kommunale Aufgabe für die nachhaltige Sicherung von Bildungsvoraussetzungen für Kinder und Jugendliche.

"Hannover hat in vergangenen Jahren auf breiter Front große Fortschritte in der Bildung und insbesondere in der Kinderbetreuung erreicht. Die Anstrengungen der Stadt, der Schulen und vieler anderer Beteiligter tragen Früchte. Diesen Weg wollen wir weiter gehen", würdigt Weil die Ergebnisse des Monitorings.

Im Bezug auf die Kinderbetreuung schlägt Walter den Bogen vom aktuellen Ausbau zu den anschließenden Programmen: "Auch wenn heute in Sachen Kinderbetreuung die allgemeine Aufmerksamkeit hauptsächlich auf den 1. August 2013 als Stichtag für den Rechtsanspruch Unter-drei-Jähriger gerichtet ist: Unsere Planungen gehen schon jetzt in die weitere Zukunft. Denn erfreulicherweise ist zu erwarten, dass Hannover auch mittelfristig ein äußerst beliebter Wohnort für Eltern mit Kindern sein wird".

Ausbau der Kinderbetreuung

Ausgangslage bis 1.August 2013:

Das von der Stadtverwaltung 2008 aufgelegte Ausbauprogramm für Krippenplätze "5 x 300 Plätze U 3" wurde per Ratsentscheid um weitere 300 Plätze aufgestockt. Insgesamt sind bis zum 1. August 2013 1.800 neue Krippenplätze zu schaffen. Die Stadtverwaltung arbeitet mit Hochdruck daran, dieses ambitionierte Vorhaben planmäßig umzusetzen.

Bereits Ende 2012 werden 1.000 neue Plätze zur Verfügung stehen. Insgesamt gibt es in Hannover dann fast 4.600 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren. Dies entspricht einer aktuellen Versorgungsquote von 47,9 Prozent für den rechtsanspruchsrelevanten Bereich von zwei Jahrgängen.

Die noch ausstehenden 800 Plätze werden im Jahr 2013 in Betrieb genommen, davon allein die Hälfte in Neubauten, die sich auf das gesamte Stadtgebiet verteilen. Bis zum Stichtag 1. August soll das Programm möglichst vollständig abgeschlossen sein; voraussichtlich werden sich einige wenige Projekte etwas verschieben. Nach vollständiger Umsetzung wird es 5.400 Betreuungsplätze für Kinder unter drei Jahren geben. Damit wird eine rechtsanspruchsrelevante Versorgungsquote von mindestens 53 Prozent erreicht.

Bevölkerungsentwicklung

Die Bevölkerungsprognose von 2007 hatte einen Rückgang bei Kindern der Altersgruppe von null bis fünf Jahren angekündigt. Demgegenüber zeigt die Bevölkerungsentwicklung seitdem einen Zuwachs, der insbesondere auf eine zurückgegangene Abwanderung aus der Stadt in das Umland und einen Geburtenanstieg zurückzuführen ist.

Gemeinsam mit der Region Hannover hat die Stadt Hannover die Bevölkerungsprognose 2012 bis 2020/2025 aktualisiert. Danach ergibt sich für die Landeshauptstadt folgende Prognose für die Altersgruppe der Null- bis Neun-Jährigen vom 1. Januar 2012 bis zum 1. Januar 2020:

Altersgruppe

1.1.2012

1.1.2016

1.1.2020

Entwicklung 2012 bis 2016
absolut     %

Entwicklung 2012 bis 2020 absolut     %

0-2

14.045

14.292

14.404

247

1,8

359

2,6

3-5

13.517

13.866

13.688

349

2,6

171

1,3

6-9

16.610

17.311

17.340

701

4,2

730

4,4

Quelle: Landeshauptstadt Hannover: Bevölkerungsprognose 2012 bis 2020

Aufgrund dieser Prognosedaten ist auch in den kommenden Jahren mit einem Geburtenzuwachs zu rechnen. Die Stadt Hannover entwickelt daher schon jetzt Planungsperspektiven über den 1. August 2013 hinaus. Insbesondere auch, weil das laufende Krippenausbauprogramm gezeigt hat, dass zur Schaffung neuer Plätze ein mittlerer Planungsvorlauf von etwa zwei Jahren notwendig ist. Zudem wird regelmäßig ein engmaschiger Abgleich der Prognosedaten mit der tatsächlichen Bevölkerungsentwicklung erfolgen, um ein bedarfsgerechtes Angebot an Betreuungsplätzen in der Stadt Hannover anzubieten.

Vor diesem Hintergrund beabsichtigt die Stadtverwaltung, zunächst 300 weitere Krippenplätze zu realisieren. In Planung sind bereits konkrete Projekte zum Beispiel in den Stadtbezirken Mitte, Südstadt, Ricklingen und Linden. Planungsschritte für weitere einzelne Projekte werden sich aus dem Nachfrageverhalten der Eltern ergeben, wenn der Rechtsanspruch auf einen Krippenplatz wirksam wird.

Die Bevölkerungsentwicklung und der damit verbundene weitere Ausbau der Krippenbetreuung werden sich zwangsläufig auch auf die Anzahl der Kindergartenplätze auswirken. Deshalb werden unter anderem mit den Neubauten im nächsten Jahr auch 400 zusätzliche Kindergartenplätze geschaffen, sodass hier Ende 2013 fast 14.000 Plätze zur Verfügung stehen.

Einflussfaktor Betreuungsgeld

Der Bundesgesetzgeber hat nunmehr das Betreuungsgeld beschlossen, das ebenfalls zum 1. August 2013 wirksam werden soll. Es soll an Eltern gezahlt werden, die ihre ein- und zweijährigen Kinder zu Hause erziehen und nicht vom Kita-Ausbau profitieren möchten. Im ersten Jahr beträgt die Leistung 100 Euro und von August 2014 an 150 Euro im Monat.

Wie sich die Inanspruchnahme des Betreuungsgeldes konkret auf die Nachfrage nach Betreuungsplätzen auswirken wird, bleibt abzuwarten. Prognosen hierzu können seitens der Stadtverwaltung zum jetzigen Zeitpunkt nicht gemacht werden; es ist allerdings davon auszugehen, dass insbesondere wirtschaftlich schwache Bevölkerungskreise tendenziell eher das Betreuungsgeld beantragen werden. Informationen über die strukturellen Vorteile einer Kindertagesstättenbetreuung sollten die Eltern bei der freien Auswahl zwischen Betreuungsgeld und Kinderbetreuung unterstützen.

Bildungsmonitoring 2012

Mit dem kommunalen Bildungsplan 2009 hat die Stadt Hannover erstmals Bevölkerungs- und Strukturdaten mit Schul- und Jugendhilfedaten gebündelt und das gesamte kommunale Aufgabenfeld im Bereich der Bildung, Betreuung und Erziehung dargestellt.

Die Berichterstattung von wesentlichen Bildungsdaten wird mit dem Bildungsmonitoring kontinuierlich fortgeschrieben. Ziel ist, Stand und Fortschritte der Bildungsteilhabe von Kindern und Jugendlichen dauerhaft zu beobachten und zu dokumentieren sowie Entwicklungstrends zu erkennen. Aktuell legt die Stadt jetzt den zweiten Bildungsmonitoringbericht vor.

Dargestellt werden im Vergleich zu 2010 folgende Aspekte (Durch veränderte Schülerzahlen im Zusammenhang mit der Einführung des "Turbo-Abiturs" ist die Vergleichbarkeit bei den Schulabschlüssen mit Fachhochschul- Hochschulreife nur bedingt gegeben.)

  • Schaffung zusätzlicher Plätze im Kindertagesstättenbereich – Bildungsteilhabe vor der Grundschule
  • Vereinbarkeit von Familie und Beruf – Ganztagsversorgungsgrad im Kindertagesstättenbereich
  • Ganztagsbetreuung an Grundschulen
  • Trend zu höherwertigen Schulempfehlungen in der 4. Klasse
  • Trend zu höherwertigen Schulabschlüssen
  • Bildungsabschlüsse sind geschlechtsspezifisch sehr unterschiedlich verteilt
  • Qualität der Schulabschlüsse innerhalb der Geschlechter
  • Schulabschlüsse von Jugendlichen anderer Nationalität
  • Maßnahmen zur Bildungsteilhabe in der Stadt Hannover
  • Kommunale Bildungsausgaben vor, in und neben der Schule

Mit der Veröffentlichung des Bildungsberichtes 2009 wurden erstmals auch die kommunalen Gesamtausgaben für Bildung, Betreuung und Erziehung erhoben. Im Jahr 2009 wurden für diese Aufgabe insgesamt rund 290 Millionen Euro jährlich ausgegeben. Die aktuellen Ausgaben belaufen sich auf rund 305 Millionen Euro, eine Kostensteigerung aufgrund zusätzlicher Maßnahmen und Angebote von rund 15 Millionen Euro jährlich.