Soziales, Wirtschaft

Stadt Hannover und Volkswagen starten gemeinsames Qualifizierungsprojekt für Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte

Perspektiven zur Integration in den Arbeitsmarkt

Ein Blick auf den Arbeitsmarkt zeigt, dass die Integration von Zuwander*innen noch immer mit Hindernissen verbunden ist. 2021 hatte etwa jede vierte Person in Niedersachsen eine Migrationsgeschichte*. Mit einem neuen Arbeitsmarktintegrationsprojekt, dem „Job-Pilot 360°“, wollen die zwei größten Arbeitgeber*innen in Hannover, die Landeshauptstadt Hannover und Volkswagen Nutzfahrzeuge, diese Menschen beim Karrierestart unterstützen.

Durch ein speziell konzipiertes einjähriges Fortbildungsprogramm sollen Menschen mit Flucht- und Migrationsgeschichte auf ein Einstiegsqualifizierungsjahr, einen Praktikums-, Ausbildungs-, Arbeits- oder Studienplatz vorbereitet werden. Die Konzern Flüchtlingshilfe fördert das Projekt finanziell, die Landeshauptstadt Hannover investiert mit Kosten für Personal und Projektbegleitung.

Oberbürgermeister Belit Onay sagte aus diesem Anlass: “Wir wollen Menschen mit Migrationsgeschichte unterstützen und sie fit machen für den Arbeitsmarkt. Gleichzeitig suchen wir auch Fachkräfte. Deshalb wollen wir binnen der nächsten fünf Jahre dreißig Prozent aller ausgeschriebenen Stellen mit Menschen mit Migrationsbiographie besetzen, das betrifft etwa jede dritte Stelle. Die Diversität der Stadt soll sich auch in der Verwaltung widerspiegeln. Ich unterstütze daher diesen Schulterschluss von Kommune und Wirtschaft ausdrücklich und freue mich sehr, dass wir gemeinsam Verantwortung übernehmen und gleichzeitig neue Wege bei der Fachkräftegewinnung gehen.“

Dr. Susanne Leifheit, Leiterin Außenbeziehungen und Nachhaltigkeit bei Volkswagen Nutzfahrzeuge: „Volkswagen Nutzfahrzeuge setzt sich mit seiner Nachhaltigkeitsstrategie ambitionierte Ziele für das Engagement für Umwelt und Gesellschaft. Seit jeher ist es unser Anspruch, auch lokal an unseren Standorten soziale Verantwortung zu übernehmen. Mit Job-Pilot 360° initiieren Volkswagen Nutzfahrzeuge, der Volkswagen Konzern und die Stadt Hannover gemeinsam ein ganzheitliches, maßgeschneidertes Karrierestart-Programm für Geflüchtete, das Chancen auf eine nachhaltige Partizipation am Arbeitsmarkt und in der Gesellschaft ermöglicht.“

Das Projekt besteht aus drei Phasen und startet am 2. Juni mit zunächst 15 bis 20 Teilnehmenden. Voraussetzungen sind Sprachkenntnisse (A2/B1), ein Schulabschluss und eine Aufenthaltsgenehmigung. Es wird von den beiden Arbeitgeber*innen über Fachstellen wie die kommunale Fachstelle für Migrationsberatung, Jugendintegrationskurse, Berufssprachkurse, Migrationsberatungsstellen, Jugendwerkstatt und Berufsschulen beworben und bekannt gemacht.

Sowohl bei der Stadt als auch bei Volkswagen Nutzfahrzeuge sind bestimmte Berufsfelder als Entwicklungsziele für Ausbildungs- oder Arbeitsplätze identifiziert worden, beispielsweise Verwaltungsfachwirt*in, Stadtsekretäranwärter*in, Pflegefachfrau*mann oder Mechatroniker*in, Industriemechaniker*in, Elektroniker*in für Automatisierungstechnik.

In der ersten Phase des Projekts werden diese Ausbildungsplätze bei Volkswagen Nutzfahrzeuge und bei der Stadt Hannover in den Blick genommen und Interesse und Motivation der Bewerber*innen gezielt abgefragt. Die Auswahl der Teilnehmenden erfolgt durch ein Team beider Arbeitgeber mit Unterstützung einer Personal- und Arbeitspsychologin, einer Sprachwissenschaftlerin und einer*s Sozialarbeiter*in.

Nach einer Einschätzung der bestehenden Fähigkeiten und Entwicklungsbedarfe u.a. der Sprachkenntnisse und der fachspezifischen Qualifikationen wird ein konkretes maßgeschneidertes Angebot aus Fort- und Weiterbildungen entwickelt. Dies enthält beispielsweise ein Bewerber*innen-Training und Kommunikationsschulungen sowie Einblicke in den späteren Berufsalltag. Es wird fachlich begleitet durch regelmäßige Treffen, Hospitationen und Praktika sowie sozialer Beratung, beispielsweise zum Thema Kinderbetreuung.

Ziel ist es, dass die Teilnehmenden nach diesem Jahr und dem Absolvieren ihres auf sie zugeschnittenen Entwicklungsplans fähig sind, einen Praktikums-, Ausbildungs-, Arbeits- oder Studienplatz bei den jeweiligen Arbeitgebern zu beginnen.

Die Landeshauptstadt Hannover engagiert sich bereits seit 2017 gemeinsam mit dem Volkswagen Konzern und Volkswagen Nutzfahrzeuge in der Unterstützung Geflüchteter im Rahmen des abgeschlossenen Projektes „Deutsch 360 Grad“. Es sollte Menschen motivieren, ihre Deutschkenntnisse und ihre Bewerbungschancen auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Die Kursteilnehmenden erhielten gezielt berufsbezogenen Sprachunterricht, der den Einstieg in technisch-gewerbliche und kaufmännische, sowie Pflegeberufe erleichtern sollte. Umgesetzt wurden drei Projektphasen von „Deutsch 360 Grad“ mit insgesamt mehr als 100 Teilnehmenden.

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  • Stadt Hannover: Stadt Hannover