Ein neues Buch macht auf einen besonderen Ort in Hannover aufmerksam, den es seit rund fünf Jahren gibt: „Die Räume der Stille“. Das gleichnamige Buch beschreibt mit Text und Bildern ein Angebot auf dem Stadtfriedhof Ricklingen, das für die Verarbeitung von Trauer und Abschied einen Platz bietet. Die AutorInnen Ulrich Domdey, Cordula Wächtler und Manfred Zimmermann möchten mit ihrer Publikation diese im Jahr 2011 entstandene Einrichtung bekannter machen.
„Die Räume der Stille“ sind fünf themenbezogene Bereiche, die um einen „Grünen Andachtsraum“ herum geschaffen wurden und der Trauer Raum geben sollen. Das wiesenartige Halbrund mit einem Durchmesser von 150 Metern basiert auf den Erkenntnissen der Sterbe- und Trauerforschung. Die Grundlage für dieses Konzept wurde in wesentlichen Teilen von den Palliativ-Pflegenden Heike John und Anita Fürst entwickelt.
„Trauerarbeit ist sehr wichtig. Deshalb freue ich mich, dass wir trauernden Menschen mit den ‚Räumen der Stille‘ ein hilfreiches Angebot machen können, das deutschlandweit einzigartig ist“, sagte Oberbürgermeister Stefan Schostok bei der heutigen (9. März) Buchvorstellung. „Dieser Ort zum Innehalten auf dem Ricklinger Friedhof ist so wertvoll, dass er weit über den Stadtteil und die Stadtgrenzen hinweg bekannt gemacht wird. Die einfühlsam gestaltete Präsentation in dem neuen Buch ist dafür sehr geeignet.“
Ulrich Domdey, Vorsitzender des Landesstützpunkts Hospizarbeit und Palliativversorgung Niedersachsen e.V. (früherer Vorsitzender der Hospiz Landesarbeitsgemeinschaft Niedersachsen), und Cordula Wächtler, Leiterin des Bereichs „Städtische Friedhöfe“ und Initiatorin und Projektleiterin für den Bau der „Räume der Stille“, haben die Idee zu einem Trauerbuch von Trauernden für Trauernde entwickelt. Fotograf Prof. Manfred Zimmermann hat die „Räume der Stille“ in Szene gesetzt. Neben der Darstellung des Konzeptes dieser Friedhofsanlage finden sich in diesem Buch Texte von bekannten und weniger bekannten Menschen. „Alle Autorinnen und Autoren verbindet die Erfahrung, einen Verlust verarbeiten zu müssen. Daher sprechen diese Texte viele Menschen an, die eine ähnliche Erfahrung gemacht haben“, erläuterte Ulrich Domdey. „Mit den sehr einfühlsamen Bildern ist das Buch ein Gesamtkunstwerk zum Thema Trauerbewältigung.“
Die fünf „Räume der Stille“ stehen für die fünf Abschieds- und Sterbephasen, die die Psychiaterin und Forscherin Elisabeth Kübler-Ross (1926 bis 2004) beschrieben hat. Sie hat die Gefühle und Verhaltensmuster der Verleugnung, der Wut, des Verhandelns, der Schwermut und der Annahme als wesentliche und typische Phasen bei Menschen herausgearbeitet, die sich der zwangsweisen Verarbeitung eines Abschieds stellen.
Die „Räume der Stille“ und das vorgestellte neue Buch tragen den Untertitel „Die Quelle der Kraft“. „Das Unterdrücken oder nachhaltige Leugnen von Gefühlen macht krank und kostet viel Kraft. Sich der Situation und dem Wechselbad der Gefühle hinzugeben, ist befreiend, lösend und Kraft fördernd“, begründete Mit-Initiatorin Cordula Wächtler und führte weiter aus: „Wer den Abschied und den Verlust annehmen und dem Neubeginn etwas Gutes abgewinnen kann, geht gestärkt aus dem Trauerprozess hervor.“ Die InitiatorInnen des Buches erhoffen sich, dass das Angebot für Trauernde auf dem Ricklinger Friedhof nicht nur Trauernden hilft, sondern auch anderen Trägern von Friedhöfen als Anregung dient, für Trauernde ihren Friedhof noch mehr zu einem Ort der Trauerbewältigung zu machen.
Dank vieler Sponsoren wurde die erste Auflage in Höhe von 5.000 Stück den Hospizgruppen und stationären Hospizen in Niedersachsen für deren Trauerarbeit zur Verfügung gestellt. Eine kleine Restauflage ist über die Städtischen Friedhöfe (Telefon 1 68 – 3 83 81, E-Mail: 67.4@hannover-stadt.de) oder über den Hospiz- und Palliativverband Niedersachsen (Telefon 0 51 21 / 86 98 34, E-Mail: domdey@hospiz-palliativ-nds.de ) gegen eine Spende zu erwerben.
Cordula Wächtler und Heike John bietet allen Interessierten am kommenden Freitag (11. März) um 15 Uhr eine Führung durch die „Räume der Stille“ an. Treffpunkt ist am Haupteingang des Stadtfriedhofs Ricklingen, Göttinger Chaussee 250. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich.
Ausführliche Informationen über die Räume der Stille stehen im Internet unter www.friedhöfe-hannover.de (mit Umlaut „ö“) bereit.