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Deurag-Nerag – Die vergessene Raffinerie: Ölrausch bei Hannover

Verschlossene Tore verbergen in Hannover Misburg das Gelände der Deurag-Nerag. Eine gigantische Raffinierie, an die sich kaum noch jemand erinnert. Das Video zeigt historische und aktuelle Fotos des Geländes. Es erzählt zudem die Geschichte eines lange vergangenen Ölrausches in Niedersachsen.

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Die weltweit erste erfolgreiche Erdölbohrung war nicht in Texas, nicht im nahen Osten. Nein, sie war in einem kleinen Dorf, das heute kaum noch jemand kennt. In Wietze. Genau hier fand Georg Konrad Hunäus 1858 Erdöl. 1899 wurde Wietze dann zur Boom Town. Bis 1920 war hier das ergiebigste Ölfeld Deutschlands. Über 30 internationale Firmen brachten über 2.000 Bohrungen nieder – bis 1963 die Ölförderung eingestellt wurde.

Im Kern des ehemaligen Förderfeldes ist heute das Deutsche Erölmuseum. Ein Geheimtipp für alle, die sich für Industriegeschichte interessieren. Das Museum zeigte die Geschichte der Ölförderung ebenso wie historische und moderne Bohr- und Fördermaschinen. Nordöstlich von Hannover lagerte das Öl so nahe an der Oberfläche, dass es offen zu Tage trat. Aus so genannten Teerkuhlen wurde es mit Eimern abgeschöpft. Zudem wurde es aus ölhaltigem Sand extrahiert. Seit 1652 diente so gewonnenes Öl als Wagenschmiere und Heilmittel. Noch heute kann man in Hänigsen eine solche Teerkuhle besichtigen.

Zeitweise wurde fast 80 Prozent des deutschen Ölbedarfs in Niedersachsen gefördert. Ein eigenes Pipline-Netz verband die Ölpumpen mit Hannover-Misburg. 1931 wurde hier eine große Raffinerie erbaut.

Die Deurag-Nerag war während des Zweiten Weltkriegs einer der wichtigsten Lieferanten von Spezialschmierölen. 1944 lieferte der Betriebsteil Nerag ca. 40 % der von Deutschland benötigten Flugmotorenöle. Neben den Ölraffinerien wurden auch Anlagen zur Herstellung von synthetischem Benzin unterhalten. Damit war die Deurag-Nerag für die Alliierten ein kriegswichtiges Ziel. Daher wurde Misburg im Rahmen der alliierten Luftoffensive gegen die deutsche Mineralölindustrie bei circa 45 alliierten Luftangriffen auf Hannover von ca. 40.000 Spreng- und Brandbomben getroffen, 60 % der Wohnhäuser wurden vernichtet oder beschädigt. Dabei trafen nur knapp 4 % der Bomben die Raffinerie.

1986 schloss die Deurag-Nerag infolge von Überkapazitäten der deutschen Rohölverarbeitung, Teuerungen auf dem Ölmarkt und angeblicher Überalterung der Raffinerie. Die Werksanlagen wurden in den Folgejahren abgebaut. Zurück blieb eine Industriebrache, die nun nach und nach wieder genutzt wird.

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Bildquellen:

  • Erdölwerke: Youtube - Skater Boy