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Zugepflastertes Hannover – Wie retten wir unsere Städte vor dem Hitzekollaps?

Deutschland ächzt unter der Hitze – und pro Tag verschwinden mehr als 20 Hektar kühlende Grünfläche unter Asphalt und Beton. Die Versiegelung und die damit verbundene Aufheizung der Städte ist für ihre Bewohner:innen mit hohen Gesundheitsrisiken verbunden. Die „ARD Story: Zugepflastert – Wie retten wir unsere Städte vor dem Hitzekollaps?“ (SWR/WDR/NDR/rbb) sucht nach verloren gegangenen Grünflächen auch in Hannover, erstellt neue Datenanalysen und begleitet einen Mannheimer Pflegedienst an Hitzetagen. Zu sehen am 13. August 2025 um 22:50 Uhr im Ersten und ab 8 Uhr am selben Tag vorab in der ARD Mediathek.

Hannovers große Plätze in der Innenstadt

Auch die Plätze in der Innenstadt von Hannover bieten sehr wenig grün und sind nicht sehr einladend an Hitzetagen. Ob vor dem Hauptbahnhof auf dem Ernst-August-Platz, dem Kröpcke, auf dem Steintor oder dem Opernplatz, es dominiert die gepflasterte große Fläche. Grünflächen findet man in der direkten Innenstadt so gut wie keine.

Neuere Planungen in Hannover

Auch bei neueren Umgestaltungen tut sich die Stadt Hannover nicht besonders hervor, was die Entsiegelung von Flächen und mehr Grün in der Stadt angeht.

Schmiedestraße

Neu gestaltete Schmiedestraße – Kein Glanzstück im Kampf gegen den Klimawandel

Ein zentrales Projekt war die Schmiedestraße. In den Planungen hieß es: Unsere Vorstellungen zielen vor allem darauf ab, die trennende Wirkung der Straße zwischen zentraler Innenstadt und Altstadt aufzuheben“, erklärt Stadtbaurat Thomas Vielhaber. Er betrachtet die Schmiedestraße als „Leitprojekt für die gesamte Innenstadtentwicklung“.

2023 war die Schmiedestraße dann fertiggestellt und hinterließ dort einen einzige versiegelte und trostlose Fläche mit wenig Aufenthaltswert. Wenn die Umbauten so ausfallen, dann kann man die Flächen auch weiter dem Autoverkehr überlassen. Das ist kein gelungenes Beispiel für eine Umgestaltung der City. Vor allem wenn man bedenkt, dass die Planungen für das neue Mobilitätskonzept in der Innenstadt auch mehr Lebensqualität für die Bewohner vor Ort bringen sollten.

Ernst-August-Platz Hannover um 1900

Ernst-August-Platz Hannover um 1900

Schon ein Blick auf historische Bilder zeigt wie eine klimafreundliche Stadtgestaltung aussehen könnte.

Zum Beispiel der Ernst-August-Platz vor dem Hauptbahnhof, auf einem Bild von 1900 sieht man große gepflegte Grünflächen und viele schattenspendende Bäume.

Das sieht schon mehr nach dem Ruf aus den Hannover als Grüne Großstadt geniest.

Bepflanzungen könnten Städte vor dem Hitzekollaps retten

Aufgeheizter Asphalt und Beton werden zunehmend zum Problem in deutschen Städten. Die Lösung für das Hitzeproblem ist bekannt: Bis zu zehn Grad können Bäume die Städte herunterkühlen. Ob Unternehmen mit großen Werksgeländen, Schulhöfe, Parkplätze: Eine entsprechende Bepflanzung dieser Flächen könnte Städte also vor dem Hitzekollaps retten. Die Filmemacherinnen Gesine Enwaldt und Melanie Stucke machen sich in der Doku auf die Suche nach dem an Asphalt und Beton verloren gegangenen Grün und setzen gemeinsam mit dem Transparenzportal „FragDenStaat“ und dem Karlsruher Institut für Technologie eine große Datenrecherche auf: Die Forschenden nehmen mit Köln, Mannheim, Stuttgart, Braunschweig, Hannover und Frankfurt (Main) sechs besonders versiegelte und besonders heiße Städte unter die Lupe und dokumentieren, welchen Anteil dort Bäume am Stadtbild haben.

Hitze als Gesundheitsrisiko für Menschen

Außerdem begleiten die Autorinnen den Mannheimer Pflegedienstleiter Ilyas Demiroglu, der an Hitzetagen dafür sorgt, dass seine Patient:innen den Sommer überstehen. Dabei setzt die Hitze auch dem Vierunddreißigjährigen zu. Mithilfe modernster Messtechnik dokumentiert der Film, wie sich Arbeitstage bei extremer Hitze konkret im Körper von Ilyas Demiroglu auswirken.

Abpflastern heißt das neue Zauberwort

Wie es gehen kann zeigt Hamburg. Ein neuer digitaler Wettbewerb „Abpflastern“ wurde 2025 gestartet. Mit einem Förderprogramm zur Entsiegelung von Flächen wird das abpflastern unterstützt. Die Förderung beträgt 50 Prozent der förderfähigen Investitionskosten für Privatpersonen beziehungsweise 30 Prozent für Unternehmen und sonstige Organisationen, die Förderhöchstgrenze ist auf 25.000 Euro je Grundstück begrenzt.

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Mehr Informationen

Vorbild für die Aktion ist der niederländische Entsiegelungswettbewerb Tegelwippen. Bei diesem Entsiegelungswettbewerb geht es darum, welche Stadt oder Gemeinde die meisten Pflastersteine oder Fliesen durch Grünflächen ersetzt. Durch das Tegelwippen wurden bis 2024 insgesamt 9 Millionen Pflastersteine gegen Rasen, Blumen oder Bäume ersetzt. Zu gewinnen gibt es die Goldene Fliese und weitere attraktive Preise in verschiedenen Kategorien.

Jungfernstieg in Hamburg

Jungfernstieg in Hamburg vor dem Umbau

Allerdings ist in Hamburg auch nicht alles Gold. Der Umbau der Jungfernstieg zeigt, dass man sich auch hier schwertut mit konsequenter Entsiegelung. Der Autoverkehr wurde zwar erfolgreich zurückgedrängt von dieser Flaniermeile in der Innenstadt, nur Grün ist hier schon in der Planung eher Mangelware geblieben. Die Visualisierung zeigt eine Baumreihe mehr, aber das war es dann auch schon. Keine Grünflächen oder Blumenrabatten, nur versiegelter Boden.

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