Kunst & Kultur

Das Denkmal der Kings German Legion

Unter dem Titel „Befreiung“ reichte Heinrich Wedemeyer seinen Wettbewerbsbeitrag ein, der mit dem 1. Preis ausgezeichnet wurde. Das Foto zeigt das Gipsmodell für die Figurengruppe des KGL-Denkmals. (Stadtarchiv Hannover HR 13 Nr. 672, fol. 2r)

Unter dem Titel „Befreiung“ reichte Heinrich Wedemeyer seinen Wettbewerbsbeitrag ein, der mit dem 1. Preis ausgezeichnet wurde. Das Foto zeigt das Gipsmodell für die Figurengruppe des KGL-Denkmals. (Stadtarchiv Hannover HR 13 Nr. 672, fol. 2r)

Gips-Modelle zurück in Hannover im Historischen Museum Hannover

Ausstellungsdauer: bis 31.05.2017

Historisches Museum Hannover
Pferdestraße 6
30159 Hannover

Öffnungszeiten
Di 10:00 – 19:00 Uhr
Mi-Fr 10:00 – 17:00 Uhr
Sa 10:00 – 18:00 Uhr
So 10:00 – 18:00 Uhr
Feiertage 10:00 – 18:00 Uhr

Mit der Französischen Revolution 1789 änderte sich die politische Lage in ganz Europa einschneidend. Es begann eine Phase militärischer Konflikte zwischen dem revolutionären Frankreich und den europäischen Staaten, die die alten Zustände wieder herstellen wollten.

Planzeichnung des Legionsdenkmals, 1915 Man kann erkennen, welche gewaltigen Ausmaße das Denkmal haben sollte, erreichte es doch eine Gesamthöhe von 15,30 m. Die Reliefs waren für den Sockel vorgesehen, der zusätzlich die Widmungsinschrift „Der Königlich Deutschen Legion 1803-1816 das dankbare Volk“ sowie die Namen aller 41 Schlachten und Gefechte tragen sollte, an der die KGL beteiligt war. (Stadtarchiv Hannover HR 13 Nr. 674, fol. 73r)

Planzeichnung des Legionsdenkmals, 1915
Man kann erkennen, welche gewaltigen Ausmaße das Denkmal haben sollte, erreichte es doch eine Gesamthöhe von 15,30 m. Die Reliefs waren für den Sockel vorgesehen, der zusätzlich die Widmungsinschrift „Der Königlich Deutschen Legion 1803-1816 das dankbare Volk“ sowie die Namen aller 41 Schlachten und Gefechte tragen sollte, an der die KGL beteiligt war.
(Stadtarchiv Hannover HR 13 Nr. 674, fol. 73r)

1803 besetzten französische Truppen das Kurfürstentum Hannover. Napoleon erzwang die Auflösung des hannoverschen Heeres. Ein Teil der Offiziere und Soldaten flüchtete nach Großbritannien, das mit Hannover durch Personalunion verbunden war. König Georg III. ließ aus diesen Soldaten eine Truppe in englischem Sold aufstellen, die „Kings German Legion“.

Einheiten der KGL waren beteiligt an der Besetzung Kopenhagens (1807), kämpften in Pommern und auf Sizilien. Besondere Bekanntheit erlangte die Teilnahme der KGL am Krieg gegen Napoleon in Spanien und Portugal. Sie nahm an der Befreiung Norddeutschlands 1813/14 teil und natürlich auch an der Schlacht von Waterloo 1815.

Aus Anlass der Hundertjahrfeier der Schlacht von Waterloo gründete sich 1913 ein Komitee, das Geld zur Errichtung eines Denkmals für die KGL in Hannover sammelte. Es sollte am Königsworther Platz aufgestellt werden. Unterstützung fand der Plan bei Stadtdirektor Tramm und den städtischen Kollegien, die einen Zuschuss von 10.000 Mark bewilligten.

Entwurfszeichnung für den Standort des Denkmals am Königsworther Platz. Vorschlag Professor Dr. German Bestelmeyer vom 5.6.1914. (Stadtarchiv Hannover HR 13 Nr. 674, fol. 5r)

Entwurfszeichnung für den Standort des Denkmals am Königsworther Platz. Vorschlag Professor Dr. German Bestelmeyer vom 5.6.1914.
(Stadtarchiv Hannover HR 13 Nr. 674, fol. 5r)

Im Februar 1914 startete der Denkmalausschuss einen künstlerischen Wettbewerb, aus dem der aus Niedersachsen stammende, aber in Dresden lebende Bildhauer Heinrich Wedemeyer (1867-1941) als Sieger hervorging.

Wenige Wochen später brach der 1. Weltkrieg aus. Die Realisierung des Denkmalprojektes wurde deshalb ausgesetzt. Aber auch nach 1918 war nicht an eine Ausführung des Denkmals zu denken. Immerhin arbeitete das Komitee weiter und 1923 wurden in einer Gießerei in Lauchhammer (Niederlausitz) Gipsmodelle der Figurengruppe und der Reliefs für den Denkmalsockel in Originalgröße hergestellt.
In den folgenden Jahren gab es nur noch gelegentliche Vorstöße zur Realisierung des Denkmalprojektes. Der Ausbruch des 2. Weltkrieges beendete schließlich alle Aktivitäten.

Nach Kriegsende kam das Denkmal jedoch unerwartet wieder auf den Tisch. Die Kunstgiesserei Lauchhammer benötigte Platz und kündigte dem hannoverschen Oberbürgermeister die Vernichtung der Modelle an.

Damit war die Geschichte des Denkmals aber keineswegs zu Ende. Wedemeyer hatte von den Reliefs für den Denkmalsockel Abgüsse anfertigen lassen. Eine Freundin, die Grafikerin Erna Ottilie Bercht, hatte diese Abgüsse in Sicherheit bringen lassen und offerierte sie nun der Stadt Hannover. Es entstand ein jahrelanger Briefwechsel zwischen den Verwaltungen in Hannover und Dresden, der aber ohne Resultat blieb. Erst 1965 lebten die Bemühungen, die Reliefs nach Hannover zu bringen, wieder auf. Aber mitten im Kalten Krieg hatten beide Seiten wenig Interesse an der Angelegenheit. Immerhin erfuhr man in Hannover jetzt, dass die Reliefs mittlerweile in die Nationalgalerie in Berlin verbracht worden waren.

Es vergingen weitere fünfzig Jahre, bis Professor Dr. Gerhard Schneider sich bei seinen Forschungen der Geschichte des KGL-Denkmals widmete. Im Zuge der Aufarbeitung der Denkmalakten im Stadtarchiv richtete er eine Anfrage an die Alte Nationalgalerie, um den Verbleib der Reliefs zu erkunden. Es stellte sich heraus, dass diese dort als unbekannter Fremdbesitz verzeichnet waren. Nach Beibringung geeigneter Eigentumsnachweise wurde zwischen der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und dem Historischen Museum eine Rückgabevereinbarung geschlossen.

Literatur: Gerhard Schneider: Das Denkmal zu Ehren der Königlich Deutschen Legion, in: Hannoversche Geschichtsblätter 70/2016.

Präsentation der Gipsmodelle in der Dauerausstellung des Historischen Museums Hannover

BD 090952
Präsentation der Gipsmodelle in der Dauerausstellung des Historischen Museums Hannover

Die gut geführten Verwaltungsakten und sehr guten Überlieferungen im Stadtarchiv sowie das ehrenamtliche Engagement von Prof. Dr. Schneider, Prof. für Geschichtsdidaktik, ermöglichen Entdeckungen wie die dieser Gipsentwürfe. Das Archiv bietet Möglichkeiten für spannende historische Forschung. Historische Dokumente der Stadtverwaltung, die im Stadtarchiv bewahrt werden, sind die Grundlage für Nachweise das Objekte wie die Gipse des KGL-Denkmals städtisches Eigentum sind und nach Hannover gehören.

Aufgrund dieser Forschungen konnte durch das Museum (Dr. Fahl) die Übergabe der bisher in Berlin unerkannt liegenden Objekte organisiert werden. Besonders hervorzuheben ist die reibungslose und gute Zusammenarbeit mit damalige Direktor der Alten Nationalgalerie und (seit 1. Oktober 2016 Direktor des Städel Museums Frankfurt), Dr. Philipp Demandt und der Stiftung preußischer Kulturbesitz.

Hannover gibt nicht nur Kulturgegenstände zurück, sondern bekommt auch Dinge wieder.

Bis zum Beginn des Umbaus der Dauerausstellung sind die Gipsmodelle in der ersten Etage des Historischen Museums zu besichtigen.

Bildquellen:

  • BD 090594 Unter dem Titel „Befreiung“ reichte Heinrich Wedemeyer seinen Wettbewerbsbeitrag ein, der mit dem 1. Preis ausgezeichnet wurde. Das Foto zeigt das Gipsmodell für die Figurengruppe des KGL-Denkmals. (Stadtarchiv Hannover HR 13 Nr. 672, fol. 2r): hannover.de
  • BD 090595 Planzeichnung des Legionsdenkmals, 1915 Man kann erkennen, welche gewaltigen Ausmaße das Denkmal haben sollte, erreichte es doch eine Gesamthöhe von 15,30 m. Die Reliefs waren für den Sockel vorgesehen, der zusätzlich die Widmungsinschrift „Der Königlich Deutschen Legion 1803-1816 das dankbare Volk“ sowie die Namen aller 41 Schlachten und Gefechte tragen sollte, an der die KGL beteiligt war. (Stadtarchiv Hannover HR 13 Nr. 674, fol. 73r): hannover.de
  • BD 090596 Entwurfszeichnung für den Standort des Denkmals am Königsworther Platz. Vorschlag Professor Dr. German Bestelmeyer vom 5.6.1914. (Stadtarchiv Hannover HR 13 Nr. 674, fol. 5r): hannover.de
  • Präsentation der Gipsmodelle in der Dauerausstellung des Historischen Museums Hannover: hannover.de
  • Denkmal der Kings German Legion: hannover.de