Friedhöfe, Historisches, Südstadt-Bult

Gartenfriedhof Hannover

Gartenfriedhof

Gartenfriedhof

Der Gartenfriedhof in Hannover wurde 1741 angelegt und liegt an der 1749 erbauten Gartenkirche. Friedhof und Kirche sind nach der hier ansässigen Gartengemeinde außerhalb des Stadtmauerrings vor dem Aegidientor benannt worden.

Am Eingang an der Ecke von Warmbüchenstraße und Arnswaldtstraße informiert eine Tafel über die Entstehung und Entwicklung des Gartenfriedhofs. 1741 kaufte der Magistrat der Stadt Hannover ein Gelände außerhalb der Stadtmauern. Dieses Grundstück wurde als Kirchof vor dem Aegidientor für die Gemeinde ausgewiesen.

„Wo sie ruhen“ auf dem Gartenfriedhof Hannover

Über 1.000 Gräber im gesamten Bundesgebiet erzählen in diesem Projekt ihre Geschichte. Für Hannover wurde der Gartenfriedhof für das Projekt „Wo sie ruhen“ ausgewählt. Die App bietet die Chance, dessen Geschichte und die berühmten Persönlichkeiten, die hier begraben wurden kennezulernen. Darunter sind beispielsweise Goethes Lotte, Caroline Herschel (Astronomin) oder Heinrich Tramm (Architekt des Welfenschlosses und des Henriettenstiftes) die so überregional zugänglicher und bekannter gemacht werden.

Geschichte

Die Namen „Gartenfriedhof“ und „Gartenkirche“ weisen auf die Entstehung der Gemeinde und ihres Friedhofs aus der Gartengemeinde des 18. Jahrhunderts hin. Der heutige Stadtteil Südstadt lag damals vor der Stadtmauer und vor dem Aegidientor und wurde von den sogenannten „Gartenleuten“ überwiegend für Acker- und Gemüsebau genutzt. Diese Gemüsebauern, wegen ihrer einfachen Behausungen, den Katen, auch „Gartenkosaken“ (Kosaken = Verballhornung von „Kothsassen“) genannt, versorgten mit ihren Produkten die Stadt Hannover.

Seit den 1950er Jahren war der Friedhof starkem Verfall ausgesetzt, vor allem was die Grabsteine aus Sandstein und die eisernen Umfassungsgitter betrifft. Luftverschmutzung, aber auch Vandalismus und der (bis heute andauernde) Missbrauch des Friedhofs als Hundetoilette trugen das ihre dazu bei. Da der alte Friedhofszaun während des Zweiten Weltkriegs eingeschmolzen worden war, wurde seit 1984 das ehemalige Gitter der Kanalbrücke im hannoverschen Stadtteil Vinnhorst hierher versetzt und als Zaun montiert.

Grabmale

Der Gartenfriedhof Hannover ist die letzte Ruhestätte vieler Persönlichkeiten der Stadt. Zu den prominenten Grabstätten zählen unter anderem die letzten Ruhestätten von Charlotte Kestner (die am 16. Januar 1828 in Hannover verstorbene Muse Johann Wolfgang von Goethes war das Vorbild der Lotte in „Die Leiden des jungen Werthers“), Caroline Herschel (nach der 1848 beigesetzten Astronomin wurde die auf dem Kopf stehende Nana von Niki de Saint Phalle am Leibnizufer gegenüber der Altstadt benannt) und der hannoversche Maler und Satiriker Johann Heinrich Ramberg (1763–1840).

Heinrich Bernhard Röhrs
1776 – 1835

Kaufmann, Senator
Röhrs entschied sich für den Beruf des Kaufmanns und erwarb in Handelshäusern in ganz Deutschland die nötigen Kenntnisse über Handelsbranchen und -beziehungen in Europa. Als nach dem Wiener Kongress 1815 in Europa die wirtschaftliche Entwicklung in Schwung kam, eröffnete er ein Wollgeschäft, später auch einen Tuchhandel mit Export nach Frankreich, England und in die Niederlande sowie in den asiatischen Raum. Sein Handelsunternehmen florierte und allein in Hannover bestritten 20 Familien davon ihren Lebensunterhalt. Der sehr geschätzte Unternehmer wurde 1825 vom Magistrat zum Senator gewählt und verwaltete erfolgreich die städtischen Finanzen.

Von eisernem Gitter eingefasstes Grabbett mit hoher Stele. Darauf eingelassenes Bronzerelief des Verstorbenen, gefertigt vom Künstler und Bildhauer Ernst von Bandel (*1800-†1876). Der Stamm eines Spitzahorns schlängelt sich durch einige Gitterstäbe und brachte der Grabstätte die Bezeichnung „Eisenfressergrab“ ein.

Charlotte Sophie Henriette Kestner, geb. Buff
1753 – 1828

Grabmal Charlotte Sophie Henriette Kestner

Grabmal Charlotte Sophie Henriette Kestner

Muse des jungen Goethe, Witwe des Hofrats Johann Christian Kestner (*1741 – †1800)
Charlotte Kestner erlangte große Berühmtheit als Vorbildfigur der Lotte in Goethes erstem Roman „Die Leiden des jungen Werther“, der 1774 erschien. Als junger Gerichtspraktikant am Reichskammergericht lernte Goethe Charlotte Buff in Wetzlar kennen und verliebte sich in sie. Charlotte war jedoch mit dem ebenfalls zur Ausbildung in Wetzlar tätigen Archivsekretär Kestner verlobt, den sie 1773 heiratete und mit ihm nach Hannover zog. Goethes Roman entwickelte sich zum „Bestseller“ der Literaturgeschichte und viele reisten an, um die Protagonistin, später auch ihr Grab auf dem Gartenfriedhof, zu sehen. Familie Kestner zog in die Aegidienneustadt und war in die kulturell aktive Gesellschaft während der „Goldenen Tage von Hannover“ im ausgehenden 18. Jahrhundert eingebunden. Unter ihren Nachkommen war auch August Kestner, der seine Antiken-Sammlung seinem Neffen Hermann vermachte, der wiederum Bauherr des Kestner Museums gewesen ist und diese Sammlung dort beherbergen konnte. Der Architekt von Kestners Grabstein ist der Ehemann ihrer Enkelin Wilhelmine, Hofbaumeister Georg Ludwig Friedrich Laves (*1788-†1864). Zum Ensemble, das heute mit einem filigranen niedrigen Zaun umgeben ist, gehören die Grabkreuze des Enkels, Georg Wilhelm Carl Theodor Kestner, Auditor in der Justizkanzlei (*1806-†1831), und der Urenkelin Maria Ernestine Charlotte Laves (*1824-†1838). Aus einem einzigen Gesteinsblock gefertigter Pfeiler auf Sockelplatte, hohe klassizistische Dachbekrönung mit Eckakroterien, Palmetten, Voluten und Blütenglocken, Dachgesims mit Eierstab- und Perlschnurfries, mit Wasserlaubfries eingefasste Inschriftentafeln, Blattwellenfries mit Blüten unten.

Henriette Juliane Caroline von Rüling, geb. von Willich
1756 – 1782

Grabmal Henriette Juliane Caroline von Rüling

Grabmal Henriette Juliane Caroline von Rüling

Ehefrau des Hof- und Kanzleirats Georg Ernst von Rüling
Sie war Mutter von drei kurz nach der Geburt gestorbenen Söhnen und starb mit 26 Jahren an Schwindsucht. Dieses bedauerliche Schicksal war jedoch nicht allein der Grund für die Berühmtheit, die das Rüling‘sche Grab in der Vergangenheit erlangte. Eine wild aufgewachsene Birke hatte schon im 19. Jahrhundert mit ihren Wurzeln die schwere Sockelplatte gesprengt und einen Hohlraum im Grabinneren erspähen lassen. Aufgrund dessen und der ausdrücklichen Mahnung am Erbbegräbnis „Dieses auf ewig gekaufte Begraebnis darf nie geöffnet werden.“ wurde das Grab als „Geöffnetes Grab“ eine bekannte Sehenswürdigkeit und eines der sieben Wahrzeichen der Stadt. Mehrfach wurde die Birke nachgepflanzt, zuletzt im Jahr 2010, als die über 70 Jahre alte Vorgängerbirke erneut umzustürzen drohte. Unprofilierter Sarkophag mit darüber geworfenem Bahrtuch auf erhöhter Sockelplatte und Bodenplatte, von Bahrtuch umhüllte Fackel, Tränenkrüglein, Umzäunung aus schmiedeeisernem Gitter.

Stadtplan

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Mehr Informationen

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Bildquellen:

  • Gartenfriedhof: www.hannover-entdecken.de
  • Gartenkirche: www.hannover-entdecken.de
  • Friedhof an der Marienstrasse: www.hannover-entdecken.de
  • Stadttafel: www.hannover-entdecken.de
  • Historischer Grabstein: www.hannover-entdecken.de
  • Scillablüte: www.hannover-entdecken.de
  • Grabkreuz: www.hannover-entdecken.de
  • Denkmal Gartenfriedhof: www.hannover-entdecken.de
  • Frühlingsblüte: www.hannover-entdecken.de
  • Infotafel: www.hannover-entdecken.de
  • Grabsteine: www.hannover-entdecken.de
  • Grabmal Heinrich Bernhard Röhrs: www.hannover-entdecken.de
  • Eingewachsener Zaun: www.hannover-entdecken.de
  • Grabmal Charlotte Sophie Henriette Kestner: www.hannover-entdecken.de
  • Grabmal Henriette Juliane Caroline von Rüling: www.hannover-entdecken.de